Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
Vom Netzwerk:
sagte ich und nahm einen Schluck Bier. Ich konnte meine Aufregung kaum noch verbergen. Die meisten Leute mit Einfluss waren bereits anwesend. Die, deren Meinungen und Ansichten in Pubs, Schulen, in den Geschäften der Stadt und den Pendlerzügen nach London zur Kenntnis genommen und diskutiert wurden. Ich versuchte, mir vorzustellen, wo Nick Belagio sich in diesem Moment aufhielt, was ihm gerade durch den Kopf ging. Es gab keine Chance, dass er auf das, was ihn erwartete, vorbereitet war.
    »Du musst nur daran denken, rauszugehen und das Schild aufzustellen, wenn die Versammlung angefangen hat«, sagte Mike.
    »Zu Befehl«, erwiderte ich in militärischem Tonfall. Es fing an, mir Spaß zu machen. »Ich habe es im Kofferraum meines Autos.«
    »Ich habe ihn vorhin angerufen«, sagte Mike mit einem Grinsen. »Er sitzt in den Startlöchern.«
    Ich versuchte, nicht an meinem Getränk zu ersticken. Das würde richtig gut werden. »Danke, Mike«, sagte ich. »Ich schulde dir etwas.«
    »Der Scheißkerl hätte schon lange mal eine verpasst bekommen müssen«, sagte Mike. »Ich kann es gar nicht glauben, dass es endlich so weit ist.«
    Wir gingen beide im Raum umher und machten Small Talk mit den zwanzig anderen Ausschussmitgliedern. Während ich Hände schüttelte und dabei ein
bisschen Reklame für das Bean & Gone machte, waren meine Gedanken bei dem, was gleich passieren würde.
    Als alle eingetroffen waren, machte Mike seine Runde durch den Raum und sagte allen, dass die Versammlung gleich beginnen würde. Irgendjemand fragte, wo Nick sei, und Mike erklärte, dass Nick angerufen hatte und etwas später kommen würde und dass wir doch schon ohne ihn anfangen sollten. Ich wartete, bis alle in das Versammlungszimmer gegangen waren. Dann trat ich hinaus in den kühlen Abend und holte ein großes, selbst gemachtes Schild aus dem Kofferraum meines Wagens. Ich trug es über den Parkplatz und stellte es unter eine Lampe neben dem Eingang zum Versammlungsraum. Ich trat ein Stück zurück, um meine Arbeit zu bewundern. Auf dem Schild stand »Pimps and Ho Party«. Ich hatte einige Zeit damit verbracht, typische Schriftzüge der siebziger Jahre aus dem Internet herauszusuchen und sie anschließend sorgfältig auf eine Hartfaserplatte zu übertragen.
    Ich ging in den Versammlungsraum zurück und setzte mich auf meinen Platz. Offensichtlich wurde gerade darüber diskutiert, einen Teil der Einnahmen des diesjährigen Wohltätigkeitsballs an die Christ Church zu spenden, die dringend ein neues Dach brauchte. Mike machte seine Sache dabei sehr gut: Er war sehr konzentriert und schien an nichts anderes als dieses Thema zu denken. Ich kreuzte meine Arme und genoss den Augenblick. Gerade als Keith, der Schatzmeister, den Jahresabschluss erläuterte, öffnete sich die Tür, und Nick Belagio kam herein.

    Jedenfalls wussten Mike und ich, dass es sich um Nick Belagio handelte.
    »Was zum Teufel …«, sagte jemand, bevor alle Köpfe zu Belagio herumschwenkten.
    Einen Sekundenbruchteil später begann das Gelächter.
    Mitten im Versammlungsraum stand Belagio, gekleidet wie eine Times-Square-Nutte aus den Siebzigern. Er hatte eine überdimensionale blonde Perücke auf dem Kopf, hatte einen BH mit irgendetwas ausgestopft, sodass er zwei unförmige Brüste hatte, und trug ein eng anliegendes Satinkleid mit einem Schlitz an der Seite, Netzstrümpfe und schwindelerregend hohe Absätze. Er sah aus wie die am wenigsten erfolgreiche transsexuelle Nutte aller Zeiten.
    Gejohle und Gelächter brandeten durch den Raum.
    »Wie viel verlangst du, Süße?«, rief jemand.
    »Du bist nicht mein Typ, Schwester«, brüllte jemand anderes.
    »Ich wusste gar nicht, dass eine Kabaretteinlage vorgesehen war«, schrie ein anderer.
    Das Gelächter hielt unvermindert an und traf Belagio wie der Sturzguss aus einem Feuerwehrschlauch. Tränen rannen mir über die Wangen; mein Bauch schmerzte so sehr vom Lachen, dass ich fürchtete, mich übergeben zu müssen. Belagio versuchte, mit der Situation fertig zu werden, verlagerte sein Gewicht auf seinen Stilettos von einem Bein auf das andere und überlegte, was er Schlaues von sich geben könnte, damit das Gelächter aufhörte. Er war es nicht gewohnt, die Kontrolle zu verlieren, nicht den Ton anzugeben.
Obwohl er eine dicke Schicht Make-up aufgelegt hatte, konnte ich erkennen, dass er dagegen ankämpfen und den Spieß umdrehen wollte, aber das Gelächter war einfach zu überwältigend. Er sah nur noch einen Raum voller Freunde

Weitere Kostenlose Bücher