Da haben wir den Glueckssalat
sind. Oh, probieren Sie mal das hier. Das ist Hühnerleber mit Pistazien. Sehen Sie mich nicht so an, es schmeckt fantastisch.«
Ich beiße skeptisch in die Hühnerleber. Aber er hat recht: Sie schmeckt tatsächlich fantastisch. » Ist das nicht unglaublich, dass die ganzen Speisen, vor denen man sich eigentlich ekelt, in Wirklichkeit absolut köstlich sind?«
» Ja, unglaublich. Beim nächsten Mal sollten wir nach Tribeca ins Terroir gehen und Knochenmark bestellen. Das ist der helle Wahnsinn.«
» Sie sind ein echter Feinschmecker, was?«
» Nein, nur ein Vielfraß. Erzählen Sie mir mehr über Ihr Unternehmen.«
» Da gibt es nicht mehr zu erzählen«, erwidere ich. Nicht ganz die Wahrheit, aber » …und ich schulde einem Kredithai mehrere tausend Dollar…« ist nicht gerade ein geeignetes Gesprächsthema für ein erstes Date. » Ich hatte die Idee, ich habe den Truck gekauft, und jetzt versuche ich, das Geschäft zum Laufen zu bringen.«
» Sie sind so erwachsen«, sagt Aidan und schüttelt grinsend den Kopf.
» O mein Gott, das bin ich eben nicht«, sage ich erschrocken. » Ich bin das personifizierte Chaos, das können Sie mir glauben.«
» Aber Sie haben alles genau geplant«, sagt er. » Ich habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, was ich aus meinem Leben machen möchte.«
» Jahre?«
» Na ja, ich habe in einer Investmentbank angefangen und es gehasst. Dann bekam ich einen Job bei Google, den ich zuerst für die Antwort auf alles hielt, bis ich ihn auch hasste. Also ging ich zurück in das Investmentbanking und hasste es immer noch. Ich kam mir vor wie ein absoluter Versager… Bis ich schließlich herausfand, was mich glücklich macht. Und nun bin ich hier.«
» Um die Welt des Risikokapitals zu erobern?«, frage ich.
Er lacht. » So ähnlich. Wissen Sie, die Arbeit ist interessant und abwechslungsreich. Ich bin zufrieden.«
» Interessant und abwechslungsreich ist alles, worauf es ankommt«, sage ich.
» Darauf stoße ich an.«
Wir unterbrechen uns kurz, um mit den Gläsern anzustoßen, mein Herz klopft sehr laut.
» Ich glaube nicht, dass ich alles genau geplant habe.« Ich fühle mich derart wohl dabei, mich ihm anzuvertrauen, dass es schon unheimlich ist. Ich habe das Gefühl, wir könnten die ganze Nacht durchquatschen. » Außerdem weiß ich nicht, ob ich für immer ein Food Trucker sein möchte. Beziehungsweise in der Gastronomie bleiben. Ich bin nämlich nicht sehr bewandert in den kulinarischen Künsten.« Er grinst. » Ich weiß eigentlich nicht so richtig, was ich mit meinem Leben anfangen soll, aber ich bemühe mich nach Leibeskräften, es herauszufinden.« Ich mache eine kleine Pause. » Und ich glaube, das ist okay.«
» Okay? Das ist ganz erstaunlich«, sagt Aidan. » Mit Ihren zweiundzwanzig Jahren haben Sie der Welt bewiesen, dass Sie es allein schaffen.«
» Danke, aber ich denke, eigentlich möchte ich nur meinen Eltern beweisen, dass ich keine verwöhnte Prinzessin bin. Dass ich aus meinem Leben etwas machen kann, ohne auf ihr Geld angewiesen zu sein. Und dass ich in Wirklichkeit nicht so eine große Enttäuschung bin, wie sie denken.« Ich werde rot. » Äh… tut mir leid, ich wollte Sie nicht langweilen…«
» Das tun Sie nicht«, sagt er. Er greift wieder nach meiner Hand. » Ich genieße unsere Unterhaltung.«
Seine Hand fühlt sich so richtig an, seine Haut ist so warm und glatt und Gott, so perfekt, und unser Gespräch ist ungelogen die lockerste und zugleich anregendste und vergnüglichste Unterhaltung, die ich wohl jemals geführt habe, und plötzlich habe ich das Gefühl, dass die ganze aufgestaute Anspannung von mir abfällt. Zum ersten Mal seit Wochen bin ich klar und ruhig.
Ich blicke in Aidans Gesicht und fühle mich… sicher.
Und das ist der Moment, in dem ich ihn wahrnehme. Ich drehe den Kopf und starre zu ihm hinüber: sehr groß, rotblonde Haare, maßgeschneiderter Anzug, darunter ein Hemd ohne Krawatte…
Ich schnappe nach Luft und reiße ruckartig meine Hand von Aidan weg.
» Was ist?«, fragt er.
Ich bringe keinen Ton heraus.
Denn nur fünf Meter von uns entfernt steht der Mann, in den ich mich zum ersten Mal verliebt habe. Mein Highschool-Freund, der mir den Hof gemacht, mich erobert hat und mich dann hat fallen lassen mit den Worten, ich hätte es verdient und kommen sehen müssen.
Eddie.
21
Ich greife nach meinem Glas und leere es in einem Zug.
Dann gieße ich mir das nächste ein und leere es auch in einem Zug.
» Wo ist die
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