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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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erlebt hat, nicht sonderlich gefiel«, murmelte Thrax und machte einen Schritt auf den Toten zu. Levante war bei aller Besonnenheit ein fanatischer Soldat gewesen, der die Hondh mit jeder Faser seines Selbst zu hassen gelernt hatte, weitaus intensiver und brennender, als Thrax dies selbst in jungen Jahren empfunden hatte. Für Levante waren die Hondh kein abstrakter, unnahbarer Feind gewesen, sondern etwas Persönliches. Thrax hatte nie ganz verstanden, warum das so war. Es musste etwas mit dem Lebensweg des Mannes zu tun gehabt haben.
    »Wollte er in seinem Schiff sterben – so auf die romantisch-altmodische Art und Weise?«, fragte Spoon.
    »Das ist zwar nicht unmöglich, hört sich aber nicht nach ihm an«, erwiderte Thrax. »Levante war ein effizient denkender Mensch. Er tat nichts ohne Grund, und dieser Grund diente immer dem Krieg, niemals sich selbst. Levante war der Krieg. Er dachte an nichts anderes, sein Handeln war davon erfüllt. Außerhalb des Krieges existierte dieser Mann gar nicht.«
    »Was dann?«
    Thrax beugte sich vor.
    »Das da stimmt nicht«, sagte er leise. Er streckte eine Hand aus, ergriff die verschrumpelten Finger der linken Hand des Toten, fast zärtlich, sicher unendlich vorsichtig.
    »Ein Ring«, kommentierte Skepz. »Akademiering. Du trägst den gleichen.«
    Thrax sah auf und schaute Skepz mit einem Lächeln an.
    »Wo trage ich ihn?«
    Skepz runzelte die Stirn, betrachtete die Hände beider Männer, dann hob sie ihre eigenen, die Finger gespreizt. »Rechts. Den Akademiering trägt man immer rechts, das tu ich auch … oh!«
    Thrax zog den Ring von Levantes linkem Ringfinger. Er glitt nahezu mühelos in seine Handfläche.
    »Carl war ein extrem sorgfältiger Mann. Ich glaube nicht, dass er den Ring aus Achtlosigkeit an der linken Hand getragen hat.«
    Skepz schaute auf das Schmuckstück und nickte. »Eine Nachricht?«
    »Wir nehmen ihn mit und untersuchen ihn auf der Interceptor«, erklärte Thrax.
    Er sah auf die Leiche hinab. Aus irgendeinem Grunde empfand er Dankbarkeit – und das Gefühl von Kameradschaft, über die Kluft von Jahrhunderten hinweg. Er wusste zwar immer noch nicht, warum der Kapitän der Tanaka sich dazu entschlossen hatte, hier in den Resten seines Schiffes den Tod zu suchen, aber er ahnte, dass es sich dabei um mehr handelte als eine romantische oder gar trotzige Geste eines abgehalfterten Soldaten.
    Seine Hand schloss sich um den Ring und er wandte sich ab.

Drei Stunden später glitt eine nackte Interceptor, sorgfältig gesteuert von Carlisle, aus dem Trümmerfeld in den offenen Raum, soweit die Oort’sche Wolke als »offen« bezeichnet werden konnte. Stattdessen war hier eine recht hohe Konzentration an Himmelskörpern von sehr klein bis Planetoidengröße zu finden, was dazu führte, dass Carlisle tatsächlich große Vorsicht walten lassen musste. Außerdem wollten sie nicht mit zu hoher Geschwindigkeit ins Sonnensystem hereinplatzen, daher würde ihre Reise noch einige Wochen dauern. Irgendwann »demnächst« – wann genau, war kaum zu erahnen – würden die Ortungseinrichtungen des Sonnensystems von der Gegenwart des Schiffes Notiz nehmen, genauso wie die Überwachungsstationen der Hondh. Von Letzteren hatten sie, wenn alles klappte, jetzt nichts mehr zu befürchten. Alle Waffensysteme waren fein säuberlich versiegelt in einem Lagerraum des Segments verstaut, leicht und schnell zugänglich, wenn man wusste, wo sie sich befanden. Spoon meinte, im Notfall könne man die Systeme binnen einer Stunde wieder an Bord schaffen und anschließend installieren, wenn sich die Interceptor wieder auf dem Weg befand.
    Doch warum sollte das geschehen – und wohin sollte das Schiff dann unterwegs sein?
    Thrax wollte sich mit dieser Aussicht nicht befassen. Er hoffte vielmehr, dass die Zustände auf Terra nicht so schlimm sein würden, wie sich manche das insgeheim ausmalten – es gab keine Hinweise auf große Not oder brutale Unterdrückung, die Menschen schienen ein recht friedliches und normales Leben zu führen. Das würde bedeuten, dass man die Interceptor außer Dienst stellen würde, was nur für Carlisle ein Problem darstellte. Andererseits gab es weiterhin überlichtschnelle Raumfahrt, also bestand möglicherweise noch Bedarf für einen Navigator. Vielleicht, so träumte Thrax, überließ man ihnen die Interceptor und sie durften private Flüge unternehmen. Sich selbständig machen. Geld verdienen, ganz auf eigene Faust. Keine so entsetzliche Vorstellung, wenn

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