Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
eingefallen, wie Sie mich aus der Sache heraushalten können?”
„Klar! Wenn er kommt, sagen Sie ihm, da sei einer von der Versicherung, der ihn zu sprechen wünscht."
Kurz nach halb acht wurde die Wohnungstür aufgeschlossen, und die Witwe Knospe schoß zur Tür hinaus. Sie tat es so hastig, daß Pinsel vor Schreck bellte. Ich hörte sie draußen sprechen, nach zwei Minuten kam sie zurück, und nach weiteren drei Minuten stand ich Josef Weihrauch gegenüber.
Und der Herr Weihrauch lachte fröhlich und zeigte auf Pinsel: „Sie sind der erste Versicherungsmann, der seine Kundschaft mit Hund besucht. Bitte, nehmen Sie Platz!”
„Danke!” sagte ich. Auch hier gab es einen watteweichen Sessel. Josef Weihrauch war etwa vierzig, hatte lockiges Haar und ein paar aufsehenerregende Horchgeräte. Diese klappten so weit ab, daß man unwillkürlich an Elefanten erinnert wurde.
„Sie sehen gar nicht aus wie einer von der Versicherung”, grinste Herr Weihrauch.
„Stimmt. Toll, Ihr Scharfblick, hehehe. Ich wollte nicht, daß Frau Knospe falsche Schlüsse zieht. Deshalb sitzt Ihnen ein angeblicher Versicherungsvertreter gegenüber.”
„Was meinen Sie mit falschen Schlüssen??”
Ei der Daus, er wackelte wirklich mit den Ohren.
„Kennen Sie Meisterdetektiv Balduin Pfiff?”
„Nöü Was ist das für einer?”
„Ein ganz gefährlicher Bursche”, sagte ich und ließ die Augenbrauen hochschnellen. „Er sitzt auf meinem Stuhl!”
Josef Weihrauch blickte drein wie einer, dem man soeben einen halben Ärmel vom neuen Anzug abgeschnitten hatte.
„Aha... Und was wollen Sie von mir? Und wieso sollte Frau Knospe falsche Schlüsse ziehen können?”
Ich tat geheimnisvoll: „Da war gestern einer bei mir, der eine Abneigung gegen die Polizei hat. ,Baldi’, sagte er zu mir, ,da habe ich einen Typ beobachtet, der hat die Hochzeitsgäste im Palast-Hotel bestohlen. Er steckte in einem eleganten Frack und hatte so einen Handfeger-Bart unter der Nase. Ich bin ihm nachgegangen, weil ich ja was gegen die Polizei habe. Und dann, Baldi, ist der Typ in einem Haus in der Kastanienallee verschwunden!”
Ich strahlte den wie versteinert dastehenden Weihrauch wie ein Friedensengel an und fuhr fort: „Na ja, Herr Weihrauch, ich beschuldige ungern jemanden, von dem ich nicht weiß, ob er schuldig ist oder nicht. Immerhin könnte sich der Augenzeuge ja geirrt haben, was?” Josef Weihrauch hob ratlos die Schultern. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen...”
„Von der Diplomatenhochzeit. Nichts davon gehört?”
„Nicht ein Wort. Welcher Diplomat sollte mich schon einladen.”
„Sie trugen Frack und Bart.”
Weihrauch lachte: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Frack besessen. Und daß ich nie Bart trage, das kann Ihnen Frau Knospe bestätigen. Welcher Diplomat hat denn geheiratet?”
„Die Tochter des französischen Botschafters. Es stand groß und breit in der Zeitung.”
„Tut mir leid. Ich habe keine Zeitung gelesen. Ich spare, wo ich kann, ich bin nämlich arbeitslos!”
„Hm", brummte ich und tat traurig, „das ist schon komisch. Kann sich Burschi so geirrt haben?”
Josef Weihrauch ließ die Ohren spielen und sagte sehr theatralisch: „Entweder will mir Ihr Burschi nur was auswischen, oder aber er will, koste es, was es wolle, die Belohnung verdienen.”
„Möglich ist alles”, seufzte ich und stemmte mich aus dem watteweichen Sessel hoch. Ich streckte dem Josef die Hand hin und verkündete: „Nichts für ungut. Sollen sich die anderen mit der Angelegenheit beschäftigen, was, Herr Weihrauch? Machen Sie es gut.”
Wir schüttelten uns die Hände.
Aus Frau Knospes Wohnzimmer rief ich dann Inspektor Schulz an. Es hörte sich am Telefon an, als habe er gerade ein Schlümmerchen auf der Schreibtischplatte gemacht. Doch was ich ihm sagte, ließ ihn schlagartig munter werden.
„Ich liefere Ihnen den Hochzeitsdieb frei Haus”, verkündete ich mit leiser Stimme. „Kommen Sie in die Kastanienallee Nummer 12. Der Dieb heißt Josef Weihrauch!”
„Wie sind Sie dahintergekommen?”
„Er wußte nichts von der Hochzeit. Er hat nichts gehört und nichts gelesen . .
„Das spricht doch für ihn!” wunderte sich Inspektor Schulz. „Das heißt, wenn seine Behauptung keine Lüge ist."
„Er hat den Fehler begangen, zu wissen, daß eine Belohnung ausgesetzt ist. Und das stand ja wohl in der Zeitung...”
„Ich bin in einer Viertelstunde da!”
Ich ließ den Hörer auf die
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