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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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Papier. »Ihr Name war Joan irgendwas.«
    »Widdicombe«, sagte ich ungeduldig. »Ich weiß, wer sie ist …«
    »Aber ich dachte, du sagtest …«
    Ich hockte zusammengekrümmt auf dem Boden und schaukelte auf meinen Fußballen hin und her.
    »Ich kann es dir jetzt nicht richtig erklären«, sagte ich und sprang wieder auf die Füße. Ich atmete tief
ein, sog die feuchte Luft in meine Lunge. »Okay, ich muss, ich muss dringend telefonieren. Ich muss versuchen, das zu klären.«
    Ich ging auf Mels Gartenpfad auf und ab, meine Sportschuhe quatschten auf dem Beton. Ich ging auf die Straße, beobachtet von diversen müden, aber neugierigen Bewohnern der Acadia Avenue, und benutzte eine der Straßenlaternen, um mir die Nummer auf dem Papier anzusehen. Ich tippte ärgerlich die Zahlen auf meinem Handy ein. Mel beobachtete, wie ich ein kurzes Gespräch führte. Ich klappte das Handy zu. Ich sah hinüber zu Mel, die auf der kalten Eingangstreppe stand, ihren Morgenmantel eng um sich gezogen. Ich wusste, dass sie hören wollte, wie es gelaufen war.
    Sie wusste die Antwort, als sie sah, wie ich das Handy mit aller Kraft auf die Straße warf. Das Gerät zerbrach in Stücke, die in dieser ruhigen Nacht auf den glitzernden Asphalt klapperten.

28
    Etwas mehr als drei Monate, nachdem ich meine Tochter das erste Mal getroffen hatte, in einem Sessel in einem Zimmer des Jugendheims, ging ich in denselben Raum und fand sie auf demselben Sessel sitzend vor.
    Äußerlich hatte sich rein gar nichts verändert. Caitlins Körpersprache - ihre Beine unter den Körper gezogen, ihr Körper zur Seite geneigt - hatte den gleichen teilnahmslosen Ausdruck, der schon beim ersten Mal, als wir uns sahen, mein Herz gerührt hatte. Nun passierte das alles noch einmal.
    »Hallo«, sagte ich leise. Caitlin blickte kurz zu mir herüber, sah aber gleich wieder weg. Ich war mir klar darüber, wie ich aussah: zerzaust, unrasiert und mit dunklen Ringen unter den Augen. Ich umarmte sie, zog ihren bewegungslosen Körper an mich. Ihre Schultern zuckten, als ich sie an mich drückte.
    »Hallo«, sagte sie schließlich. Ich strich ihr mit der Hand über die Wange und bemerkte, dass sie gerötete Augen hatte, die zu meinen passten.
    »Es tut mir so leid, dass das passiert ist«, sagte ich. »Es tut mir wirklich, wirklich leid.«
    Ich beobachtete, wie sie einen tiefen Atemzug machte.

    »Werden sie erlauben, dass ich wieder nach Hause kommen kann?«, fragte sie.
    Nach Hause. Allein schon dieses Wort von ihr zu hören, zerriss mir das Herz.
    Es gab nichts, was ich lieber getan hätte, als ihre Frage mit ja zu beantworten. Wirklich nichts. Aber nach dem kurzen Gespräch, das ich mit Joan Widdicombe geführt hatte, bevor ich zu Caitlin hinaufging, wurde mir klar, wie ernst die Situation war.
    Nachdem ich es monatelang versäumt hatte, Joan handfeste Beweise von Amandas Anwesenheit zu liefern, war es kaum vorstellbar, dass ich sie ohne Amandas Mithilfe umstimmen konnte.
    »Ich gehe jetzt zu Joan und spreche mit ihr«, sagte ich und impfte meine Stimme mit Zuversicht. Das reichte nicht für Caitlin.
    »Was zum Teufel ist eigentlich passiert?« Ihr Tonfall war genervt und ungehalten.
    »Es war nur ein Missverständnis«, sagte ich. »Die Polizei hat nur die üblichen Untersuchungen angestellt.«
    »Aber sie haben dich mitgenommen.«
    Ihre Augen waren voller Tränen, aber sie weinte nicht. Ich war ihr einziger Beschützer, der Einzige, den sie noch hatte, und ich hatte sie im Stich gelassen.
    »Wann kann ich hier wieder raus?«
    Es herrschte eine kleine Pause, während der ich einen leisen, verzweifelten Atemzug hörte. Ich hätte gerne die Welt wieder in Ordnung gebracht. Ich hätte ihr gerne erzählt, was sie hören wollte. Aber ich tat es nicht. Auch wenn ich unbedingt wieder Vater sein wollte, ich konnte nicht schon wieder lügen.

    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Ich kauerte mich neben ihr hin und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Es tut mir leid, aber ich weiß es nicht.«
    Caitlin biss sich auf die Unterlippe, bevor sie die Traurigkeit abschüttelte und sich aufrichtete.
    »Caitlin«, sagte ich und konzentrierte mich voll und ganz auf sie. »Ich werde dich hier wieder herausholen. Das sagt dir dein Vater. Sie können das nicht mit uns machen, okay? Ich werde dich herausholen.«
    Ich meinte es natürlich auch so. Ich würde alles, was in meiner Macht stand, tun, um ihr zu helfen. Aber als ich durch die feuchte Nacht nach Hause ging, schämte ich mich, dass

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