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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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betrifft.»
    Erstaunt ziehe ich eine Augenbraue hoch.
    «Wir müssen überall sparen», erklärt Konstantin und wirkt nun fast verlegen. «Die Krise macht auch vor der Führungsetage
     nicht halt.»
    Ich lasse meine Augenbraue wieder sinken, bin aber immer noch erstaunt. Nicht darüber, dass Konstantin mein Gehalt kürzen
     möchte. Auf die Idee, die Vorstandsbezüge zu reduzieren, bin ich selbst schon gekommen. Ich wundere mich, dass er ein Problem
     damit hat, es mir zu sagen. Ist ihm peinlich, dass ich aus eigener Anschauung weiß, wie luxuriös seine Familie lebt? Glaubt
     er, dass ich dieses Wissen gegen ihn verwenden könnte?
    Eigentlich kein schlechter Gedanke. «Konstantin, die Krise macht auch vor den Eigentümern nicht halt», würde ich verkünden
     und eine dicke Mappe auf den Tisch werfen. «Ich hab dieses Konzept erarbeitet, um die immensen Kosten für deine faule, nichtsnutzige
     Sippe zu reduzieren. Die wichtigsten Maßnahmen sind: Schluss mit Hummerfressen und Champagnersaufen. Die Yacht kommt weg,
     stattdessen |186| gibt’s ein Schlauchboot. Euren Palast tauschen wir gegen ein gemütliches kleines Ferienhäuschen. Kochen, Gartenarbeiten,
     Koffertragen wird in Zukunft alles selbst erledigt. Wir müssen die Personalkosten deutlich senken. Und wer neue Klamotten
     braucht, der geht nicht zum Maßschneider, sondern zum Discounter. Es wird sowieso nicht mehr fünfmal am Tag aus lauter Langeweile
     die Garderobe gewechselt. Das Leben ist keine Modenschau. Wer nichts mit seiner Zeit anzufangen weiß, der kann sich ja ’n
     Job suchen.»
    Konstantin sieht mich an und scheint sich zu fragen, was ich gerade denke.
    «Ich werd es lesen», sage ich und öffne die Wagentür.
    Schamski, Bronko und Günther haben mir ein paar Nudeln mit Lachssoße übrig gelassen. Dazu passt ein schöner kühler Chardonnay.
    Die drei sitzen am Küchentisch und haben eine Menge Zettel mit Zahlen bekritzelt.
    «Was macht ihr da?», will ich wissen.
    «Pläne», antwortet Günther.
    «Genau. Pläne für ein neues Leben auf Mallorca», ergänzt Bronko. «In zwei Wochen packen wir unsere Sachen, und dann geht
     es ab auf die Insel.»
    Seit Silvester ist das Thema immer mal wieder zur Sprache gekommen, offenbar gibt es jetzt eine Entscheidung. «Wer ist wir?»,
     frage ich.
    «Bronko und ich», erwidert Günther.
    «Du willst auch nach Mallorca?» Ich bin erstaunt. «Was ist mit Iggy?»
    «Ich hab ihr gesagt, sie soll mitkommen. Kellnern kann sie da auch. Und bei mir ist es sowieso egal, wo ich arbeite.»
    |187| «Und? Was sagt sie?» Ich stelle meinen Teller zur Seite. Die Nudeln sind großartig. Ich vermute, Bronko hat heute gekocht.
     Wenn es um Pasta geht, kann ihm keiner was vormachen. Schade, dass er bald geht.
    «Sie will es sich überlegen. Und ich soll mir überlegen, ob ich mit ihr eine Familie gründen will», erwidert Günther. «Wer
     weiß, vielleicht fangen wir ja nochmal ganz von vorn an.»
    «Auf Mallorca», bemerke ich leicht spöttisch.
    «Ja, warum nicht?», sagt Günther. «Du wirst es nicht glauben, aber die haben sogar Kindergärten und Schulen. Auf Mallorca.»
    «Super!», spotte ich. «Und wie willst du das bezahlen? Indem du Homepages für Flamencogruppen programmierst?»
    «Hey! Wo ist das Problem?», mischt Schamski sich ein. «Die beiden wollen nach Mallorca. Das ist kein Grund, sie wie Idioten
     zu behandeln.»
    Ich werfe Schamski einen verärgerten Blick zu. «Sieht fast so aus, als würdest du gerne mitgehen.»
    «Ehrlich gesagt hab ich schon drüber nachgedacht», erwidert Schamski. «Melissa will vielleicht ihre Firma verkaufen. Dann
     könnten wir zusammen auf Mallorca leben, zumindest für einen Teil des Jahres.»
    «Ach, dann geht doch alle nach Mallorca!», maule ich. «Macht euch ein schönes Leben und lasst mich hier mit dem ganzen Scheiß
     sitzen! Tolle Freunde seid ihr! Wirklich! Ganz tolle Freunde!» Ich pfeffere meinen Teller in die Spüle, und dabei zerbricht
     er.
    Stille. Ich greife langsam zur Weinflasche, schenke mir nach und sammle mich. «Tut mir leid. Ich hatte einen schweren Tag.
     Nichts als Ärger.» Ich hebe mein Glas. «Auf |188| Mallorca. Ich find die Idee gut, und ich hoffe, dass ihr alle glücklich werdet. Das wünsch ich euch wirklich.»
    «Ich frag dich nochmal, was ich dich schon Silvester gefragt habe», sagt Bronko. «Warum kommst du nicht einfach mit?»
    Ich denke nach, Schamski springt mir zur Seite. «Paul möchte diese Sache mit dem Verlag durchziehen. Egal, wie

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