Da gewöhnze dich dran
Fingern.
Iosif betritt den Raum und schließt bedächtig die Tür hinter sich. Augenblicklich wird es still im Raum. Wer noch steht, setzt sich.
«Ihr denkt also, ihr habt das Spiel schon gewonnen? Ihr denkt, 18 : 5 reicht?» Er macht eine Kunstpause. Wir schauen betreten auf unsere Füße.
«Mädels, das ist verdammt gut, was ihr da macht. Das ist schnell, das ist dynamisch, das macht Spaß. Rosi, super! Du hast das Spiel im Griff, du lenkst die Partie, du machst Tempo! Weiter so! Lucy, sehr gut in der ersten Welle. Kerstin, gut durchgesetzt, das ist Handball, immer in die Lücken rein, immer aggressiv! Nessy, großartige Abwehr, im Angriff noch ein bisschen beweglicher, ja?» Er dreht sich links, dreht sich rechts, täuscht einen Wurf an.
«Und jetzt», fährt Iosif fort, «machen wir so weiter. Die fegen wir aus der Halle. Aufstellung, wie wir vor der Pause aufgehört haben: Lucy auf Linksaußen, Kerstin, Rosi auf Mitte, Kinga, Lisa und Nessy am Kreis. Los!»
Wir klatschen und gehen wieder raus. Es ist schön, hier zu sein, wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern, wir machen einen Kreis, rufen «Let’s go!», wir wollen gewinnen, nichts anderes zählt.
Der Gegner hat Anwurf. Sie sehen frustriert aus, haben in der Kabine gehörig einen drübergekriegt. Sie wollen nun mit der Brechstange durch die Abwehr, aber Rosi und ich stehen gut im Mittelblock, die Kreisläuferin läuft konzeptlos auf neun Metern herum, die Mitte stößt einen Wechsel an, holt die Halblinke, doch die weiß nicht, wohin mit dem Ball, macht einen Schrittfehler. Pfiff – der Ball gehört uns. Lucy ist bereits vorne, ich gebe den Pass, sie haut den Ball oben links ins Eck, 19 : 5 . Wir spielen weiter wie vor der Halbzeit. Es ist unglaublich, alles läuft zusammen, die Mannschaft ist eine einzige Maschine, hohes Tempo, einfache Tore.
Zehn Minuten vor Ende lehnen wir uns zurück. Kinga hat das Dreißigste geworfen, sie wird eine Kiste ausgeben müssen. Der Gegner wirft vier Tore in Folge, aber es ist egal, die Partie ist entschieden. Wir gewinnen 33 : 21 .
Uns an den Händen haltend, laufen wir zur Tribüne. «Hey! Hey! Hey!» Wir werfen die Arme in die Höhe, bedanken uns beim Publikum. Peppi, Bunke, Mörtel, der Kaleu, ein paar Eltern, ein paar Freunde geben uns Standing Ovations, Willi bleibt sitzen, er hat Knie.
Alina gibt heute eine Kiste aus. Wir öffnen die Flaschen schon in der Kabine und trinken sie nackt unter der Dusche.
«Humba, humba, humba, täterä!», stimmt Schnecke an, wir stimmen ein: «Täterä! Täterä-ä-ä!»
«Humba, humba, humba, täterä!»
«Täterä! Täterä-hä-hä!»
«Prost, Mädels!» Mit erhobenen Armen stoßen wir an.
«Gibt’s neues Duschgel?», ruft Kinga in den Lärm.
«Creme-Dusche Limette und Aloe Vera», sage ich. «Belebend! Und Ylang-Ylang für Harmonie und Wohlgefühl.»
«Nichts mit Minze?»
«Kein Silvester heute», sage ich.
«Seid mal ruhig, Mädels!», ruft Kerstin in die Runde. «Ich muss euch etwas sagen. Der Matze und ich heiraten im März. Und ihr seid alle eingeladen!»
Die Kabine jubelt. Glückwünsche, Umarmungen, Wangenküsse, Schnecke haut Kerstin auf den Arsch. «Sauber, Mann!»
«Ich beantrage ’nen Tisch bei den Ruderern!», ruft Lisa.
«Mindestens einen mit Blick auf die Ruderer!», ruft Lucy.
«Humba, humba, humba, täterä!»
«Täterä! Täterä-hä-hä!»
Seit heute sind wir Tabellenzweiter – und Kerstin heiratet Olympia-Matze.
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Doppelter Bruch
«Ich war ja auch mal verheiratet», sagt Mel.
Wir stehen vor der Pommesbude von Körri Karl an einem Stehbiertisch und essen CPM : Currywurst, Pommes, Mayo.
Körri Karl hat genau vier Gerichte im Angebot: Currywurst-Pommes, Currykrakauer-Pommes, nur Pommes, nur Wurst. Bei Karl steht immer eine Schlange. In der Rushhour beschäftigt er vier Damen, die in dem engen Wagen jeweils einen festen Platz haben: Eine nimmt die Bestellung entgegen, die andere rollt die Würstchen über den Grill und gibt eins der Dritten, die Dritte schiebt es in den Häcksler und kippt Soße drüber, die Vierte füllt Pommes auf. Sie stehen in einem Quadrat an den vier Seiten den Standes, ihre üppigen Hintern treffen sich in der Mitte. Die Damen sind sehr tüchtig. In der Mittagszeit geht ungefähr jede halbe Minute eine Portion Currywurst-Pommes über die Theke, 120 in der Stunde, 360 zwischen halb zwölf und halb drei. Das Segment «Ketchup/Mayo» und «Extra scharf» sorgt für zusätzlichen
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