Cyrion
übrig. Sagt mir, was soll ich tun?«
»Worauf Euer Möchtegern-Mörder hofft. Ordnet an, daß jemand zu ihm geht und ihm sagt, der fremde Ritter sei gefunden und getötet worden und daß Ihr jetzt mit - Cyrion - sprechen und ihm danken möchtet. Gewährt ihm die Audienz, um die er gebeten hat.«
»Aber er wird mich töten. Man kann sie nicht aufhalten, nicht töten, bis die Tat vollbracht ist.«
»Ich weiß das. Unverwundbar, unaufhaltsam, verschlagen - und sehr oberflächlich, was Details betrifft. Ich will Euch erklären, was ich meine.«
Weniger als eine halbe Stunde später wurde der falsche Cyrion, der seine Einladung mit scheinbarem Gleichmut entgegengenommen hatte, in das Zimmer des Großmeisters von Klove geführt und hinter ihm schloß sich die Tür.
Der Assassine zögerte nicht einen Augenblick. Ein Blick auf die hoch aufgerichtete Gestalt in dem geschnitzten Stuhl genügte. Wortlos und mit gnadenloser Entschlossenheit riß der Mörder das unter dem Nomadengewand verborgene Schwert hervor und stürmte vorwärts. Dann hob er das Schwert mit beiden Händen und führte einen furchtbaren, tödlichen Schlag, der Halssehnen und Luftröhre durchschnitt und beinahe den ganzen Kopf vom Körper trennte.
Dann glitt ihm das Schwert aus der Hand, und der Assassine sank zu Boden, mit glasigen Augen, schlaffen Lippen, ein Schwachsinniger, jetzt, wo das Ziel erreicht war.
Als er dort kniete, trat von hinten ein anderer an ihn heran und enthauptete ihn.
Der Großmeister stand mit dem blutigen Schwert in der Hand über dem Leichnam seines geköpften Gegners. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Auch nicht, als er zu der blutigen Leiche in seinen Gewändern und seinen Stuhl aufblickte. Über dem aufgeschlitzten Hals und unter dem Helm mit dem Kamm aus reinem Gold, war das Gesicht des Meisters Provinzial leer. Er hatte die Besinnung nicht wiedererlangt, was in gewisser Weise bedauerlich war; denn er hatte bekommen, wonach er sich gesehnt hatte, wenn auch nur für kurze Zeit und nicht auf die Art, die er sich vorgestellt hatte. Zehn Minuten lang war er der Großmeister von Klove gewesen.
Endlich sprach Hulem.
»Die erste Schlacht habe ich gewonnen. Obwohl ich immer noch im Krieg mit der Tauben-Loge von Heruzala liege.«
Cyrion sah ihn an.
»Darüber könnte man streiten. Ich glaube, dies war eine Prüfung für Euch. Sie behaupten, Euch für Eure Schwäche bestrafen zu wollen. Schickt ihnen diese zwei Köpfe in einem hübschen Kasten. Und als Botschaft dazu:>So grüßt der Schwache seine Feinde. <«
Fünftes Zwischenspiel
Als die Geschichte über die Engelsritter zu Ende war, war die Brünette auch fertig mit dem Essen. Während sich die übrigen Gäste, einschließlich des wohlbeleibten Priesters, nach und nach um Roilants Tisch versammelt hatten, war sie mit ihrer kleinen Dienerin an ihrem Platz geblieben, umgeben von Hyazinthen und Tigerlilien.
Der Wein, den der Gelehrte bezahlt hatte, war ausgetrunken und die Kaufleute sorgten für Nachschub. Man diskutierte die Fähigkeiten Cyrions, der anscheinend nicht nur ein
Schwertkämpfer und Rätsellöser war, sondern, bei Luzifael, auch ein Meister der Verkleidung.
Roilant, der während der Geschichte stumm vor sich hin gebrütet hatte, beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Irgend etwas wurmte ihn. Er schien sich aber selbst nicht ganz sicher zu sein, was.
Der Wein wurde gebracht und auf den Tisch gestellt und dazu noch eine schwarze Flasche, die nicht bestellt worden war.
»Was ist das?«
Der Wirt eilte herbei.
»Das ist unser allerbester Wein. Er ist für den rothaarigen Herrn.«
»Ich habe ihn nicht bestellt«, protestierte Roilant unbehaglich.
»Nein. Gerade eben war ein Kind an der Küchentür, mit Geld und der Nachricht, daß Euch dieser herrliche Wein serviert werden, sollte.«
Die Gesellschaft um und an dem Tisch tat ihre Bewunderung kund.
»Wer hat das Kind geschickt?« fragte der Gelehrte.
»Er sagte, ein blonder Mann hätte ihn auf der Straße angehalten und ihm den Auftrag gegeben.«
»Ein blonder Narr, einem Straßenjungen Geld anzuvertrauen«, sagte eine der Dirnen weise - vielleicht eine Erinnerung an ihre eigene Jugendzeit.
»Anscheinend konnte man dem Kleinen aber tatsächlich vertrauen.«
»Aber«, erkundigte sich der Gelehrte weiter, »gehörte zu dem Wein nicht vielleicht auch ein Botschaft?«
»Nicht daß ich wüßte«, sagte der Wirt des Honiggartens.
Roilant betrachtete die Flasche, als hoffte er, daß sie zu
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