Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
einmal in der Woche kaufte ich mir „Weber-Taler”. Das waren gefüllte Schokoladenplätzchen. Ein garantiert wirksames Mittel gegen das Abnehmen, hehehehe.
Also sagte ich:
„Klar, die kenne ich!”
„Heute nacht nun, ich konnte einfach nicht schlafen, setzte ich mich ans Fenster und sah in die Nacht. Da kamen plötzlich zwei Männer. Sie trugen prallgefüllte Rucksäcke. Schneller, als ich begreifen konnte, waren sie über das Eisentor geklettert und verschwunden.’’-„Mit dem vollen Rucksack auf dem Buckel?” erkundigte ich mich sicherheitshalber.
„Ja, ist komisch, was? Ich blieb am Fenster sitzen. Ich überlegte: vielleicht wollen die abkürzen. Aber das kam mir dann albern vor. Nach zwei Stunden tauchten sie genau an der gleichen Stelle wieder auf. Die Rucksäcke waren leer und schlaff.”
„Gibt’s bei Scholz & Weber keinen Nachtwächter?”
„Doch, heißt Gustav Kramer. Ein uralter Mann. Ich bin überzeugt, daß er noch schlechter hört, als er sieht. Neulich hat er mich am hellichten Tag mitten auf der Straße mit ,Frau Sedlicek’ angeredet.” Ich zwang mich, nicht zu grinsen, so was steht einem Meisterdetektiv bei solch ernsthaftem Thema einfach nicht zu. (Ei der Daus, wenn ich hätt’ lachen können, wie ich gekonnt hätt’, huhuhuhuhehehehehihihi, Frau Sedlicek, hihihehehehehe...) So aber fragte ich: „Wie spät war es , als Sie Ihre Beobachtungen machten?”
„Gegen zwei Uhr tauchten sie auf, kurz nach vier verschwanden sie wieder...”
Eine halbe Stunde lang fragte ich Pankratius Eisenherz noch das eine und das andere. Dann versprach ich ihm, über die Angelegenheit nachzudenken.
Als er sich verabschiedete, wollte er noch wissen: „Sie halten mich doch auf dem laufenden, Herr Pfiff?"
„Ist doch klar!”
Er ging, und ich legte mich auf das angewärmte Sofa und begann nachzudenken. Ich grübelte, grübelte und grübelte. Um ein Haar wäre ich hinübergegrübelt in eine leichte Schnarche, aber just im letzten Augenblick fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich winkelte zuerst das linke, dann das rechte Bein an und federte mich in die Höhe. Die häusliche Kleidung kam auf den Haken und das Zweitbeste auf meinen Körper.
Ich fragte Pinsel, ob er mich begleiten wolle, und als er ein „Ja!” bellte, erklärte ich ihm, daß es besser wäre, zu Hause zu bleiben. „Mein lieber Pinsel”, sagte ich, „Hunde, auch gute, liebe und kluge, sind in einer Schokoladenfabrik unerwünscht!”
Um 16 Uhr 55 saß ich in Direktor Scholz’ Allerheiligstem.
War ein sehr modischer Mann, dieser Herr Scholz, ei der Daus. Sein seidenes Einstecktuch lugte mit solcher Überlänge aus der Tasche, als habe er vor, sich daran die Füße abzutrocknen. Seine Krawatte glich einem Kunstwerk aus Farbe. Na, und die Brille erst. Man mußte sich direkt Mühe geben, was von seinem Gesicht zu sehen, so groß waren seine Doppelfenster im fingerdicken Hornrahmen. Eigentlich hat nur die spiegelblanke Glatze gestört. Zuerst sah er mich mürrisch an.
„Detektiv?” Nein, er sagte: „Detektiiiiv???"
Ich nannte die Menge der Plätzchen, die ich wöchentlich verputzte, was ihn veranlaßte, ein wenig milder dreinzublicken. Ohne Einleitung landete ich gleich im Ziel: „Herr Direktor, was ist in dem gelbgestrichenen Gebäudeteil untergebracht?”
„Die Exportabteilung. Dort werden die Pralinen für das Ausland verpackt.”
Da hatten wir den Salat. Genau wie ich es befürchtete.
Herr Scholz schien in meiner Miene Schlimmes gelesen zu haben.
Besorgt beugte er sich über seinen Fußballplatzschreibtisch. „Um Gottes willen, Herr Pfiff, was hat das zu bedeuten?" Dabei knackste er aufgeregt mit den Fingern. Ich tat, als hätte ich seine Frage nicht gehört.
„Wo, zum Beispiel, gingen die Pralinen hin, die gestern nachmittag verpackt wurden, aber erst heute zum Versand kamen?”
Er wedelte erregt mit den Armen. „Auswendig weiß ich das nicht. Aber gestern war Dienstag, und dienstags werden in der Regel die Aufträge aus Österreich und Schweden zum Versand gebracht. Bitte, Herr Pfiff, was hat das alles zu bedeuten?”
„Ich vermute, Herr Direktor, daß man heute nacht den Inhalt gewisser Pakete ausgetauscht hat.”
Klaus-Ferdinand Scholz fuhr in die Höhe. „Ausgetauscht?” Es klang wie ein Schuß, und ich fühlte mich nur knapp verfehlt.
„Sie haben mich erschreckt!” ließ ich ihn wissen.
„Gegen was ausgetauscht?’’
„Ich will einer Untersuchung der Polizei nicht vorgreifen”, sagte
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