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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wird das auffallen.«
    »Dann werde ich auf herkömmliche Art beschattet.«
    »Wir ganz bestimmt. Aber wir haben sie abgehängt. Es hat eine Weile gedauert, aber nach einer Stunde wussten wir, wer sie waren, und konnten Gegenmaßnahmen ergreifen.«
    »Und ich dachte, es genügt, die Komverbindung so sicher wie möglich zu machen«, murmelte Roarke. »Können wir jetzt sicher sein, dass uns keiner gefolgt ist oder zuhört?«
    »Nein«, antwortete Thrax kategorisch. »Und die Tatsache, dass Sie den Sender getragen haben, zeigt ja, dass man über Ihre Aktivitäten durchaus Bescheid weiß. Wie nannten Sie Ihre Gruppe? Verein der Freien, ja?«
    Roarke nickte. Er war nicht mehr halb so selbstsicher wie damals, als er Thrax in der Gosse aufgelesen hatte. Sie saßen in einem Café in einem Vorort von Beijing, der schon fast ländlich wirkte. Ihrem Treffen war eine mehrstündige Odyssee vorausgegangen. Lachweyler hatte sich eine Mahlzeit bestellt, irgendwas mit Huhn und Nudeln, aber alles frisch und nicht aus dem Nahrungssynthetisierer. Er unterbrach sein Mahl nur für die gelegentliche Bemerkung und überließ ansonsten Thrax die Gesprächsführung. Der Kommandant bekam schon vom Zusehen Hunger.
    »Ja, Verein der Freien. Klingt pathetisch, ich weiß. Aber wir werden ohnehin nicht ernst genommen. Also können wir uns eine sinnlose Geste leisten.«
    »Wenn man Sie und Ihre Freunde gar nicht ernst nehmen würde, gäbe es den Sender nicht.«
    »Ja, stimmt. Ich muss mich an diesen Gedanken erst noch gewöhnen.«
    Thrax nickte und schaute aus dem Fenster auf die Straße. Es regnete in Strömen und der Himmel war düster und wolkenverhangen. Man sah nur wenige Passanten, ab und an ein Bodenfahrzeug. Jeder, den man sah, wirkte müde und etwas deprimiert, was Thrax auf das Wetter schob. Er musste sich selbst ein wenig um Haltung bemühen.
    »Wir wissen nichts über Ihre Gruppe und Sie werden uns sicher einiges darüber erzählen wollen, sonst hätten Sie mich nicht angesprochen«, sagte er Roarke, der endgültig die Tasse Tee von sich geschoben hatte. »Aber wir haben erst einmal ein anderes Thema, das wir mit Ihnen besprechen wollen.«
    Roarke nickte. »Schießen Sie los.«
    Thrax warf Lachweyler einen auffordernden Blick zu. Dieser ließ seufzend die Gabel sinken und tupfte sich die Lippen ab, ehe er zu sprechen begann.
    »Ich habe eine Theorie, Roarke.«
    »Eine Theorie?«
    »Es gibt etwas – im Essen, in der Luft, in den Genen –, das die Menschen daran hindert, über gewisse Dinge zu reden oder auch nur allzu intensiv nachzudenken. Es ist nichts, was offensichtlich ist oder dessen sich die Leute bewusst sind. Es ist nichts, was Gedanken und Handlungen aktiv kontrolliert. Es wirkt subtil. Es lenkt ab. Es verlangsamt. Es macht unwillig und unkonzentriert. Es führt dazu, dass es einem leichtfällt, das Thema zu wechseln, weil es ein sanftes Gefühl der Erleichterung auslöst.«
    Roarke grinste und nickte erneut. »Ich höre Ihnen zu. Wir nennen es das ›Feld‹.«
    »Feld?«
    »Nur ein Name. Wir haben keine Ahnung, worum es sich wirklich handelt.«
    »Ich irre mich also nicht?«
    »Es ist der Grund, warum es meine Gruppe gibt.«
    Roarke lehnte sich zurück.
    »Darf ich jetzt von meiner Seite aus berichten?«, fragte er Thrax.
    »Wir hätten zwar noch ein wenig mehr, aber vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt«, stimmte dieser zu.
    Roarke runzelte die Stirn, als müsse er erst einmal seine Gedanken sammeln. Dann holte er tief Luft und sprach.
    »Der Verein der Freien gründete sich in dieser Form vor etwa 150 Jahren. Es gab aber Vorgängerorganisationen, lose Zirkel ohne Struktur, die zusammenkamen, weil es Menschen gab, die in ihrem Leben ein großes Unbehagen erfasst hatte. Sie merkten, dass jedes Mal, wenn bestimmte Themen besprochen wurden – die Hondh zu beseitigen, das Hondh-Gebiet zu verlassen, den Tribut einzustellen, sich zu bewaffnen –, die allermeisten Menschen auswichen, nicht einmal zu Gedankenspielen, zu bloßer Fantasterei in der Lage waren. Je länger man insistierte, desto unwilliger wurden sie, bis hin zu körperlichen Reaktionen wie Schweißausbrüchen oder Kopfschmerzen. Nur bei ihnen passierte nichts dergleichen, und das war das große Rätsel. Jene, die heute im Verein der Freien organisiert sind, haben diese Probleme nicht oder nicht im gleichen Ausmaß. Sie können frei über alles sprechen, sie fühlen keine dieser emotionalen Reaktionen – oder wenn sie solche fühlen, dann sind sie in der Lage,

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