D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
dieser. »Wir können in die Ortungsstationen des Systems reinhorchen, ohne selbst aktiv zu scannen. Das sollte uns sagen, von wo die Hondh kommen und wohin sie gehen.«
»Perfekt. Halten wir die Ohren offen. Sonst noch etwas?«
Skepz zuckte mit den Schultern. »Wir warten.«
Thrax erhob sich. »Ich bin bei Shirwa. Ich will wissen, was sie über unsere Entdeckung denkt. Wenn was ist …«
Skepz winkte ab.
»Spoon und ich haben es uns lange überlegt, und es fehlen uns ganz sicher noch ordentliche Daten über eine längere Zeitreihe. Auch müsste ich zur Sicherheit physiologische und psychologische Studien anstellen, wofür es mir aber derzeit an Probanden mangelt.«
»Die Probanden schmeißen mit Polizeibooten nach uns«, kommentierte Thrax und hockte sich in den Sessel neben das Hauptterminal der Krankenstation. Shirwa sah müde aus, aber das auf eine sehr zufriedene Art und Weise, wie jemand, der die Zeit gut genutzt hatte und zu respektablen Ergebnissen gekommen war.
»Ja, das wundert mich nicht. Also, ich kann letztlich vor allem unsere Vermutungen bestätigen: Das Ding ist ein Generator, der etwas erzeugt, das die Menschen der Erde auf sehr subtile Art unter Kontrolle hält. Es interagiert mit Gehirnfunktionen, aber das nicht offen manipulativ, zudem auf einer sehr langfristigen Basis. Obgleich wir dieser Strahlung ebenfalls ausgesetzt waren, sind wir nicht von der Wirkung betroffen. Wahrscheinlich würden es auch nur unsere Kinder sein, wenn wir sie auf der Erde zeugen und aufwachsen lassen würden.«
Thrax dachte für einen winzigen Moment über die absurde Vorstellung nach, ein Vater zu sein. Wären die Umstände ihrer Rückkehr anders gewesen, hätte sich dies zu einem weniger absurden Gedanken entwickelt? Und hätte die einzige Kandidatin, die er sich ernsthaft …
Thrax fuhr sich mit der Hand übers Haar und unterbrach diesen Gedankengang, der auf einen verbotenen Pfad führte, den zu betreten er sich strengstens untersagt hatte.
Shirwa hatte wohl nichts davon gemerkt, denn sie fuhr munter mit ihrer Darstellung fort.
»Es ist eine geniale Erfindung, ich muss den Hondh wirklich Respekt zollen. Man benötigt keine Polizeikräfte, keinen ›evil overlord‹, man kann die eroberten Völker ganz sich selbst überlassen, man fördert die positiven Aspekte eines freien Lebens – sie dürfen sich selbst organisieren, fühlen sich nicht unterdrückt, können ihr privates Leben planen, wie sie es für nötig halten, geben sich selbst Regeln und Gesetze. Aber niemals sind sie in der Lage, gegenüber den Hondh illoyal zu handeln oder sich auch nur aktiv mit diesem Gedanken zu befassen. Dann fährt auch kein Blitz vom Himmel herab und es ist nicht so, dass die Gedankenpolizei an der Tür klingelt und einen ins Umerziehungslager verschleppt. Man hat einfach keine Lust, fühlt sich etwas unwohl, bekommt leichtes Kopfweh, und je länger man sich mit diesem Thema befasst, desto schlechter fühlst man sich, wie eine Magenverstimmung, eine leichte Infektion. Und wechselt man das Thema, geht es einem gleich besser: welch Erleichterung! Eine wunderbare Konditionierung, von der nur die wenigen Immunen befreit sind, die es auf der Erde nach 500 Jahren noch gibt. Und auch die werden im Verlaufe der kommenden Generationen aussterben, so ist meine Vermutung.«
Shirwa schüttelte lächelnd den Kopf. »Wirklich, Thrax, ich bin beeindruckt. Wenig Aufwand, keine offene Unterdrückung, größtmögliche Freiheit und gleichzeitig andauernde, tief verwurzelte Loyalität, beständig aufrechterhalten durch das Mentalfeld, das dieser Generator unablässig über den gesamten Planeten ausbreitet. Ich gehe davon aus, dass es überall im Hondh-Imperium so ist. Eine sanfte Herrschaft, fast behutsam. Das macht die Hondh beinahe sympathisch.«
»Die Wachstationen …«
»… sind sozusagen die Versicherung, dass nicht doch etwas schieflaufen könnte. Denn diese Freiheit gibt den Unterdrückten auch die Möglichkeit, gegeneinander aktiv zu werden. Konflikte werden nicht untergebuttert, solange es dabei nicht um die Hondh geht. Das verstärkt die Illusion von Freiheit. Die Hondh hindern ihre Subjekte nicht daran, sich gegenseitig umzubringen, solange sie eine rote Linie nicht überschreiten: keine raumgestützten Waffen, keine für den Raumkampf nutzbaren Systeme, keine Massenvernichtung. In dem Falle drohen sie selbst mit dem Overkill.«
»Das erklärt die wichtige Rolle, die die Mediatoren – Leute wie Manoldi – innezuhaben
Weitere Kostenlose Bücher