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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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zurück und schmollt für den Rest des
     Abends.
    «Hast du eigentlich die Sache mit den Rottweilern regeln können?», fragt Schamski mit Blick auf Fred.
    Inzwischen hatte ich die Geschichte erfolgreich verdrängt. Jetzt ist sie wieder da, meine schlechte Laune.
    «Es bleibt bei den fünfzigtausend», entgegne ich knapp.
    Schamski zündet sich eine Zigarette an, raucht genüsslich. |120| «Ich hab mir da was überlegt», sagt er nach einer Weile.
    Interessiert sehe ich ihn an. Wenn Schamski sich was überlegt, dann kann das selbst in einer schier aussichtslosen Situation
     die Wende bedeuten.
    «Kostet dich aber zwei-, vielleicht dreitausend», setzt Schamski nach.
    «Na und? Jetzt kostet es mich fünfzig.»
    «Wenn mein Plan schiefgeht, dann ist das Geld aber zusätzlich futsch.»
    Ich überlege. «Was hast du denn vor?», frage ich.
    «Lass mich einfach machen», erwidert Schamski. «Als dein Stellvertreter kümmere ich mich um die Drecksarbeit. Die Details
     müssen dich ja nicht interessieren.»
    Ich versuche zu ergründen, was er gerade denkt. «Du planst aber nicht irgendwelche krummen Dinger, oder? Ich meine, du
     engagierst jetzt keine Typen, die Gordon bedrohen, oder so ’n Quatsch.»
    Schamski lächelt. «Bedrohen will ich ihn schon, aber anders.»
    Ich warte auf eine Erklärung, Schamski schweigt.
    «Na los, sag’s mir», dränge ich. In diesem Moment klingelt mein Handy. Unbekannter Teilnehmer. Ich nehme das Gespräch an.
    «Halt dich bereit», sagt eine Stimme, dann wird das Telefonat beendet.
    Schamski sieht mich erstaunt an, als ich das Handy sinken lasse. «Was war denn das?»
    «Ich glaube, das war Günther.»
    «Aha. Und was sagt er?»
    «Halt dich bereit.»
    «Mehr nicht?»
    |121| «Mehr nicht.»
    Schamski greift zum Weinglas. «Sehr interessant. Und wofür sollst du dich bereithalten?»
    Ich greife ebenfalls zu meinem Glas und seufze. «Guido, ich hab nicht die leiseste Ahnung.»
    Schamski nimmt einen beherzten Schluck. «Ja, klingt ganz nach Günther.»

[ Navigation ]
    |122| Wie ist das passiert?
    Die Wände meines neuen Büros sind holzvertäfelt. Diese innenarchitektonische Überreaktion stammt aus einer Zeit, als der
     Verlag noch in Geld schwamm und das Chefzimmer den Eindruck von Traditionsbewusstsein und Solidität vermitteln sollte. Mein
     Vorgänger, Dr.   Görges, hat versucht, mit einer hellen Sitzecke und einem modernen Schreibtisch dem Raum die Schwere zu nehmen, trotzdem
     werde ich das Gefühl nicht los, in der Kapitänskajüte eines Geisterschiffs zu sitzen. Schamski hat vorgeschlagen, dass ich
     mir eine Augenklappe und einen Papagei kaufe, künftig das «R» rolle und alle Verlagsangestellten «Landratten» nenne. Ich
     habe ihm angedroht, seine Rumration zu kürzen.
    Engelkes, mein Nachfolger als Personalchef, ist in meiner Abwesenheit auf die Suche nach einer neuen Vorstandssekretärin
     gegangen und möchte wissen, ob ich die Bewerbungsgespräche selbst führen möchte oder ob er das erledigen soll. Der werdende
     Vater hat ein bisschen zugenommen und wirkt ziemlich fertig. Ich vermute, ein pränataler Erschöpfungszustand.
    «Sie sehen müde aus», stelle ich fest.
    Er nickt. «Die letzten beiden Monate sind die schlimmsten.»
    «Schon klar, aber ich dachte immer, für die Frau», erwidere ich lächelnd.
    |123| Engelkes nickt matt. «Ja, für die auch.»
    Aus Gründen der Nostalgie entscheide ich mich dafür, die Einstellungsrunde ein letztes Mal selbst zu übernehmen. Außerdem
     hat Engelkes nur drei Kandidatinnen in die engere Wahl gezogen, die Sache wird also nicht ewig dauern.
    Ich will mich noch rasch mit den Unterlagen vertraut machen, da klopft es und Timothy steht in der Tür. Heute ist sein erster
     Tag als Interimsfinanzchef. Wahrscheinlich will er mich begrüßen, im Moment gilt seine Aufmerksamkeit aber der Wandvertäfelung.
     «Ein schönes Büro haben Sie da.»
    Ich mag britischen Humor.
    Timothy sieht, dass ich lächle. «Ich meine es ernst», sagt er. «Mein Büro ist ja eher spartanisch eingerichtet. Ich finde,
     Ihres hat wirklich Stil.»
    Will er mich hochnehmen?
    «Wenn Sie möchten, können Sie das Büro gerne haben.»
    Timothy wendet erstaunt den Kopf.
    «Ich meine es auch ernst», sage ich. «Ich nehme derweil das ehemalige Büro von Dr.   Raakers. Es ist näher an der Vertriebsabteilung, ich habe also einen kürzeren Weg zu Schamski. Außerdem ist es nur für sechs
     Monate.»
    Timothy überlegt. «Das wäre sehr nett von Ihnen», sagt er dann

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