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Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Titel: Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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hätte die Nase plattdrücken können.

    Frau Knospes Antenne fing meine ungläubigen Wellen auf, und sie wurde sehr verlegen, als sie gestand: „Er hat sich hintenrum reingeschmuggelt und Ist auf die Empore des Ballsaals geschlichen. Er macht immer solche verrückten Sachen.”
    Sie zuckte die Schultern. Es schien ihr sichtlich peinlich, zugeben zu müssen, daß ihr Neffe Frieder eine Art .Hansdampf in allen Gassen’ war.
    Ich tröstete sie. „Was ein richtiger Junge ist, der schleicht sich schon mal auf die Empore des Ballsaals, wenn die Tochter des französischen Botschafters heiratet.”
    Sie lächelte dankbar und erleichtert.
    Ich aber fragte: „Ich nehme an, daß Frieder auf dem Fest jemanden sah, der eigentlich dort nichts zu suchen hatte.”
    „Ja”, erwiderte Frau Knospe leise. Und während ihre Finger das Muster meines Sofakissens nachzogen, murmelte sie: „Mir ist das alles sehr unangenehm. Es handelt sich um meinen Untermieter, den Herrn Weihrauch.”
    „Ach, der Herr Weihrauch...” rief ich.
    Und Frau Knospe mit großen Augen staunte: „Sie kennen ihn?”
    „Aber nicht das allerkleinste Böhnchen”, wehrte ich ab. „Ich tue nur manchmal so... Sie jedenfalls sind der Ansicht, daß sich Ihr Neffe irrte!”
    „Ja. Wie sollte Herr Weihrauch auf eine solche Hochzeit kommen?”
    „Man könnte ihn zum Beispiel eingeladen haben.”
    „Ich habe noch nie einen Frack bei ihm gesehen. Und außerdem, seit fünf Monaten ist Herr Weihrauch arbeitslos. Seine Firma hat Konkurs angemeldet…”
    „Womit hat er sich denn vorher seinen Aufschnitt verdient?”
    „Er war Vertreter für Hosenträger, Gürtel und Kleinlederwaren.”
    „Hm...” brummte ich.
    „Er hatte sich einen Bart unter die Nase geklebt. So behauptet jedenfalls Frieder.”
    „Glauben Sie, daß Herr Weihrauch — nehmen wir an, daß Frieders Beobachtung den Tatsachen entspricht — ihn auch erkannt hat?”
    Sie schüttelte lebhaft den Kopf. „Nein. Er sagt, daß er sich so gut versteckt habe, daß sogar der liebe Gott Schwierigkeiten mit dem Finden gehabt hätte.”
    Nun mußte ich aber wirklich lachen. Dieser Frieder schien mir ein pfiffiges Kerlchen zu sein. Nur... bestand nicht die Gefahr, daß er über eine zu große Phantasie verfügte? Vielleicht hatte die Notiz in der Zeitung, in der zu lesen war, daß für die Ergreifung des „Hochzeitstäters” eine Belohnung ausgesetzt war, eben diese Phantasie besonders angeregt?
    Doch da verriet Frau Knospe noch etwas, und nun sah die ganze Geschichte schon wieder anders aus.
    „Herr Weihrauch schuldete mir die Miete für drei Monate. Am Tag nach der Hochzeit hat er alle Rückstände und sogar noch zwei Monate im voraus bezahlt."
    „Hoppla”, rief ich. „Jetzt haben Sie mich aber wirklich neugierig gemacht. So neugierig, daß ich Ihnen heute abend einen Besuch abstatten werde — wenn’s Ihnen recht ist.”
    Sie nickte stumm und ängstlich.
    „Bei dieser Gelegenheit werde ich den Herrn Weihrauch ganz zwanglos kennenlernen.”
    „Aber…”
    „Keine Sorge, mir wird schon was einfallen…”
     
    Die angegebene Adresse der Frau Knospe in der Kastanienallee entpuppte sich als ein gediegenes Zweifamilienhaus, das inmitten eines großen, geschmackvoll angelegten Gartens stand.
    „Schön, was, Pinsel?” sagte ich nach unten, während ich über die Kiesauffahrt marschierte. Doch statt einer Antwort startete Pinsel zu einer Birke, deren unteres Stammende ganz besonders interessant zu duften schien.
    Frau Edelgard Knospe bewohnte das Erdgeschoß. Und sie hatte uns wohl längst durch die Gardinen entdeckt, denn als ich die Hand hob, um auf den Klingelknopf zu drücken, öffnete sich die Tür.
    „Er ist noch nicht da!” flüsterte sie.
    „Warum flüstern Sie dann?” flüsterte ich zurück und lächelte sie an. Statt einer gesprochenen Antwort zeigte sie mit dem Daumen stumm nach oben.
    Ich nickte, klemmte mir Pinsel unter den Arm und folgte ihr ins Innere ihrer Wohnung. Eine Minute später ließ ich mich in einen watteweichen Sessel plumpsen.
    Pinsel machte es sich auf einem Stück Berber bequem.
    Der Sessel war so schlafeinladend, daß ich unwillkürlich gähnen mußte. „Hoffentlich bleibt der ,Hochzeitsgast’ nicht über Nacht weg”, argwöhnte ich.
    Frau Knospe schüttelte ihre grauen Locken. „Heute kommt Fußball im Fernsehen, das verpaßt er nie.”
    Dann streckte sie ihren Kopf vor, und die alte Ängstlichkeit war wieder in ihren Augen. „Ist Ihnen inzwischen schon

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