Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
zurück. Ein schrecklicher Anblick... Das Rascheln jedoch machte sie neugierig...
Ich zog die Fleischwurst aus der Tüte und streckte sie Amanda entgegen und — sie nahm die Gabe an. Hatte ich jedoch geglaubt, sie würde sich mit dem großzügigen Gastgeschenk zurückziehen, so sah ich mich getäuscht. Während ihre riesigen Kiefer im schmatzenden Auf und Ab der Wurst den Garaus machten, ruhten ihre Augen verklärt auf mir.
Doch da wurde die Idylle gestört. Die Tür der Margarinekiste öffnete sich, und Tippel, der Wäscheklemmer, stand verschlafen vor mir. Er musterte zuerst mich, dann den Hund. Und gähnend schnaufte er: „Mann, haben Sie ein Glück, daß Ihnen Amanda kein Loch in die Sitzfläche gerissen hat.”
„Tut sie das sonst?” erkundigte ich mich und tat, als hätte ich den Mut erfunden.
„In letzter Zeit habe ich nur Ärger mit ihr”, gestand Tippel. „In den letzten vierzehn Tagen hat sie sieben Dackel, vier Pudel, einen Cocker und zwei Briefträger gebissen.”
Ich schluckte mein Unbehagen runter, holte ganz tief Luft, schnitt ein dienstliches Gesicht und bluffte:
„Man hat Sie in der Sonnenstraße beim Wäscheeinkauf beobachtet!” Den „Einkauf” betonte ich besonders, dabei ließ ich mein linkes Augenlid hochschnellen.
Wieder gähnte mir der unrasierte Tippel mitten ins Gesicht. „Wer sind Sie überhaupt?"
„Ich bin Balduin Pfiff, Privatdetektiv!”
Tippel nickte und grinste mich dabei unverschämt an.
„Zuhören, Balduin Pfiff, Privatdetektiv. Ich mache nicht mehr in Wäsche. Ist zu umständlich und der Verdienst zu gering.”
„Ei der Daus, welch interessante Neuigkeit", sagte ich.
Natürlich glaubte ich ihm kein Wort. Und das ließ ich ihn auch wissen. „Die Katze läßt das Mausen nicht... In welcher Branche gedenken Sie denn zu wirken?”
„Noch nicht festgelegt. Für Ihre Sonnenstraße jedenfalls komme ich nicht in Frage.”
„Kein Interesse an Kimonos?”
„Weder an Kimonos noch an Hand- und anderen Tüchern oder Hemden. Bringt nichts mehr ein. Ich werde mich auf kompaktere Dinge verlegen. Und jetzt, Balduin Pfiff, Privatdetektiv, darf ich Sie bitten zu verschwinden. Ein Wort von mir, und Amanda hält Sie für einen Briefträger.” Er sah mich von oben bis unten mit einem unverschämten Blick an und sagte: „So, wie Sie beschaffen sind, wären Sie für Amanda ein richtiggehender Leckerbissen. Sie ist ganz wild auf durchwachsenen Speck."
„Ich gehe”, erwiderte ich hoheitsvoll, „aber ich verspreche, ich denke genau über Sie nach. Übrigens, das Holz Ihrer Villa hat vorhin einen „E-Y-hoch-2-Ton” von sich gegeben. Das ist das typische Zeichen für Müdigkeit. Ich schätze, daß das Gebäudchen innerhalb der nächsten zwei bis drei Stunden zusammenbricht.”
Während Alerich Tippel vor Schreck der Mund offenstehen blieb, schritt ich ebenso hoheitsvoll zur Tür. Begleitet von Amanda, die mir auf einmal sehr zugetan schien.
Und just da fiel es mir wie Schuppen von den Augen...
Vom Postamt in der Pfefferhuder Allee aus rief ich Inspektor Schulz an. „Hallo, Inspektor, ich habe den Wäschedieb ausfindig gemacht. Muß allerdings zugeben, daß der Groschen bei mir in Zeitlupe fiel.”
„Und wer ist der Hemdendieb diesmal?”
„Pampf-Pammi. Ich habe bei ihm zwar die Tischtücher erwähnt, aber von Damast hatte ich keinen Ton gesagt. .
„Gut, ich sammle ihn dann ein!” versprach Inspektor Schulz. Und er hielt Wort. Nun ratet mal, wo Pammi Frau Schlenkers Wäsche versteckt hatte? In einem Schließfach im Bahnhof...
Rezept Nr. 1
Königlich-sächsische Quarkkeulchen
Wir brauchen:
1 Pfund kalte Pellkartoffeln (vom Vortag)
80 Gramm Weizenmehl
2 Eier
1 gute Prise Salz
50 Gramm Zucker
50 Gramm Rosinen
½ Pfund Magerquark (anderer tut's ebenso!)
1 Messerspitze Backpulver (wenn keines vorhanden, reicht ein scharfer Blick!)
1 Eßlöffel geriebene Zitronenschale
Öl zum Ausbacken
Lang, lang ist’s her, daß die Quarkkeulchen Einzug hielten im königlich-sächsischen Rezeptplan.
Da gab es damals unter dem Hofpersonal im schönen Dresden eine hübsche, wenn auch äußerst magere weibliche Person namens Jette Lehmann. Eigentlich gehörte das „Jettchen” zu den Bügel-, Putz- und Waschweibern, aber wenn Not am Mann war, mußte sie auch schon mal in der Küche mit aushelfen.
Dort erfuhr sie eines Tages, daß Majestät (in Sachsen „der Geenich” genannt!) stets auf der Suche war nach alten Familienrezepten. Und just
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