Da muss man durch
es läuft.»
Er sieht mich an. «Du weißt nicht so genau, warum du dir das antust, aber irgendwie ist es dir wichtig. Hab ich recht?»
Ich nicke. «Ich glaube, ich will einfach nicht aufgeben. Wenn ich es verbocke, dann ist das okay. Aber ich möchte mir später
nicht vorwerfen, dass ich kapituliert habe.»
Schamski streicht über seinen fast kahlen Schädel. «Hab ich mir schon gedacht. Deshalb geh ich auch nicht mit nach Mallorca.
Solange du hier noch was zu erledigen hast, bleib ich ebenfalls auf meinem Posten. Das wollte ich dir noch sagen.»
Ich bin ein wenig gerührt, dass Schamski so selbstverständlich zu mir hält.
«Danke», sage ich. «Das bedeutet mir wirklich sehr viel.»
Bronko steht auf und hebt sein Glas. «Wenn man euch so hört, dann scheint es auf der Welt nichts Schöneres zu geben, als
Firmen zu retten. Trinken wir darauf, dass euch dieses Heldenstück gelingen möge.»
Ein Grinsen huscht über Schamskis Gesicht. «Genau. Und danach kommen wir auf die Insel und retten euch beide.»
Günther rappelt sich umständlich hoch, weil er schon ein bisschen Schlagseite hat. «Trinken wir darauf, dass man beizeiten
versuchen sollte, seinen Arsch in die Sonne zu kriegen.»
|189| «Wollen wir jetzt trinken oder diskutieren?», frage ich.
Dann machen wir uns ans Trinken.
Am nächsten Morgen bin ich früh auf den Beinen, weil ich mir vor dem Gespräch mit Elisabeth von Beuten noch rasch Konstantins
Konzept anschauen möchte. Erwartungsgemäß beinhalten seine Vorschläge tiefe Einschnitte in die Unternehmensstruktur. Konstantin
empfiehlt, nahezu alle kleineren Titel aus unserem Haus einzustellen und sämtliche Kräfte auf das Mutterblatt zu fokussieren.
Er hat errechnet, dass im Zuge dessen fast die Hälfte der Belegschaft überflüssig würde. Die Abteilungen Produktion und Marketing
will Konstantin komplett dichtmachen und deren Kernaufgaben von externen Dienstleistern erledigen lassen. Das Verlagsgebäude
soll teilweise an Fremdfirmen vermietet werden. Alle Führungskräfte sollen auf ein Drittel des Grundgehaltes sowie auf sämtliche
Bonuszahlungen verzichten. Außerdem möchte Konstantin Dienstwagen, Dienstreisen und andere Kleinigkeiten entweder ganz streichen
oder streng limitieren.
Ich überschlage, dass sein Kettensägenmassaker uns tatsächlich in die Gewinnzone bringt, vorausgesetzt, die Verkaufszahlen
unserer Tageszeitung rauschen nicht noch weiter in den Keller. Tun sie das doch, hätten wir uns am Ende zu Tode gespart.
Außerdem ahne ich, dass die Einstellung sämtlicher Nischenblätter eine Signalwirkung für Leute wie die Peters-Brüder hätte.
Im Nu wären wir von Konkurrenten umzingelt, die perspektivisch auch unserem Flaggschiff gefährlich werden könnten. Ich bin
gespannt, was Elisabeth von Beuten dazu sagt.
Sie thront im mondänen Frühstückssaal eines First-Class-Hotels. Von einer Krise ist hier wenig zu spüren.
«Was darf ich Ihnen bringen lassen, lieber Herr Dr. |190| Schuberth?», fragt sie, und ihre ausgesprochen freundliche Art weckt mein Misstrauen.
«Nur einen schwarzen Tee bitte.»
Sie nickt und winkt einen Kellner herbei. Dabei fällt ihr Blick auf Konstantins Konzept. «Ich sehe, Sie sind bereits im Bilde»,
sagt sie.
«Ja. Ich habe es gelesen», erwidere ich und bestelle einen Earl Grey.
«Gut. Dann kann ich gleich zum springenden Punkt kommen. Ich möchte, dass Sie sich im kommenden Jahr die Leitung des Verlages
mit Timothy teilen.» Sie hebt abwehrend eine Hand. «Lassen Sie mich bitte ausreden, bevor Sie etwas sagen.»
In der Tat wollte ich gerade was sagen, aber ich hätte es aus Gründen der Höflichkeit sowieso umformulieren müssen. Also
lehne ich mich zurück und höre zu, was die alte Dame mir mitteilen möchte.
«Timothy hält viel von Ihnen», fährt Elisabeth fort. «Und auch ich finde, dass Sie beide trotz Ihrer sicherlich manchmal
unterschiedlichen Ansichten gut zusammengearbeitet haben. Herr Schamski wird in den kommenden Monaten sowieso alle Hände voll
damit zu tun haben, seine Abteilung umzustrukturieren. Nicht zuletzt hat Timothy Erfahrung als Sanierer. All das spricht
meiner Ansicht nach klar für eine Doppelspitze auf Zeit. Sobald es uns gelungen sein wird, das Unternehmen zu konsolidieren,
werden wir den ursprünglich geplanten Zustand herstellen mit Ihnen als Vorstandschef und Herrn Schamski als Ihrem Stellvertreter.
Timothy wird das Unternehmen verlassen, zumal er sich sowieso
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