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Cypherpunks

Cypherpunks

Titel: Cypherpunks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérémie Andy; Zimmermann Jacob; Müller-Maguhn Julian; Appelbaum Assange
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das, insbesondere aufgrund dieser Datensammlung. Aber sie geben mir jedes Mal andere Antworten. Die Standardantwort lautet: »Weil wir es können.« Und ich erwidere: »O.K., ich stelle ihre Befugnis nicht in Abrede – na ja, eigentlich schon, aber gerade in diesem Augenblick nicht –, ich möchte nur wissen, warum es mir passiert.« Dann sagen mir die Leute immer: »Tja, liegt das nicht auf der Hand? Sie arbeiten doch an Tor.« Oder ich bekomme zu hören: »Sie stehen doch Julian nahe, was haben Sie erwartet?« Es ist faszinierend für mich, weil mir all die verschiedenen Leute, die mich festhalten – gewöhnlich Beamte der Zoll- und Grenzschutzbehörde oder der Einwanderungs- und Zollbehörde der Vereinigten Staaten – in allererster Linie sagen, es sei deswegen, weil sie die Befugnis dazu haben. Sie haben mir auch schon Stuss wie diesen erzählt: »Oh, erinnern Sie sich an den 11. September? Deshalb«, oder: »Weil wir möchten, dass Sie uns ein paar Fragen beantworten und dies der Ort ist, wo Sie am wenigsten Rechte haben, zumindest behaupten wir das.«
    Und in dieser Lage verweigern sie dir einen Anwalt, sie lassen dich nicht auf die Toilette gehen, geben dir aber Wasser zu trinken, sie geben dir etwas Harntreibendes zu trinken, um dich davon zu überzeugen, dass du in Wirklichkeit irgendwie kooperativ sein möchtest. Sie haben das gemacht, um Druck auszuüben, aus politischen Gründen. Sie haben mich gefragt, was ich vom Irakkrieg, was ich vom Afghanistankrieg halte. Im Grunde haben sie mit jedem Schritt die Taktik des FBI beim Counter-Intelligence Program (COINTELPRO) des FBI wiederholt (dieses umfassende Programm verdeckter Operationen im Inland, das die Behörde zwischen 1956 und 1971 durchführte). Insbesondere haben sie zum Beispiel versucht, ihre Befugnis zu bekräftigen, politische Realitäten in meinem eigenen Leben zu ändern und Druck auf mich auszuüben, sie nicht nur zu ändern, sondern sich einen besonderen Zugang zu dem zu verschaffen, was in meinem Kopf vorgeht. Und sie haben mein Eigentum beschlagnahmt. Ich kann all die Dinge, die mir passiert sind, nicht wirklich frei erörtern, weil das ein extrem grauer Bereich ist, wo ich nicht wirklich weiß, ob ich auch nur darüber sprechen darf oder nicht. Ich bin sicher, dass dies auch anderen Leuten passiert ist, aber ich habe davon nie etwas erfahren.
    Ich war mal auf dem Flughafen von Toronto auf der Heimreise von einem Familientreffen dort. Ich war auf der Rückreise nach Seattle, wo ich damals gelebt habe, und man hat mich festgehalten, mich ein zweites Mal durchsucht, und dann ein drittes Mal, und dann bin ich schließlich in eine Verwahrzelle gekommen. Da haben sie mich so lange festgehalten, bis ich, als ich schließlich freigelassen wurde, den Flieger verpasst hatte. Aber da gibt es eine Kuriosität, nämlich dass diese Bereiche für Untersuchungshaft tatsächlich technisch gesehen US-Hoheitsgebiet auf kanadischem Boden sind, und eine Bestimmung da besagt, dass du, wenn du deinen Flug verpasst hast oder esnoch lange bis zum nächsten Flug dauert, den Bereich verlassen musst. Technisch gesehen wurde ich also aus den USA rausgeschmissen, indem man mich so lange festgehalten hatte. Ich musste wieder in Kanada einreisen, bin durch das ganze Land geflogen, habe mir ein Auto gemietet und bin zur Grenze gefahren. Und an der Grenze hat man mich gefragt: »Wie lange waren Sie in Kanada?«, und ich antworte: »Tja, fünf Stunden plus die Zeit, in der ich in Toronto festgehalten wurde.« Ich war also acht Stunden in Kanada gewesen, und da sagen die: »Also, dann kommen Sie mal rein, wir halten Sie wieder fest.« Dann haben sie mein Auto auseinandergenommen und meinen Computer und alles durchsucht und mich festgehalten. Nach einer halben Stunde durfte ich auf die Toilette gehen, sie waren sehr gnädig, könnte man sagen. Das ist, was sie die Grenzdurchsuchungsausnahme nennen – sie verhalten sich so, weil sie, wie sie behaupten, die Fähigkeit dazu haben, und niemand macht ihnen diese streitig. 106
    JULIAN: Das ist dir also passiert. Wenn ich aber höre, was die Chinesen, mit denen ich spreche, über die »Große Firewall« Chinas sagen – die für uns im Westen ein Mittel der Zensur ist, weil sie chinesische Bürger daran hindert, zu lesen, was außerhalb ihres Landes über die chinesische Regierung im Westen und von chinesischen Dissidenten und Falun Gong und der BBC und, um fair zu sein, in der Propaganda über China gesagt wird –, dann sind sie

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