Daddy Uncool
für das Beste hielten«, sagte ich endlich.
Es fühlte sich merkwürdig an, in Cathys Namen zu sprechen, aber ich dachte, wenn ich sie einbeziehen würde, wäre das eine Möglichkeit, Caitlin zu erreichen. Unsere Tochter zu erreichen.
»Verstehst du, was ich meine?«, fragte ich.
Weiteres Schweigen. Caitlin saß vollkommen still.
»Ich weiß nicht einmal deinen Namen«, sagte sie ausdruckslos.
»Alex.«
»Alex wie?«
»Alex Taylor.«
Keine Reaktion. Den Namen ihres Vaters - meinen Namen - das erste Mal zu hören, verursachte keinerlei
äußerlich sichtbare Reaktion. Von der Straße drang lautes Bremsenquietschen herauf. Caitlin war aus ihrem Sessel heraus und am Fenster, bevor ich mich umdrehen und sehen konnte, was sie beobachtete.
»Nichts passiert«, sagte sie. »Nur ein Idiot, der zu schnell war.«
Sie furchte die Stirn, und in dem Moment erinnerte ich mich an etwas aus der Vergangenheit, an jemanden, den ich kannte. Es war eine verschwommene, weit entfernte Erinnerung, so weit weg, dass ich ihren Ursprung nicht erkennen konnte. Cathy? Nein, sie war es nicht. Ich selbst oder eine frühere Ausgabe von mir? Vielleicht …
Aber irgendwie war es das nicht. Da war noch jemand anderes; ich wusste nur nicht, wer.
Das würde mir schon wieder einfallen.
Der Moment war vorbei. Caitlin war zurück in ihrem Sessel und nicht länger in der Stimmung, mit dem Fremden zu reden, der sich selbst als ihr Vater bezeichnete.
Ich musste hier raus, bevor es noch schlimmer wurde.
»Hör zu«, sagte ich. »Ich muss jetzt wieder los, aber wenn du möchtest, kann ich morgen wiederkommen, und wir können uns weiter unterhalten.«
Caitlin antwortete nicht. Ich stand auf. Was jetzt? Ich wollte sie umarmen, ihr zeigen, dass ich mir Sorgen um sie machte … Aber es war ziemlich deutlich, dass so etwas vollkommen unangebracht war.
Ich verabschiedete mich und schloss die Tür hinter mir.
Verdammt. Was für ein Mist.
Ich stand noch einen Augenblick vor der Tür, um mich auf die Sozialarbeiterin vorzubereiten. Ich traf sie unten, und wir sprachen über meinen nächsten Besuch. Und obwohl ich wusste, dass es das Richtige war, weiter miteinander zu reden, wollte ein Teil von mir schnellstens das Haus verlassen und nie zurückkommen.
Und ich war mir nicht sicher, ob Caitlin dadurch nicht auch glücklicher wäre.
8
Als ich auf der A3 nach Hause fuhr, versuchte ich zu verstehen, was gerade geschehen war. Mein Verstand sagte mir, dass Caitlins mäßige Begeisterung über meinen Besuch eine völlig verständliche Reaktion eines heranwachsenden Mädchens war, das gerade einen sehr schmerzlichen Verlust erlitten hatte. Zu versuchen, diesen Verlust zu begreifen, war sinnlos. Ich musste mich daran erinnern, dass ich ihr Vater war und die Sache in den Griff bekommen musste. Ein moderner Vater musste für sie da sein. Die Zeiten, zu denen Väter spät nachts nach Hause kamen, den Kindern vor dem Zubettgehen noch ein paar nette Worte sagten und eine große Show aus Geburtstagen und Weihnachtsfeiern machten, waren vorbei. Der moderne Vater ist anwesend, kümmert sich um die Kinder und ist nicht nur für die wöchentliche Taschengeldauszahlung verantwortlich.
Doch diese Idealvorstellung setzte voraus, dass das Kind, in diesem Fall Caitlin, das überhaupt wollte. Es wurde dunkler. Ich schaltete das Abblendlicht ein und folgte in düstere Gedanken versunken dem Auto vor mir. Es gab keine Vorschrift, die besagte, dass Caitlin mich mögen musste. Es gab keine vorherbestimmte Polonaise, nur weil Leute die gleiche DNS teilten. In Wirklichkeit
ist oft genau das Gegenteil der Fall. Ich musste dem Mädchen etwas Ruhe gönnen. Es war noch viel zu früh. Sie würde schon wieder zu sich kommen. Ihr Verhalten war vollkommen verständlich. Der Verkehr wurde dichter. Plötzlich schoss mir ein furchtbarer Gedanke durch den Kopf.
Das Pendant dazu, dass Caitlin mich nicht mögen musste, war fast zu schrecklich, um es in Erwägung zu ziehen: Es gab auch nichts, was mich zwang, sie zu lieben.
Ich bog von der Autobahn ab und suchte mir meinen Weg in die Stadt. Als ich eine Parklücke gefunden hatte, kurvte ich so ungestüm hinein, dass ich heftig gegen den Bordstein fuhr. Die Passanten beobachteten mich misstrauisch. Ich fütterte die Parkuhr und ging los. Ich brauchte Luft oder eine Ablenkung. Ich kam zu einem Teeladen, einem von der altmodischen Sorte mit kitschigen Porzellanfiguren, und setzte mich an einen Ecktisch.
»Einen Tee, der Herr?«, fragte eine
Weitere Kostenlose Bücher