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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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konntest?»
    «Mandarinen.»
    «Da werden sie sich aber gefreut haben.»
    «Jedenfalls bin ich jetzt wach und wollte mal hören, wie es meiner Tochter geht.»
    «Gut, Papa.»
    «Hört sich aber anders an.»
    Stimmt. An Neujahr habe ich Björn eine SMS geschrieben, ihm ein frohes neues Jahr gewünscht, nichts weiter, keine Frage, wann wir uns wiedersehen, kein Druck, kein Bedrängen. Wozu auch, es ist vorbei.
    Ich habe nicht mit einer Antwort gerechnet, doch zwei Tage später kam eine E-Mail von ihm. Er habe sich sehr über meine Neujahrswünsche gefreut, wünsche mir nur das Beste, sagte, dass er große Gefühle für mich habe, dass er aber noch Zeit brauche, Zeit für sich und seine Tochter, er habe gemerkt, dass er die Beziehung zu seiner Frau noch nicht verarbeitet habe. Und noch einmal: «Ich mag dich», deshalb wolle er auch nicht, dass das, was zwischen uns sei, verloren gehe.
    «Wie kann das sein?», habe ich ihm zurückgeschrieben. «Wenn ich für jemanden ‹große Gefühle› habe, möchte ich ihn doch auch sehen.»
    Das sei bei ihm halt anders, hat er geantwortet. Er brauche Zeit, wolle runterschalten, auch privat. Gefühle hätten damit nichts zu tun. Ich solle ihm nicht böse sein, im Frühjahr wisse er sicherlich weiter, bis dahin solle ich mich gedulden.
    Obwohl bereits seit dem Eislaufen alles klar ist, spätestens seit dem Kuss, dieser nachlässigen Berührung von Haut, bin ich von neuem vor den Kopf gestoßen. Etwas zu wissen oder es noch einmal gesagt, geschrieben zu bekommen, ist ein überraschender Unterschied.
    «Warum warst du dann noch mit mir eislaufen?», frage ich ihn in einer weiteren Mail.
    Es dauert zwei Tage, bis er antwortet.
    «nessy», schreibt Björn schließlich, ohne Großbuchstaben, wie er es immer tut – und auch wenn ich seine Worte nur lese, höre ich ihn meinen Namen sagen, genervt, mit einem Vorwurf. «du musst auch mal ein bisschen verständnis haben», schreibt er. «wir haben so eine schöne zeit miteinander verbracht, jetzt brauche ich halt mal wieder zeit für mich. und jetzt lass mich bitte in ruhe. ich melde mich. björn.»
    Ich habe nichts mehr geantwortet, denn was auch immer ich frage: Ich bekomme keine Antwort, nicht die, die ich suche, keine, die Stellung bezieht. Wir drehen uns im Kreis.
    Und dann: Thorsten. Zurück im Büro, haben wir uns nichts anmerken lassen, er nicht, ich nicht. Er war kurz angebunden, betont professionell, blieb nicht einmal mit der Kaffeetasse im Türrahmen stehen, kein Schwätzchen, kein Scherz. Wenn Björn nicht wäre, würde ich ihn darauf ansprechen, aber Björn hat mich verwundet, ich fühle mich zerschunden, möchte nichts weiter als allein sein.
    «Was ist, mein Mädchen? Hast du Liebeskummer?», fragt mein hellseherischer Vater.
    Ich beginne zu weinen und erzähle ihm von Björn.
    «Vergiss ihn», ist das Erste, was er danach sagt. «Der hat eine andere.»
    «Woher weißt du das?», frage ich, und es klingt so jämmerlich, dass mein Tonfall mir vor mir selbst peinlich ist. «Warum sagt er das dann nicht einfach?»
    «Weil er feige ist.»
    «Aber wieso soll er eine andere haben? Wir waren doch erst Weihnachten zusammen eislaufen. Es war ein total schöner Tag. Er war es, der alles organisiert hat. Er hat mich treffen wollen – nicht ich ihn.»
    «Da hatte er die auch schon», sagt Vatta.
    «Wie kann man sich denn so verstellen? Als ob nichts wäre.»
    «Glaub mir, mein Kind, Männer können das. Und jetzt hör auf, ihm nachzutrauern. Das lohnt nicht.»
    «Warum erzählt er mir denn dann so einen Quatsch? Dass er Zeit für sich braucht und alles.»
    «Damit er in ein paar Monaten wieder bei dir ankommen kann. Mensch, Mädchen, ich dachte, du wärst schon über dreißig. Das musst du doch inzwischen gelernt haben.»
    «Bei wem denn? Bei Daniel?»
    «Tu dir was Gutes, aber hör auf zu heulen. Das lohnt nicht. Wann habt ihr das nächste Spiel?»
    «In einer Woche. Gegen Recklinghausen. Gegen die haben wir am Anfang der Saison eine totale Klatsche gekriegt», jammere ich.
    «Dann macht ihr das diesmal besser. Versprochen?»
    «Mmmmh», brumme ich.
    «Versprochen?»
    «Ja.»
    «Dann ist gut. Kopf hoch, mein Mädchen. Das wird schon. Und mach ein paar Tore für deinen alten Vater. Damit er stolz auf dich sein kann.»

    «Schützenfest!», ruft Schnecke in der Halbzeitpause. Leichtfüßig wippen wir in die Kabine. Es steht 18 : 5 , wir putzen gerade unseren Auftaktgegner von der Platte.
    «Yeah!», ruft Alina. Lucy pfeift auf den

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