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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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anderes als der ruhige, überlegte Ausdruck in Franks Augen.
    »In jedem Fall ist es schließlich geschafft«, fuhr Bernstein unbeirrt fort, »der Bursche blubbert nicht mehr. Jetzt kannst du mit Bianca wieder ganz von vorne beginnen. Der Zufall war der Helfershelfer deines neuen Glücks. Doch damit nicht genug: Du willst Bianca noch eine kleine Lektion erteilen, willst ihr einen falschen Hinweis geben, dass ihr geliebter Serkan einer zweifelhaften Familie angehörte. Du steigst in den Brunnen und drapierst die Leiche so, dass Serkans Arm auf den Mini-Supermarkt zeigt. Du klagst an: Da ist der wahre Bösewicht zu suchen!
    Fehlt noch ein Letztes: Dir fällt ein, dass du die Spuren der Beziehung zwischen Bianca und Serkan verwischen musst.
    Das ist wohlbedacht: Keine Liebe, keine Eifersucht! Keine Eifersucht, kein Verdacht! So wärst du fein aus dem Schneider gewesen.
    Du steigst also noch einmal in den Brunnen und leerst Serkans Taschen, nimmst sein Handy und seine Schlüssel an dich.
    Wie fühlt es sich an, in den Klamotten eines Toten zu stöbern?
    Kurz darauf bist du in Serkans Wohnung hineinspaziert und wolltest großreinemachen. Schade, dass du keinen Sinn für Kunst hast, so hast du die entscheidende Spur übersehen. Es könnte nicht schaden, wenn du –«
    »Lass gut sein, Bernstein«, unterbrach Rubin seinen Freund, der sich anschickte, seiner Phantasie einen größeren Spielraum zuzubilligen, als im Moment nötig war.
    Plötzlich klingelte Rubins Handy. Er stellte sich ein wenig abseits.
    »Herr Professor Dr.   Schmittbauer!«
    Der Anruf währte nur kurz, Rubin trat zurück zu den anderen.
    »Das war die Gerichtsmedizin mit dem Ergebnis der Blutuntersuchung«, sagte er mit einem eisigen Blick auf Frank.
    »Tja, mein lieber Bernstein, du hast uns da eben eine gute Geschichte erzählt, leider hat sie einen kleinen Haken: Sie ist nur teilweise wahr. Die tatsächliche Todesursache war Arsen!«

33
    Das Restaurant »Da Ricardo« verströmte an diesem Abend die Aura eines mediterranen Hafens. Zum letzten Mal in dieser Saison verwöhnte Ricardo seine Gäste mit seinem speziellen Muschelgericht, denn der Februar war der letzte Monat, der auf »r« endete. Und Ricardo nahm die alte Regel sehr ernst.
    Der Duft nach Meer und Weite durchdrang das Restaurant, gewürzt mit dem Aroma von Weißwein, von gedünsteten Zwiebeln und einem Hauch von Knoblauch. Es waren nur noch wenige Gäste da.
    »Caterina«, rief Ricardo, »komme hier und bringe schöne Bier und Bardolino für Christophe und Carlo. Und für Freitag Schälche Aqua! Subito!«
    Die drei Männer saßen an einem Tisch hinter einem niedrigen Vorsprung, Freitag schielte unschlüssig nach einer Dackeldame, drei Tische entfernt, traute sich aber nicht, ihre Bekanntschaft zu suchen.
    Das dazugehörige Ehepaar, beide schlank und sportlich gekleidet, verlangte die Rechnung. War es Zufall oder Absicht, dass ihre Kleidung vollständig in Blau-Schwarz gehalten war und sich nahtlos in das Erscheinungsbild des Restaurants einfügte?
    »Ich habe einen Hunger wie zwei Berserker! Und Durst wie eine ganze Fußballmannschaft nach einem gewonnenen Lokalderby!«, sagte Bernstein.
    Frank Schirner war in Untersuchungshaft. Er hatte alles gestanden.
    »Irgendwie ein bisschen schade, dass meine Geschichte nicht passgenau den Tatsachen entsprochen hat. Mir hat sie sehr gut gefallen, und bei meiner Ehre: Ganz und gar falsch war sie auch wieder nicht. Mir hat nur ein winziges Detail gefehlt.«
    »Das hat mir auch gefehlt, buchstäblich bis zur letzten Minute«, bemerkte Rubin.
    »Bei allen Paragrafen und ihren tolldreisten Reitern, ein Hoch auf unsere Bürokratie! Das nenne ich eine wahrhaft moderne Arbeitsweise: Lieferung just in time!«
    »Ich hätte Frank diese Kaltblütigkeit nicht zugetraut«, sagte Rubin. »Tatsächlich hatte er alles von langer Hand geplant. Seitdem er hinter die Affäre von Bianca mit Serkan gekommen war, war er nur noch von einem einzigen Gedanken getrieben.«
    »Rache für die Erniedrigung, die Pein der Eifersucht. Dass er allerdings so leicht an das Arsen rangekommen ist, erstaunt mich und erschüttert ein wenig mein Vertrauen in die hohe Kammerjägerzunft«, sagte Bernstein.
    Ricardo runzelte die Stirn. »Wieso, woher hatte er das Arsen?«
    »Frank hat es bei einem Kammerjäger gekauft, als Gift gegen die Mäuse und Ratten in der Backstube. Da der Mann Frank seit Kindertagen kannte, hatte er keinen Verdacht geschöpft«, sagte Rubin.
    »Da hat sich der Manne

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