Daddy Uncool
gehen könne - es war nur noch so wenig zu tun, dass ich damit allein klarkommen würde. Sie wirkte etwas niedergeschlagen, als sie ihre Sachen zusammensuchte. Es war gar nicht ihre Art, Dinge nicht zu Ende zu machen.
»Es wäre schade, wenn du das Kleid morgen nicht tragen würdest«, sagte ich. Ich wollte sie etwas aufheitern, sagte es aber gleichzeitig etwas zweideutig. »Das würde den Ort hier etwas aufhellen.«
»Ich werde darüber nachdenken«, erwiderte Mel. »Ich bin mir nicht sicher, ob es passend dafür ist, Cappuccini zu machen.«
»Ich werde im Gegenzug einen Anzug tragen«, sagte ich.
»Wir werden sehen«, meinte Mel. »Komm schon Ollie, wir verschwinden jetzt.«
»Gehen wir jetzt auch?«, fragte Caitlin.
»Hast du deine Hausaufgaben fertig?«
»Fast.«
»Nun, fast ist nicht ganz fertig«, sagte ich. »Wenn du ganz fertig bist, werden wir gehen.«
»Jawoll, Herr Kommandant!«, erwiderte Caitlin und grüßte dabei militärisch.
Etwas an der Art und Weise, wie sie es sagte, ließ es noch witziger wirken, als es schon war. Ich musste lange und heftig lachen. Ich hatte eine witzige Tochter. Nein, noch besser: Ich hatte eine Tochter. Und niemand - weder Mel noch Amanda noch das Jugendamt - würde sie mir wegnehmen können. Ich war ein Vater, und auch wenn es sehr lange gedauert hatte, diese simple Wahrheit zu erkennen, ich war genauso geeignet wie alle anderen auch.
Caitlin ging vor dem Essen für ein paar Stunden zu einer Freundin. Ich war gerade dabei aufzuräumen, als es an der Tür klingelte. Ich fragte mich, warum sie nicht ihren Schlüssel benutzte. Sie musste ihn vergessen haben, dachte ich. Ich öffnete die Tür und sah Amanda vor mir stehen, an einen der Verandapfosten gelehnt.
»Hast du vor, mich hereinzubitten?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ja, natürlich«, sagte ich, trat zur Seite und schloss die Tür hinter ihr. Ein Teil meines Gehirns war damit beschäftigt zu überlegen, ob irgendwelche Sachen von Caitlin herumlagen. Wann war sie zurückzuerwarten? Einem anderen Teil von mir war es inzwischen egal. Sollten die Würfel doch fallen, wie sie wollten. Ich hatte Caitlin, und auch wenn der Schatten von Joan
Widdicombe im Hintergrund lauerte, ich würde mit der Sache schon fertig werden, wenn es so weit wäre. Wenn es sein müsste, würden wir nach Rio fliehen. Ich würde mein Leben damit verbringen, Schönheitsoperationen über mich ergehen zu lassen, um meine Identität zu wechseln, und Caitlin könnte den ganzen Tag am Strand sitzen und lesen.
»Yossi hat mir eine E-Mail geschickt«, sagte Amanda. »Er hat mich gebeten nachzusehen, ob die feuchte Stelle in deinem Wohnzimmer schlimmer geworden ist.«
Das ist das erste Mal, dass ich eine Gutachterin sehe, die sich so zurechtgemacht hatte, als müsste sie über einen roten Teppich gehen, dachte ich bei mir.
»Ich glaube, es ist in Ordnung«, sagte ich und ging in das Wohnzimmer. »Es ist genau hier.«
Wir beugten uns beide hinunter, um die Stelle zu begutachten, von der ich Yossi gegenüber behauptet hatte, sie stelle ein Problem dar. Ich fühlte, wie ihr Haar meine Schulter berührte, und drehte mich um, um mit ihr zu sprechen. Bevor ich sie richtig ansehen konnte, spürte ich schon ihre Lippen auf meinem Mund. Wir standen da, und ich zog sie zu mir heran, während sie mein Gesicht mit ihren blassen Händen festhielt. Unsere Atmung wurde heftiger. Und dann waren wir auf dem Boden, und ich fragte mich, ob wir genug Zeit dafür hatten, bevor Caitlin nach Hause kam. Dann vergaß ich meine elterlichen Pflichten; ich schob die Wohnzimmertür mit einem Fuß zu, ohne den Kuss zu unterbrechen.
An diesem Abend war ich nicht in der Stimmung
zu kochen. Amanda war nicht geblieben, hatte aber versprochen, mich anzurufen, ihre Abschiedsworte waren gewesen: »Lass uns das irgendwie in Ordnung bringen.« Ich grübelte darüber nach. Ich hoffte, dass wir es schaffen würden. Die Vorstellung von Amanda, Caitlin und mir zusammen unter einem Dach kam mir überaus verlockend vor. Als Caitlin nach Hause kam, ging sie nach oben, und ich öffnete ein kaltes Bier und blätterte eine Zeitung durch, die ich aus dem Café mitgenommen hatte. Dann kam Caitlin wieder herunter, um zu sehen, was es zu essen gab. Ich fühlte mich dank der Heineken Brauerei wieder einigermaßen erfrischt.
»Tut mir leid, Süße«, entschuldigte ich mich. Ich stand vom Küchentisch auf. »Ich habe total vergessen, etwas zu kochen. Trotzdem keine Sorge; ich habe von
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