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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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ihrer Perspektive zu betrachten. Es wird so viel Unsinn erzählt über Eltern und Kinder und– wie lautet dieser dämliche Ausdruck?– emotionale Vernachlässigung. Meine Güte! Eltern lieben ihre Kinder, aber sie werden nie ihre besten Freunde sein. Das sollten sie auch nicht. Schließlich sind sie Eltern. Sie können Ihre Eltern nicht ändern, und sie können Sie nicht ändern. Alles, was sie tun müssen, ist, Sie zu lieben. Und alles, was Sie tun müssen, ist, ihre Liebe anzunehmen und zu erwidern.« Aus Maries Mund klingt alles so einfach. » Bringen Sie mich hinein, Liebes«, sagt sie. » Mir wird langsam kalt.«
    Ich helfe ihr hoch. » Meine Hüfte«, erklärt sie, weil sie für jede Stufe eine Weile braucht.
    In ihrer Wohnung ist alles ein bisschen verschlissen, aber es ist warm und behaglich. Ein bisschen wie Marie selbst. Vic sitzt in einem Fernsehsessel, schaut sich einen alten Schwarz-Weiß-Film an, nebenbei nascht er Popcorn.
    » Schon wieder Die Nacht vor der Hochzeit, Victor? Und von dem süßen Zeug fallen dir nur die Zähne aus.«
    » Der lief gerade zufällig«, erwidert er. » Außerdem bin ich achtundsiebzig, Marie. Hätte ich schlechte Zähne, wären sie schon längst ausgefallen.« Er sieht mich an. » Hallo!«
    » Scheint ja ein toller Film zu sein«, sage ich.
    » In der Tat«, sagt er.
    Wir verfolgen alle Katharine Hepburn für ein paar Sekunden.
    » Wahnsinn, was für eine schöne Frau«, sage ich.
    » Und sie sieht Eleanor so ähnlich«, sagt Marie. » Eine klassische Schönheit mit einem frechen Mund.«
    Ich werde hellhörig.
    Vic dreht den Kopf zu Marie und lächelt, aber seine Augen blicken traurig. » Ich habe gerade dasselbe gedacht.«
    Am liebsten würde ich fragen, wer Eleanor ist und was damals geschah, aber ich fühle mich so schon wie ein Eindringling.
    Vic schaltet plötzlich um und gibt Marie die Fernbedienung.
    » Bitte sehr. Ich weiß doch, dass du deine Serie sehen willst.«
    » Welche Serie?«, frage ich und erwarte als Antwort Jeopardy oder America’s Got Talent.
    » True Blood«, antwortet Marie. » Mein Enkel hat mir die erste Staffel auf DVD geschenkt. Mir gefällt dieser Eric Northman. Der hat was.«
    Vic rollt mit den Augen und grinst mich an.
    Ich gehe wieder zur Tür und drehe mich noch einmal um. » Vielen Dank für Ihren Rat, Marie.«
    » Jederzeit, mein Mädchen. Und vergessen Sie nicht, im Leben muss man etwas riskieren.«
    Als ich die Vordertreppe hochgehe, greife ich in meine Hosentasche und ziehe einen Vierteldollar heraus. Bei Kopf gehe ich zu dem Date mit Aidan, beschließe ich. Bei Zahl bleibe ich zu Hause und arbeite für das SchlankMobil.
    Ich werfe die Münze in die Luft, fange sie auf und drücke sie auf meinen Handrücken. Dann hole ich tief Luft und sehe darauf.
    Verdammter Mist.

20
    » Wer von euch Weibern hat meine Haarkur geklaut?«, brülle ich.
    Schweigen.
    Es ist Donnerstagabend, neunzehn Uhr. Ich stehe in Slip und BH in meinem Zimmer, die Haare in ein Handtuch gewickelt, die Haut glänzend von der Feuchtigkeitslotion, mit der ich mich gerade eingeschmiert habe.
    Richtig: Die Münze hat entschieden, dass ich zu diesem Date mit Aidan gehe. Nach einem weiteren unglaublich betriebsamen SchlankMobil-Tag bin ich vor zwanzig Minuten nach Hause gekommen und habe jetzt noch genau eine Stunde Zeit, bevor ich mich mit Aidan in der Minibar treffe. Ich bin spät dran mit meinem Schönheitsprogramm.
    » Wenn ich die Haare so an der Luft trocknen lasse, werden sie den ganzen Abend außer menschlicher Kontrolle sein!«, brülle ich.
    Gottverdammt! Warum wohne ich nicht mit Männern zusammen? Dann hätte ich nicht das Problem, dass meine Kosmetiksachen ständig wegkommen.
    » Glaubst du wirklich, Coco, Maddy oder ich wüssten was mit einer Haarkur anzufangen?« Julia steht im Türrahmen und isst eine Banane.
    Ich zögere kurz. » Guter Tipp.« Ich marschiere zu Angies Zimmer und reiße die Tür auf.
    Typisch: Hier sieht es aus, als wäre gerade ein Mode-Tsunami durch das Zimmer gefegt und hätte eine Spur der Verwüstung aus Klamotten hinterlassen. Ich entdecke meine Haarkur neben einem Stapel Fotos und Skizzen und bahne mir einen Weg durch die Haufen aus Gürteln, Taschen und Büstenhaltern auf dem Boden, um sie mir zu holen.
    » Scheiße, was will sie überhaupt damit? Schließlich hat sie wunderschönes, seidig glattes Haar!«, fluche ich.
    » Warum bist du so nervös?«, fragt Julia, die sich gegen den Türrahmen lehnt. » Du hattest doch schon

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