Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
singen, aber schweigend und aufmerksam zuhören und gleichzeitig reden, das kann ich nicht.”
Herr Sussica sah mich einen Augenblick lang an und stieß dabei einen ellenlangen Seufzer aus. Schließlich tippte er sich an die Stirn. „Hab’ ich wieder mal ohne Punkt und Komma geredet? Das ist so eine dumme Angewohnheit von mir. Was meinen Sie zu meiner Geschichte? Läßt sich der Dieb ohne großes Aufsehen ermitteln?”
Ich nickte: „Er läßt sich!” Und ich tat, als meinte ich es todernst: „Aber nur, wenn ein Meisterdetektiv die Sache in die Hand nimmt.” Ich ließ den ausgestreckten Daumen gegen meine Brust sausen: „Einer wie ich!”
Herr Sussica streckte mir die Hand entgegen: „Bitte, seien Sie mein Meisterdetektiv!”
„Gut, einverstanden”, sagte ich. „Lassen Sie mich also noch einmal den Tatbestand rekonstruieren. Unterbrechen Sie mich, wenn ich was Falsches sage. Klar und deutlich?”
„Klar und deutlich!” freute er sich, und ich wiederholte in Kurzfassung das, was er mir soeben lang und breit ins Gesicht gejammert hatte: „Sie hatten also am vergangenen Sonntag Familientreffen. Am Nachmittag gingen Sie für ein paar Stunden mit den Herren in den Oberstock zu einer Pokerrunde. Und zwar in die Bibliothek. Ebenso wie in Ihrem Arbeitszimmer im Erdgeschoß befindet sich auch in der Bibliothek ein Wandtresor, aus dem Sie sich in Anwesenheit der anderen mit Geld versorgten. Als Sie spät in der Nacht den Schmuck Ihrer Frau in den Tresor zurücklegten, stellten Sie fest, daß ein Kästchen mit Diamanten verschwunden war. Für Sie besteht kein Zweifel daran, daß der Dieb nur einer der drei Männer gewesen sein kann, die zusammen mit Ihnen pokerten. Habe ich was vergessen?”
„So war es!” nickte der Schnellredner.
„Eine entscheidende Frage haben Sie unbeantwortet gelassen. Warum nur einer dieser drei?”
Herr Sussica beugte sich vor, gerade so, als wolle er mir ein Geheimnis anvertrauen. „Es handelt sich um Tresore mit Zahlencode. Und ich habe die dumme Angewohnheit, die sechs Zahlen vor mich hinzusagen, wenn ich die Kombination einstelle. Natürlich auch am Sonntag. Die anderen mußten es hören. Und einer ist später heimlich in die Bibliothek zurückgegangen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.”
„Fein. Damit steht mein Operationsplan fest!” sagte ich und reckte das Kinn vor. So was machte sich immer gut.
„Operationsplan?” Sussicas Stimme klang richtig belegt.
„Der Meisterdetektiv wird sich mit Ihren Mitspielern ein bißchen unterhalten. Es muß ja auch im Interesse Ihrer Verwandten sein, daß die Polizei aus dem Spiele bleibt.”
Herr Sussica machte Kulleraugen. „Sie... Sie wollen allen die Wahrheit sagen?”
„Das will ich. Warum so besorgt?”
„B...B...Bei meinem Schwager Benno müssen Sie aber vorsichtig sein. D...D...Der hat sogar schon den Schornsteinfeger mit dem Säbel bedroht.”
„Hoppla!” rief Ich erschreckt. „Dann wird es wohl am besten sein, wenn ich meinen Löwen mitnehme, was?”
„Sie haben einen Löwen?” Sussicas 190 Zentimeter schrumpften auf 160 zusammen.
Mein Zeigefinger deutete in Richtung Ofenecke, wo Pinsel bewies, daß auch Hunde schnarchen können.
„Ach so, Ihr Hund…” Und dann lachte Herr Sussica. Und er lachte ebenso schnell, wie er sprach, und ohne Luft zu holen: „Hahahahaha-hahahahahahahahahahahahahahahahaha...”
Hübsch war sie, und dünn war sie, und hochnäsig war sie. Aber das haben manche Dienstmädchen so an sich. Mit größter Mißbilligung sah sie aus ihrem weißen Krägelchen auf Pinsel herab. „Hunde dürfen nicht ins Haus”, flötete sie. „Die Gnädigste hat eine Allergie gegen Hunde.” Na, der werd’ ich es geben, dachte ich, und ich zwinkerte ihr zu. Dann legte ich den Finger auf die Lippen und machte: „Pssssstü Das ist kein Hund, der sieht nur so aus wie einer. In Wirklichkeit ist er mein Erbonkel. Nicht, Pinsel?”
Pinsel bellte zweimal kurz, und es klang nach Zustimmung.
„Hat er nicht einen schönen Dialekt, der Erbonkel?”
Das vornehm tuende Fräulein wurde blaß wie Roggenmehl. „Ich werde Sie anmelden!” stieß sie hervor, und weg war sie.
Zwei Minuten später standen der „Erbonkel” und ich Herrn Bruno Strietzel gegenüber.
„Pfiff, mein Name, wir hatten telefoniert, Herr Strietzel”, sagte ich und knallte die Hacken zusammen. Der Herr Strietzel wußte sofort Bescheid. „Stimmt! Und Sie erwähnten was von einem Fall. Darf ich mir die Frage erlauben, wer Ihr
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