Da haben wir den Glueckssalat
strömt ein heißes Kribbeln durch meinen Körper.
O verdammt, das ist alles andere als einfach.
Er steht auf, um mich zu begrüßen (groß, sehr groß!), und ich lächle und erwidere nervös seinen Blick.
» Aidan«, krächze ich und räuspere mich. » Aidan.«
» Pia.« Er beugt sich vor, um mich auf die Wange zu küssen. Seine Haut ist warm, aber nicht zu warm, und er ist frisch rasiert. Er benutzt ein Aftershave mit Sandelholz: warm und erdig. » Was darf ich für Sie bestellen? Champagner, nehme ich an?«
» Ein Bier wäre gut«, antworte ich und setze mich auf den Barhocker, den er für mich vorgezogen hat. Mein Herz schlägt wieder schmerzhaft schnell.
» Eine Frau aus dem Volk«, sagt er und bestellt mir ein Amstel. Ich mustere ihn. Er ist echt. Er ist wirklich echt. » Okay, sind Sie Vegetarierin?«
» Nein, ich esse sehr gern tote Tiere.«
» Gut. Ich auch. Ich habe für uns einen Tisch reservieren lassen im Frankies schräg gegenüber. Dort wird vor allem Fleisch serviert.«
» Prima.«
Pause.
Wohin, wohin nur ist der alte Dating-Profi Pia verschwunden? Mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Mir fällt nichts ein, was ich tun könnte. Mir fällt überhaupt nichts ein.
Verflucht.
Was würden meine Freundinnen tun? Julia würde von ihrer Arbeit erzählen. Madeleine würde schweigen wie eine Sphinx. Coco würde brabbeln und kichern. Und Angie würde sich zurücklehnen, süffisant lächeln, eine Augenbraue hochziehen und sich kontrolliert verhalten.
Das scheint das Richtige zu sein, findet ihr nicht auch?
Also lehne ich mich zurück und trinke einen Schluck von meinem Bier, bevor ich die Augen auf Aidan richte.
Er tut genau dasselbe wie ich.
Komm schon, Aidan, übernimm die Gesprächsführung, bitte, denke ich, so energisch, wie ich kann.
Doch Aidan sieht mich einfach nur grinsend an.
Eine Herausforderung.
Nun, ich werde nicht als Erste den Mund aufmachen.
Ich nehme wieder einen Schluck von meinem Bier, ohne die Augen von Aidan abzuwenden. Um meine Nerven zu beruhigen, konzentriere ich mich auf die kleine Narbe auf seiner Unterlippe. Ich wette, die Frauen fragen ihn immer, woher er die Narbe hat. Ich werde das ganz bestimmt nicht tun, verdammt, denn falls er ein verdammter Mistkerl ist– und, wisst ihr, seine gelassene Selbstsicherheit nährt den Verdacht, dass er einer sein könnte–, werde ich sicher nicht auf ihn hereinfallen.
Ich hätte beinahe die wichtigste Frage überhaupt vergessen!
» Haben Sie eine Freundin?«
» Wie bitte?«
» Sie haben mich verstanden.«
» Nein, ich habe keine Freundin, aber danke der Nachfrage«, antwortet er. » Und Sie, haben Sie einen Freund?«
» Nein. Wie kommen Sie darauf, mich das zu fragen?«
» Nun, wie kommen Sie darauf, mich das zu fragen?«
» Weil Sie neulich Hals über Kopf weg sind zu einer anderen Frau«, sage ich. » Emma. Oder Emily. Oder wie auch immer sie heißt.«
Ich erwähne nicht, dass ich ihn mit ihr zusammen vor all den Wochen auf der Straße gesehen habe. Zu stalkermäßig.
» Oh, Sie meinen Emma. Meine Schwester«, sagt Aidan. » Mein Benehmen tut mir übrigens sehr leid. Sie fanden das sicher sehr unhöflich von mir. Emmas Freund hat sich in dieser Nacht von ihr getrennt, zum dritten und letzten Mal.« Er hält sein Handy hoch. » Sehen Sie, das ist ein Foto von uns beiden an Weihnachten letztes Jahr bei unseren Eltern. Bruder. Schwester. Die gleiche Nase. Pech für Em.«
» Ich glaube Ihnen.« Ich mustere kurz das Foto, nur um sicherzugehen: Es ist die schicke Engländerin, mit der ich ihn damals zusammen gesehen habe. Seine Schwester. Sie sehen sich sogar ähnlich. Verdammt. Jetzt hat es den Anschein, als wäre ich krankhaft eifersüchtig. Das ist noch schlimmer als zu stalken. » Gut. Nur… eine kleine Routinefrage zu Ihrem Background.«
» Hey, das verstehe ich absolut.«
» Da draußen laufen nämlich viele Mistkerle herum.«
» Mistkerle?«
» Blender… Sie wissen schon, Männer, die lügen und betrügen, um an ihr Ziel zu kommen.«
» Oh, Sie meinen Schufte. Halunken. Filous. Ich kann Ihnen versichern, dass nichts davon auf mich zutrifft.« Er unterbricht sich kurz. » Ich bin im Grunde verdammt langweilig, wenn ich genauer darüber nachdenke.«
Ich lache nervös. Gott, ich liebe seinen Akzent.
Aidans Handy piept. » Was sagt man dazu? Unser Tisch ist bereit.«
Das Frankies 457 Spuntino macht genau den Eindruck, den man von einem modernen Restaurant in Brooklyn erwartet: skurril und erwachsen,
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