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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Ich wickle die Kleine noch mal, und du rufst dann den Mannhardt an!» Sie riß ihn hoch und stellte ihn wieder auf die Beine zurück. Der uralte Mechanismus ihrer Partnerschaft hatte sich auch diesmal bewährt.
    Doch Carlo hatte noch Bedenken. «Und wenn nun Vera doch bei ihnen angerufen hat, bei Jessica…?»
    «Hat sie nicht! Die hat meinen Brief garantiert für echt gehalten.»
    «Der Mannhardt ist doch selber von der Polizei…»
    «Na und!? Der weiß doch ganz genau, daß sich Wuthenow ‘ne Kugel in ‘n Kopf jagen kann, wenn überall in der Zeitung drinsteht, daß Yemayá seine Tochter ist!»
    «Isse das denn wirklich…?»
    «Ja!» schrie Tatjana ihn an.
    Carlo grinste. «Indizien sind noch kein Geständnis…»
    «Ich hab sie doch beide vor Wochen mal erwischt, Wuthenow und Jessica: so küßt kein Onkel seine Nichte und spielt ihr dabei an der Möse herum! In Kuba, auf Kuba damals, na klar, da hat’s geschnackelt!»
    «Aber Corzelius, der ist doch auch mit…!» Carlo war noch immer dabei, Angst vor der eigenen Courage zu haben, wollte den Moment, in dem sich alles entschied, noch lange hinauszögern.
    «Corzelius mag ja in seinem Leben schon ‘ne Menge getan haben, nur eines hat er nicht gemacht: mit Jessi geschlafen!» rief Tatjana mit aller Emphase.
    «Woher willsten das wissen?»
    «Als Frau weiß man das eben!»
    «Als er mit dir im Bett war, da hat er dir das…?»
    «Nein, das merkt man doch daran, wie die beiden miteinander umgehen: bestenfalls wie Bruder und Schwester. Nee, du, der ist nichts weiter als ‘n Strohmann hier im Westen.»
    Carlo glaubte ihr schließlich, war schon immer fasziniert gewesen von ihrer Mischung aus Chuzpe, Intellekt und Bauernschläue, ihrer Gabe, die Menschen zu durchschauen, zu wissen, was hinter den Fassaden und Kulissen passierte, ohne selber dort geredet, gegessen, geschlafen zu haben.
    «Schön, gehe ich eben…»
    «Ich kann ja nicht, mich kennt ja jeder, Mannhardt auch.»
    «Ich denke, daß uns sowieso keiner was anhaben kann…?»
    «Nein, aber dennoch, man weiß ja nie…» Carlo, mein großer Junge, mein tapsiger Bär, mein Kuscheltier, ich programmiere dich jetzt. «Komm mit nach hinten, dann besprechen wir alles noch mal.»
    Und während sie hinter der Tür mit der Aufschrift Privat Yemayá säuberte und mit frischen Windeln versah, wurde ihr Plan in allen Einzelheiten durchgesprochen, und Carlo notierte sich auf einem kleinen Zettel all das, was er am Telefon durchgeben wollte.
    Nur einen Einwand hatte er. «Schlüterstraße…? Sag mal, wenn das direkt hier bei uns vor der Haustür… ob sie da nicht sofort auf…?»
    «Auf mich…?» Tatjana tauchte Yemayás Schnuller in eine Tasse mit Zucker und hoffte, die Kleine würde nun kein lautes Geschrei mehr beginnen. «Ja, und wenn…? Wie gesagt: Sie werden sich hüten, das Ganze irgendwie publik zu machen. Das ist doch die große Trumpfkarte, die wir haben.»
    «Wenn Wuthenow wirklich…»
    «Und wenn nicht, werden sie auch nicht viel riskieren wollen, um das Leben des Kindes nicht…» Sie riß Yemayá hoch und knuddelte sie. «Du Arme, tut mir ja so leid für dich! Aber bald bist du ja wieder zu Hause bei deiner Mami! Und wenn wir dich nicht gefunden hätten, wärst du vielleicht schon… Die Vera ist nämlich…» Sie kitzelte Stirn und Näschen der Kleinen mit der Zungenspitze, so daß Yemayá nun vor Freude kreischte. «Na bitte, du hast es doch gut gehabt bei uns. Gerettet haben wir dich! Und fünfzigtausend Mark sind für einen Schatz wie dich noch viel zu wenig. Hoffentlich kriegt deine Mami das nie heraus, daß ich… Aber wenn, dann macht dein Onkel Carsten bestimmt ‘n Fernsehfilm draus, ‘n Tatort, und wenn sie den zweimal wiederholen, dann haben sie all das Geld wieder raus, das sie uns heute übergeben. So hat alles seinen Sinn und seine Ordnung, meine Süße!»
    «Ich geh dann telefonieren», sagte Carlo.
    «Ja, tu das…»
    Carlo setzte sich auf einen seiner Barhocker, wählte Jessicas Nummer, wartete, bis sich Mannhardt meldete, und verlas den vorbereiteten Text mit dem Versuch, es wieder möglichst ausländisch klingen zu lassen:
    «Du tauschen Aktenkoffer mit Geld, fünfzigtausend, gegen Kinderwagen mit Baby drin. Gehen um sieben Uhr von Kurfürstendamm weg Schlüterstraße lang Richtung Kantstraße. Wenn dir Mann mit Kinderwagen entgegenkommt, mußt du gucken, welche Seite von die Straße. Dann gehst du auf ihn zu und fragst: Entschuldigen Sie, ich suche ein Lokal mit Namen Cuba libre…

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