Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz
leider selber arbeitslos machte«, sagte Ricardo.
»Er hat bestens am Arsen verdient«, beruhigte ihn Rubin.
»Und dann, wie hat bekomme Arsen in arme Serkan?«, wollte Ricardo wissen.
»Er hat Serkan seit langer Zeit schon beobachtet, wenn dieser zum Löwenbrunnen ging, um sein Heilwasser abzufüllen. An jenem Abend vor drei Tagen war die Gelegenheit günstig. Er passte ihn ab und stellte ihn zur Rede, und Serkan gestand seine Liebe zu Bianca. Aber er fühlte sich nicht gut, war in Atemnot und schwitzte. Er öffnete seine Jacke. Währenddessen stellte er die Flasche, die er gerade mit Heilwasser gefüllt hatte, auf den Brunnenrand. Frank nutzte die Gelegenheit und gab das Arsen hinein. Serkan trank einen Schluck des vergifteten Heilwassers. Der Rest hat sich so abgespielt wie in Bernsteins Erzählung.«
»Mamma mia«, rief Ricardo, »wie tute mir Bianca leide! War Serkan ihre große Liebe?«
»Ja«, sagte Bernstein, »er war ihre große, dramatische Liebe!«
Caterina kam mit den Getränken.
»Meine Schöne, bin iche froh, dass dich habe!«, rief Ricardo und drückte der überraschten Caterina leidenschaftlich einen schmatzenden Kuss auf die Lippen. Sie sah ihn mit großen Augen an, schüttelte zaghaft den Kopf und – errötete. Als Rubin genauer hinsah, konnte er erkennen, dass ihre Augen ein wenig glänzten.
Ricardo erhob sein Glas. »Lasse uns trinke auf Amore!«
»Ja, lasst uns auf die Liebe trinken und auf die Dinge, die es wert sind, geliebt zu werden!«, sagte Bernstein.
Rubin nickte voller Zustimmung.
Alle erhoben ihr Glas und leerten es in einem Zug. Freitag schlürfte zufrieden sein Wasser aus seinem Schälchen.
Rubin war es nach dem Bier warm geworden. Er zog sein Sakko aus und fühlte dabei in der Innentasche das schmale Buch, das ihm Buchhändler Weimar für Bernstein mitgegeben hatte. »Das Leben ist zu wichtig, um ernst genommen zu werden« von Tom Smart.
»Ich habe ganz vergessen, dir das Buch zu geben«, sagte Rubin.
Bernstein grinste. »Hast du ein wenig darin geblättert?«
Rubin nickte.
»Weißt du was? Behalte es, mein Lieber. Es ist mein Willkommensgruß an dich. Gut, dass du wieder bei uns bist, alter Räuberhauptmann.«
Sie waren beinahe mit den Muscheln fertig, als die Melodie von »Hell’s Bells« von AC / DC aus Bernsteins Jackentasche erklang. Es war das Zeichen für eine eingegangene SMS . Ein Strahlen huschte über seine Miene.
»Die Nachricht ist von meiner bezaubernden Kollegin Ayse – Volltreffer! Ich habe ihr heute Mittag sehr lange und sehr intensiv nichts und rein gar nichts von unserer Aktion erzählt, bis sie es schließlich nicht mehr ausgehalten hat. Wenn auf eines Verlass ist, dann auf die Neugierde der Damenwelt. Ich werde Ayse in einer halben Stunde treffen. Ich muss mir nur noch rasch die passende Garderobe überlegen.«
Kurz darauf verabschiedeten sich die Freunde. Ricardo begleitete sie zur Tür.
»Bisse morge, amici.«
Bernstein bog hinter dem Restaurant in die Gassen, aufgekratzt und bester Dinge. Er hoffte, dass die Nacht noch etwas für ihn in petto hielt.
Rubin wusste, seine Frau würde bereits schlafen, wenn er nach Hause kam. Wie üblich würde er versuchen, so leise wie möglich zu sein, um sie nicht zu wecken. Morgen beim Frühstück würde er ihr alles bei einer Tasse Earl Grey mit viel Milch erzählen.
Er schlenderte über den Marktplatz, vorbei am Löwenbrunnen. Die Nacht war klar und mild. Freitag lief an seiner Seite, nie weiter als einen Schritt entfernt. Einmal blieb er unvermittelt stehen und reckte den Kopf.
Rubin kraulte das Fell des Golden Retrievers.
Dank
Mein herzlicher und besonderer Dank gilt Dáša, Martin Pfeiffer, Heiner Bindhardt, Roland Pietryga und dem unermüdlichen Team des Emons Verlags.
Helmut Vorndran
DAS ALABASTERGRAB
Franken Krimi
ISBN 978-3-86358-014-8
»Modern und hochspannend erzählt. Mit teils amüsanten, auf jeden Fall aber ehrlichen Einblicken ins fränkische Gemüt. Und mit einer echten Überraschung am Ende.«
Bayerisches Fernsehen, Abendschau
Leseprobe zu Helmut Vorndran,
DAS ALABASTERGRAB
:
Prolog
Während im Hintergrund eine
männliche Stimme Dinge erklärte, die ihm schon längst bekannt waren, machte er
sich daran, das Buch in das speckige Papier einzuwickeln, sodass von dem hellen
Ledereinband nichts mehr zu sehen war.
Hastig knotete er das kleine
Paket kreuzförmig mit einer Schnur zusammen, die er in weiser Vorahnung mitgenommen
hatte.
Er blickte sich vorsichtig
Weitere Kostenlose Bücher