Da haben wir den Glueckssalat
Süßes.«
Esst mittags mehr Proteine, denke ich. Verzichtet auf einfache Kohlenhydrate wie Weißbrot. Ich habe einmal in einer Zeitschrift gelesen, dass das Geheimnis, schlank zu bleiben, darin besteht, eine Überzuckerung zu vermeiden, und soweit ich das beurteilen kann, stimmt das. Ich esse für mein Leben gern, aber ich gehe sparsam mit Zucker um. Und ich mache mir nie viele Gedanken über mein Gewicht, außer meine Hosen werden zu eng. Dann esse ich einfach ein oder zwei Wochen mehr Fleisch und weniger Kohlenhydrate. Der einzige Mensch, den ich kenne und der alles essen kann, ohne zuzunehmen, ist Angie. Darum hat sie null Figurprobleme. Wenn ich sie nicht so gern hätte, würde mich das richtig ärgern.
» Unterzuckerung! Ich spendiere meinem Team nachmittags immer was Süßes. Süßes steht für Liebe«, sagt Julia. » Nicht, Coco?«
Wir schauen alle hinüber zu Coco, die den Kuchenteig rührt und, in ihren Gedanken verloren, zufrieden vor sich hinsummt.
» Ich habe mich noch nicht wirklich mit meinen Kollegen angefreundet«, sagt Madeleine.
» Das kommt schon noch«, sagt Julia. » Normalerweise lernt man als Erstes ohnehin nur die Loser kennen. Weißt du noch, als ich bei Morgan Stanley angefangen habe und mich ein bisschen mit dieser einen Kollegin aus Long Island anfreundete? O ja, anfangs gingen wir in der Mittagspause zusammen ins Century 21 und so. Aber dann habe ich festgestellt, dass die Frau stinklangweilig ist. Und weil ich mit ihr zusammenhing, hielten mich alle anderen auch für stinklangweilig. Gesellschaftlicher Tod durch Assoziation.«
» Okay«, sagt Madeleine gehorsam.
» O nein!«, schreit Coco plötzlich. » Wir haben keine Butter mehr!« Wir sehen alle zu ihr hinüber. Sie kann sich beim Backen richtig in was hineinsteigern. » Schon gut, ich werde improvisieren.«
Julia runzelt die Stirn. » Übrigens, wo wir gerade dabei sind, scheinbar bin ich die Einzige, die Klopapier oder Waschmittel kauft. Wir werden eine Haushaltskasse einführen. Und Coco, du musst aufhören, alle zu bekochen, außer diejenigen, die sich an den Kosten beteiligen, okay?«
» Aber es macht mir nichts aus«, wendet Coco ein.
» Darum geht es nicht«, sagt Julia. » Das hier ist eine Wohngemeinschaft, und es muss gerecht zugehen, okay?«
Ich will gerade von meinem Abend erzählen, als Angie hereinschlendert, in zwölf Zentimeter hohen Absätzen und einem langen weiß-schwarz gemusterten Seidenkleid. Ich kann sehen, dass das Kleid teuer war, wahrscheinlich geklaut von ihrer Schickimicki-Mutter, und dass Angie es umgeändert hat. Dafür hat sie ein Händchen.
» Hey, ihr Süßen«, sagt sie lässig und kramt in ihrer Handtasche, wahrscheinlich nach Zigaretten.
» Wie war dein Tag?«, fragt Coco schüchtern.
» Super, bis auf den Teil mit der Zicke. Ich hätte nie geahnt, dass Lebensmittelfotografie so öde und gleichzeitig so stressig sein kann. Ödessig.« Angie steckt sich eine unangezündete Zigarette in den Mundwinkel und steckt dann ihre Haare zu einem Knoten auf. Mit » Zicke« ist ihre Chefin gemeint. Anscheinend ist die Holländerin sehr anspruchsvoll. » Aber ich werde zuletzt lachen. Jedes Mal, wenn sie mich zu Starbucks schickt, um ihr einen Caffè Latte mit fettfreier Milch zu besorgen, bringe ich ihr einen mit Vollfettmilch.« Madeleine keucht entsetzt.
Coco rührt im Topf. » Möchtest du etwas Risotto?«
» Ah, Miss Coco, du bist die Beste«, sagt Angie, beugt sich über den Herd und probiert mit dem Löffel direkt aus dem Topf. » Köstlich. Vielleicht später, mein Schatz, wenn ich nach Hause komme. Ich habe heute schon jede Menge Sashimi gegessen.«
» Bei so viel rohem Fisch, wie du ihn dir reinziehst, müsstest du eigentlich längst ein verdammter Delfin sein«, bemerkt Julia.
» Wie kannst du dir das eigentlich leisten?«, fragt Madeleine. » Anständiges Sushi ist teuer.«
» Meine Chefin bestellt sich immer welches und lässt dann die Hälfte stehen. Wäre doch schade, es wegzuwerfen.« Angie macht sich einen Wodka mit Eis und einem Spritzer Zitronensaft von Cocos Backzutaten. » Außerdem habe ich mich im letzten Semester nur von Schokoladenteig und Wein ernährt. Ich versuche, mein Nährstoffkarma wieder auszugleichen.«
» Das ist noch gar nichts. Ich habe es mal an einem Wochenende fertiggebracht, im Taco Bell jedes einzelne Gericht von der Karte zu bestellen«, sagt Julia. » Zwei Mal.« Gott, Julia und ihr Konkurrenzverhalten.
» Klingt ziemlich abgedreht. Okay, ich bin
Weitere Kostenlose Bücher