Daddy Uncool
Scherze der Leute, die kamen und gingen. Es war der lebendigste Platz, den ich mir vorstellen konnte. Solche Cafés gab es leider nicht mehr. Ich wüsste nur zu gern, ob ich so etwas auf die Beine brächte.
»Einen Coffeeshop?«, fragte sie, als hätte ich vorgehabt, ein Bordell mit brasilianischen Studentinnen zu eröffnen. Schlechtes Beispiel; wahrscheinlich hätte sie das für ziemlich gerissen gehalten.
»Wie Starbucks.«
»Wie Starbucks?«
»Ja.«
Amanda schüttelte den Kopf und tippte auf ihrem Blackberry herum, als ob meine Idee keine Beachtung verdient hätte.
»Wie denkst du darüber?«, forschte ich. Meine
Stimme täuschte kaum über meinen Unmut hinweg. Ich wollte eine gute Ehe führen und versuchte immer, meinen Ärger nicht offen zu zeigen. Nur mein Hals konnte meine Gefühle nicht verbergen. Er wurde dunkelrot, wenn ich mich verletzt fühlte.
»Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?«, fragte sie, ihre Augen weiter auf das Gerät in ihrer Hand gerichtet. »Ich meine, du kochst fürchterlichen Kaffee. Und es gibt schon Starbucks, also …«
Ich holte tief Luft. Sie redete am Thema vorbei. Sie redete immer daran vorbei. Ich überlegte, wie ich es ihr am besten erklären konnte.
»Es ist ein Geschäft«, sagte ich entnervt. »Glaubst du, Bill Gates könnte deinen Computer reparieren? Oder Richard Branson könnte einen Jumbojet fliegen? Es spielt gar keine Rolle, ob ich besser mit einer Gruppe angetrunkener Gäste oder mit einer riesigen Espressomaschine umgehen kann. Ich will das Geschäft leiten. Ich bin der Visionär.«
»Richtig«, sagte Amanda, während sie den Text auf dem Blackberry las. »Der Visionär.« Es war kein Unterton in ihren Worten zu hören. Es war kein Unterton nötig. Das Wort allein war genug: Ich war kein Visionär. Ich kannte den Unterschied zwischen Arabica und Ethopian nicht, aber, verflucht noch mal, nach diesem Gespräch würde ich mich schlaumachen.
»Danke«, sagte ich.
»Alex«, sagte Amanda. Sie legte ihren Blackberry zur Seite und griff nach ihrem Tee mit Milch. »Du weißt, dass ich dich bei allem, was du tust, unterstütze. Du weißt das.« Sie lächelte schmerzerfüllt, als ob sie mit
einem todkranken Patienten im Krankenhaus sprechen würde. Sie streichelte meinen Handrücken mit ihren violett lackierten Nägeln. »Du weißt das, Liebster, nicht wahr?«, sagte sie. Dünne rote Linien zogen sich über meinen Handrücken. Ich wünschte mir, dass sie fester gekratzt hätte, dass sie mich verletzt hätte.
»Ja«, sagte ich mit einem schiefen Grinsen. »Ich weiß, dass du das tust.«
Obwohl ich eigentlich gar nicht dort sein wollte, bemerkte ich ein gewisses Maß an Entspannung, als ich an der Bar des Rugby Clubs lehnte. Mithilfe zweier Pints Lager traf ich eine strategische Entscheidung. Der Genuss des köstlichen Biers so früh am Abend überzeugte mich, noch nicht nach Hause zu gehen. Ich ging in die Halle und nahm mir eine der Karten von lokalen Taxiunternehmen, die immer unter der Telefonabdeckung steckten.
Ich studierte sie. »24 Hour’s Taxi’s« stand darauf. Ich bin kein Grammatikextremist, aber der falsche Gebrauch des Apostrophs störte mich. Ich war mir zwar sicher, dass dieser Fehler meine Sicherheit nicht gefährden würde, aber es deutete nicht auf ein Gespür für Details hin. Vielleicht würde das auch auf die Bremsen des Taxis zutreffen. Ich suchte nach einer Karte eines weniger fragwürdigen Unternehmens, als mir jemand heftig auf die Schulter klopfte. Das war eher geeignet, jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen, als jemanden zu begrüßen, und ich wusste genau, wer hinter mir stand.
»Hallo, Nick«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.
»Hallo, Alter«, sagte Nick Belagio. Das »Alter« klang gereizt und aggressiv. Nick roch nach Limited-Edition-Aftershave, teurem Leder oder dem Innenraum eines brandneuen Sportwagens. Nach etwas, was ich mir nicht erlauben konnte. Ich vermutete, dass er geduscht hatte, bevor er ausgegangen war. Er war die Art Mann, die hart dafür arbeitete, wie der Star einer Seifenoper auszusehen.
»Was stehst du hier draußen herum?«
»Ich wollte eine von denen holen«, sagte ich und hielt die Karte hoch. »Ich bin in der Stimmung, ein bisschen um die Häuser zu ziehen.«
Wie es Nicks Art war, ignorierte er meine Antwort und starrte einen Punkt oberhalb meines Kopfes an.
»Wo sind denn alle?«, fragte er, offensichtlich überrascht, dass ich die einzige Person im Club war, die er kannte.
»Ich
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