Da haben wir den Glueckssalat
Zuhause, und zum Dank produzieren sie das Süßeste auf der Welt.«
» Von welchen Blumen ernähren sie sich?«, frage ich und versuche, nicht zu zucken, wenn eine Biene in meine Nähe kommt. » Beziehungsweise welche Blumen befruchten sie? Besamen. Bestäuben. Was auch immer. Du weißt schon, was ich meine.«
» Eigentlich jede Blume, Obstbäume oder Beerensträucher«, antwortet er. » Sie fliegen bis zu sechs, sieben Kilometer weit, um Nektar zu sammeln. Das bedeutet, dass sie bis in den Central Park kommen. Und für die faulen Bienen gibt es in Brooklyn natürlich noch den Botanischen Garten.«
Ich beobachte eine dicke, kleine Biene, die zwei perfekte Achten über die Traube fliegt und ihren flauschigen kleinen Körper an ihren Nachbarn reibt in einer Art sanftem Reigen.
» Sie sind wunderschön aus der Nähe betrachtet«, sage ich leise. » So emsig und glücklich. Sie haben irgendwas Tröstendes, weißt du?«
Ich unterbreche mich, weil mir bewusst wird, dass ich wieder etwas Dummes gesagt habe. Ich fange Jonahs Blick auf, aber er lacht nicht. Er beugt sich zu mir, um mich zu küssen, aber etwas in mir sagt Nein, und ich drehe im letzten Moment den Kopf zur Seite.
Zum Glück nimmt Jonah es wie ein Mann. » Ich liebe den Geruch von Zurückweisung am frühen Morgen!«
Ich lache. » Sorry. Ich bin einfach nicht…«
» Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, fällt er mir ins Wort. » Wie gewonnen, so zerronnen, Matrose. Machen wir uns an die Arbeit.«
Endlich habe ich es hinter mich gebracht. Nach kurzer Zeit schon bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Imkern definitiv nichts für mich ist. Es ist zu gefährlich (oder ich bin zu ängstlich, was auch immer). Ich war nur damit beschäftigt zu flüchten, wenn eine Biene auf mir landete. Nun sitzen wir in Jonahs verbeulter alter Klapperkiste, die Sonne scheint, und ich habe einen Korb mit handetikettierten Kings-County-Honiggläsern auf dem Schoß.
» Baby, you’re a FIREEEEWORK !«, singt Jonah zu Katy Perry im Radio.
» Ich fühle mich hellwach! Es macht einfach Spaß, eine Beschäftigung zu haben!«, sage ich. » Ich liebe es!«
» Was für ein Leben führst du denn normalerweise, Prinzessin?«, fragt Jonah lachend. » Brauchst du dich nur zurückzulehnen und von Sklaven mit Trauben füttern zu lassen, oder was?«
» Ach, du kannst mich mal… Der Wagen sieht übrigens aus wie eine Müllkippe.« Leere Essensverpackungen und Getränkedosen türmen sich darin, und es riecht nach Schweißfüßen.
» Ja? Das ist noch gar nichts. Du solltest mal meine Wohnung sehen– eine Petrischale voller Bakterien. Ich wohne mit fünf Typen zusammen. Die sind ständig krank, aber ich nicht!« Er grinst stolz. » Ich habe die Konstitution von einem texanischen Büffel.«
Bah. Jungs in unserem Alter finden es unheimlich toll, wie die Schweine zu hausen. Ich begreife das nicht.
» Und wie kommst du bei all den Jobs mit deiner Schauspielkarriere voran?«
» Hey, ich würde das nicht als Karriere bezeichnen. Ich lebe jetzt seit sechs Jahren hier, und es hat sich noch nicht wirklich viel getan. Aber ich habe Spaß. Manchmal helfe ich in der Band von meinem Freund aus. Hin und wieder gehe ich zum Schauspielunterricht, und die restliche Zeit wurschtel ich mich so durch.«
» Cool«, sage ich, obwohl es irgendwie deprimierend klingt, sich sechs Jahre in Brooklyn so durchzuwurschteln. » Was war deine letzte Rolle?«
» Ein Typ in einer Diesel-Werbekampagne.« Er versucht, sehr beiläufig und unbeeindruckt zu klingen, aber offensichtlich ist er insgeheim stolz wie Oskar.
» Fürs Fernsehen?«
» Äh… nein. Fürs Internet.«
» Eine Werbekampagne fürs Internet? Ist das nicht eher wie Modeln?«
» Nein, es war ein Werbefilm, in dem ich eine Rolle hatte.«
Ich habe so meine Zweifel ( » Meine Motivation in dieser Szene ist DENIM !«), aber was soll’s.
Mein Handy klingelt. Ich starre eine Sekunde lang auf das Display, dann schalte ich den Ton stumm. Es sind meine Eltern. Seit dem Horrortelefonat nach der Party habe ich nicht mehr mit ihnen gesprochen, und ich will es jetzt auch nicht tun, also drück ich den Anruf weg.
Eine Minute später piept mein Handy. Eine Nachricht auf der Mailbox. Ich kann es auch genauso gut gleich hinter mich bringen.
Mein Vater spricht als Erster. » Ah, Pia, in Zürich ist es jetzt… Viertel vor drei, was heißt, dass es in New York Viertel vor neun ist. Wahrscheinlich liegst du noch in den Federn…« Nein, verflucht, tu ich nicht,
Weitere Kostenlose Bücher