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Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Titel: Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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machen, seien Sie vorsichtig. Der Wäscheklemmer wohnt seit einiger Zeit mit einer giftigen Dogge namens Amanda zusammen. Man sagt ihr keinen guten Ruf nach ..
     
    Xaver Pampf hauste dort, wo die anderen ihr Gerümpel aufbewahren: unterm Dach. Mürrisch geduldet von den Leuten unter ihm. Hier hatte er sich sozusagen wohnlich eingerichtet und war, saß er nicht gerade im Gefängnis, mit einem bißchen Glück auch anzutreffen.
    Als ich anderntags das 12-Familien-Haus erreichte, regnete es in Strömen. Heiliges Kanonenröhrchen, ich habe ja sonst nichts gegen Regen. Ja, ich liebe ihn geradezu, aber nur, wenn ich ihm durchs Fenster zugucken kann.
    Und so war meine Laune nicht die allerbeste, als ich, trotz Schirm reichlich angenäßt, die hundertachtunddreißig Stufen aufwärts kletterte.
    Doch meine gute Laune war der reinste Sonnenschein gegen die von Hemden-Pammi.
    „Herein!!” röhrte er keuchend, nachdem ich die ersten Takte des Radetzkymarsches gegen seine Tür getrommelt hatte.
    Ei der Daus, war das ein Stilleben, das sich meinen blauen Augen bot. Der Fußboden des wohnzimmerähnlichen Gemachs war garniert mit Schüsseln, Eimern und Wannen aus gelb-, blau- und rotgetöntem Kunststoff.
    „Du liebes Schneewittchen, findet hier zufällig die deutsche Plastikmesse statt?” fragte ich scheinheilig.
    „Es regnet!” fauchte Pammi und deutete himmelwärts.
    Als ob der Regen aus der Erde käme.

     
    Mit „pim-pim-pim” klatschten dicke Tropfen in eine Wanne, und „plopp-plopp-plopp" tönte es aus dem blauen Eimer.
    „Was zum Teufel wollen Sie hier?” giftete Pampf.
    „Schwerer Verdacht lastet auf Ihnen, alter Junge!” gab ich freundlich zurück.
    Hätte Pampf nicht so entsetzlich abstehende Ohren gehabt, er wäre direkt ein schöner Mann gewesen. Aber die Ohren...
    Jetzt schüttelte er energisch den Kopf und tönte im Brustton der Überzeugung: „Ich bin nicht mehr im Geschäft. Führe ein einmalig anständiges Leben, mein lieber Sherleck Holmer!”
    „Sherlock Holmes!” verbesserte ich.
    Na ja, es waren eben nicht nur die Ohren. Pammi war auch ein bißchen doof.
    „Wie lange dauert das anständige Leben denn schon?”
    „Seit vier Monaten habe ich mir nichts mehr zuschulden kommen lassen!”
    Ich nickte ernsthaft. O ja, ich war durchaus bereit, ihm das abzunehmen. Schließlich mußte ich ihm erst einmal das Gegenteil beweisen. Also sagte ich:
    „Es fehlen zwölf Hemden, zwei Kimonos und drei Tischtücher!”
    „Nicht mit mir!” Es klang richtiggehend beleidigt.
    Dabei gab er dem blauen Eimer einen Tritt.
    „Sie waren also nicht in der Sonnenstraße?” bohrte ich weiter. „Nicht mal für einen kurzen Sprung?? Bei einem Geständnis und der Herausgabe der Klamotten könnte ich Ihnen eine goldene Brücke bauen, Brüderchen Pampf. Die Polizei würde nicht ein Sterbenswörtchen erfahren.”
    Er sah mich an mit kreisrunden Kulleraugen, und seine gewaltigen Segelohren vibrierten. „Mitnichten. Ich war weder in der Sonnen- noch in der Mondstraße, Herr Schnüffelmann. Außerdem sehen Sie sich um. Passen in diesen Stall vielleicht Damasttischtücher auf den Tisch? Oder meinen Sie, daß ich hier im Kimono herumlaufe? Gehen Sie eine Tür weiter. Außer nassen Füßen gibt’s bei mir nichts zu holen.”
    „Hm”, brummte ich. Irgendwie schien er recht zu haben...
    Alerich Tippei, der „Wäscheklemmer”, wohnte in einem Holzhäuschen der „Gartenkolonie Fliederhain”.
    Sein Grundstück war von einem äußerst massiven Drahtzaun umgeben, der mich sofort an Inspektor Schulz’ Warnung erinnerte. Natürlich hatte ich Pinsel zu Hause gelassen. Von einer Dogge war jedoch nichts zu sehen. Dafür war das Schild „Vorsicht, bissiger Hund!” von der Größe einer Küchentischplatte.
    Der Drehknauf an der Drahttür funktionierte, und ich trat ein.
    Zehn Schritte zählte ich bis zu der Margarinekiste aus Holz, in die ich nicht mal die bissige Frau Eulchen verbannt hätte. Alles sah schief und baufällig aus. Ich hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, als sich plötzlich hinter mir was tat.
    Heiliges Kanonenröhrchen, ein tiefes, grollendes Knurren drang zwischen meine Schulterblätter. Ganz, ganz langsam, sozusagen im Millimetertempo, drehte ich mich um. Da stand Amanda. Groß wie ein kleines Pferd, die Augen glühten, und die lange rosa Zunge schien meine teuer angefutterten Pfunde schon zu schmecken. Als ich vorsichtig meine Hand in die Tasche schob, holte Amanda ihre Zunge ein und zog dafür die Oberlippe

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