Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
Eiswürfeln, einer halben Flasche Cola und — seinem Ehering. Das alles quirlte er behutsam und trug es an Deck.
„Bitte!” sagte er und strahlte, wie ein Sieger zu strahlen pflegte.
„Wie heißt der Cocktail?” wollte der Oberchef wissen.
„Ich habe ihn in diesem Augenblick Glücksquelle getauft, Sir!” gab der kleine Kostis zurück.
„Und ich soll nun erraten, was dieser Becher enthält. .
Kostis nickte und der Oberchef nippte.
„Kaffee!” sagte er.
„Stimmt!”
„Honig, Eigelb und Eiswürfel!"
Wieder nickte Kostis. Noch immer siegessicher, obwohl er nicht wenig staunte, mit wieviel Sicherheit sein Gegner die Zutaten erriet. Aber ihm konnte ja nichts passieren. Diesmal würde er der Sieger sein. Und seine Landsleute würden noch in Generationen von seinem Trick sprechen.
Wieder setzte der Oberchef den Becher an und trank einen kleinen Schluck. „Natürlich ist auch Pulverkaffee enthalten..., aber das habe ich schon gesagt. Nun, noch nicht genannt hatte ich Cola, stimmt’s?”
„Stimmt!”
Der Oberchef bewegte die Lippen wie ein Koch, wenn er eine Soße abschmeckte. Dann legte er den Kopf schräg und meinte: „Hm, es ist noch etwas in dem Becher. Eines fehlt noch, stimmt’s?”
„Stimmt, Sir!” freute sich Kostis.
„Hm, ich würde sagen, daß es ein — Trauring ist, der sich noch im Becher befindet.”
Dem armen Kostis Paranakis fiel die Fröhlichkeit förmlich aus dem Gesicht. Er schnappte nach Luft und ließ sich auf einen Hocker fallen.
Er schüttelte ein ums andere Mal den Kopf. Unglaubliches war geschehen. Das war kein Hotelboß, das war ein Hellseher. Und er, er war seinen schönsten Landstreifen los.
Doch der Hotelmann hatte Erbarmen in zweierlei Hinsicht. Er ließ Kostis seinen Küstenreichtum, und er verriet ihm, woher er die Sache mit dem Trauring wußte.
„Sehen Sie”, sagte er, „erst trugen Sie einen Ring, und dann war da nur noch ein heller Streifen, den Sie pausenlos massierten. Wo also anders als in dem Becher konnte der Ring sein?”
Was, meine Freunde, lernen wir aus Paranakis’ Reinfall? Man soll nur Wetten wetten, die man auch gewinnt!
Trotzdem aber bleibt die Glücksquelle ein schicker Schluck!
Ein ungeladener Hochzeitsgast
Ich kam mit Pinsel gerade vom Einkaufsbummel zurück, und ich hatte eine prima Laune, als auf der Treppe eine Frau an mir vorbeitrippelte, der ich noch nie zuvor im Haus begegnet war. Sie war schon an mir vorüber, als ich hörte, wie sie plötzlich stehenblieb.
„Hallo!” drang es mir leise von hinten in die Ohren. Also stoppte ich ebenfalls und wandte mich zurück, obwohl ich sonst auf Hallos in meinem Rücken überhaupt nicht reagiere.
„Sind Sie vielleicht Herr Pfiff?”
„Warten Sie, ich werde mich bei mir erkundigen”, scherzte ich. Anschließend nickte ich ihr zu und sagte ernsthaft: „Wie ich soeben erfahre, bin ich tatsächlich Herr Pfiff.”
Pinsel gab mit einem kurzen, kräftigen Beller seine Zustimmung.
„Ach”, strahlte die Frau sieben Stufen unter mir, „da bin ich ja wirklich froh, daß ich so lange gewartet habe. Ich bin Frau Knospe aus der Kastanienallee. Könnte ich Sie wohl mal sprechen?”
„Aber natürlich können Sie das . .
Gemeinsam stapften wir nach oben, und fünf Minuten später saßen wir uns gegenüber.
„Wissen Sie, Herr Pfiff, man will ja nicht fälschlicherweise jemanden in Verdacht bringen. Das wäre schrecklich. Deshalb bin ich auch nicht gleich zur Polizei gelaufen. Schließlich könnte sich Frieder ja auch getäuscht haben.”
„Ist Frieder Ihr Mann?” warf ich ein.
„Wo denken Sie hin”, kicherte Frau Knospe leise, „das ist mein Neffe. Der Sohn meiner Schwester. Ich selbst bin Witwe. Frieder ist elf Jahre.”
„Also hat Ihr Neffe etwas beobachtet!” kombinierte ich messerscharf.
„Ja. Und zwar am Sonnabend auf dem Hochzeitsball der Tochter des französischen Botschafters im Palast-Hotel.”
„Heiliges Kanonenröhrchen”, staunte ich laut, „das war die Festlichkeit, wo eine Reihe von Hochzeitsgästen bestohlen wurde."
Die Witwe Knospe nickte lebhaft.
Und ich fragte: „Was macht ein Elfjähriger abends auf einem Hochzeitsball, hm?”
Sie antwortete zögernd: „Er war bei einem Klassentreffen gewesen. Sein Heimweg führte am Palast-Hotel vorbei, und da hat er sich eben ein bißchen die Nase plattgedrückt an der Scheibe.”
Ei der Daus, ich kannte das Palast-Hotel ziemlich gut. Und mir fiel beim besten Willen keine Scheibe ein, an der er sich
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