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Daddy Langbein

Daddy Langbein

Titel: Daddy Langbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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Stubenmädchen es berichtete, und über meine drei neuen Kleider - weiß und rosa und blaue Tupfen mit einem dazu passenden Hut —, aber ich bin zu schläfrig.

    Das ist immer meine Entschuldigung, gelt? Aber ein Mädchen-College ist sehr beschäftigt, und wir sind am Ende des Tages eben müde! Vor allem, wenn der Tag mit dem Morgengrauen anfing.
    Liebevollst
    Judy.

15. Mai.

    Lieber Daddy-LangbeiN!

    Beweist es gute Manieren, in eine Tram einzusteigen und den ganzen Weg geradeaus zu starren und niemand zu sehen?
    Eine sehr schöne Dame in einem sehr schönen Samtkleid stieg heute ein und saß fünfzehn Minuten lang, indem sie völlig ausdruckslos eine Reklame für Hosenträger ansah. Es scheint mir nicht höflich zu sein, alle anderen Leute zu ignorieren, als sei man selbst die einzig wichtige Person. Jedenfalls versäumt man viel. Während sie die dumme Reklame in sich aufnahm, studierte ich einen ganzen Wagen voll interessanter Menschen.
    Die beiliegende Illustration wird hiermit zum erstenmal veröffentlicht. Sie sieht aus wie eine Spinne an einer Schnur, aber das stimmt gar nicht; es ist ein Bild von mir, wie ich im Schwimmbassin der Turnhalle Schwimmen lerne.
    Die Lehrerin hakt ein Seil an einem Ring hinten an meinem Gürtel fest und zieht es über ein Rad an der Decke. Es wäre ein sehr schönes System, wenn man vollkommenes Vertrauen in das Verantwortungsgefühl der Lehrerin hätte. Ich habe aber immer Angst, daß sie das Seil locker läßt, so schiele

    ich mit einem ängstlichen Auge auf sie und schwimme mit dem anderen, und mit diesem geteilten Interesse mache ich nicht die Fortschritte, die sonst zu erwarten wären.
    Wir haben sehr wechselreiches Wetter. Es regnete, als ich anfing, und jetzt scheint die Sonne. Sallie und ich werden Tennis spielen; damit umgehen wir die Gymnastik.

    Eine Woche später.
    Ich hätte diesen Brief schon längst beenden sollen. Aber ich tat es nicht. Du hast doch nichts dagegen, Daddy, wenn ich nicht sehr pünktlich bin? Ich schreibe Dir wirklich sehr gern; es gibt mir so ein respektables Gefühl, eine Familie zu haben. Soll ich Dir etwas sagen? Du bist nicht der einzige Mann, dem ich Briefe schreibe. Es gibt noch zwei andere! Ich habe diesen Winter wunderschöne lange Briefe von Master Jervie bekommen (mit getippten Kuverts, damit Julia die Handschrift nicht erkennt). Hast Du je etwas so Schockierendes gehört? Und ungefähr jede Woche kommt eine recht geschmierte Epistel, meist auf gelbem Notizpapier, aus Princeton. Was ich alles mit geschäftsmäßiger Schnelligkeit beantworte. Also siehst Du, daß ich nicht so verschieden von anderen Mädchen bin. Ich bekomme auch Briefe.
    Habe ich Dir erzählt, daß ich zum Mitglied des Dramatischen Klubs der Senioren erwählt wurde? Eine sehr gesuchte Vereinigung. Nur fünfundsiebzig Mitglieder aus tausend. Glaubst Du, daß ich als gewissenhafter Sozialist eintreten kann?
    Womit glaubst Du, daß ich gegenwärtig in Soziologie beschäftigt bin? Ich schreibe (stell’ Dir vor!) eine Arbeit über die Fürsorge für unversorgte Kinder. Der Professor mischte seine Themen und teilte sie aus, wie sie kamen. Und ich bekam dieses. C’est drôle ça, n’est ce pas?
    Eben wurde zum Diner gegongt. Ich werde dies einwerfen, wenn ich am Kasten vorbeigehe.

    Mit Liebe
    Judy.

4. Juni.

    Lieber Daddy!

    Sehr viel zu tun. -— In zehn Tagen ist Abschluß, morgen Prüfungen; viel studieren, viel packen, und draußen ist die Welt so schön, daß es weh tut, drin zu bleiben.
    Aber das macht nichts. Die Ferien kommen. Julia geht diesen Sommer nach Europa — das ist das viertemal. Kein Zweifel, Daddy, die Güter sind nicht gleich verteilt. Sallie geht, wie immer, in die Adirondacks. Und was glaubst Du, daß ich tun werde? Du darfst dreimal raten. Lock Willow? Falsch. Die Adirondacks mit Sallie? Falsch (das werde ich nie wieder versuchen; Du hast mich letztes Jahr entmutigt). Kannst Du sonst nichts erraten? Du bist nicht sehr erfindungsreich. Ich werde es Dir sagen, Daddy, wenn Du versprichst, nicht eine Menge Bedenken zu erheben. Ich warne Deinen Sekretär im voraus : ich bin fest entschlossen.
    Ich werde den Sommer am Meer verbringen, mit einer Mrs. Charles Patterson, und werde ihre Tochter unterrichten, die im Herbst ins College eintreten soll. Ich lernte sie durch die McBrides kennen, und sie ist eine sehr charmante Frau. Ich soll außerdem der jüngeren Tochter Stunden in Latein und Englisch geben; aber ich werde auch noch etwas Zeit
    für mich haben,

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