Dämenkind 2 - Kind der Götter
der an der Seite des Hythriers dem Wortwechsel
lauschte, sah darin offenbar allen Anlass zur Erheiterung.
Rasch meisterte Adrina ihre Empörung. Sie musste sich einen schlauen Ausweg einfallen lassen. So nahm sie eine Haltung äußerster Verachtung ein und rümpfte über den Hythrier und den Hüter, die beide ein Bad hätten gründlich vertragen können, unübersehbar die Nase.
»Ob fünfzehn oder fünfzig Taler, für mich bedeutet es keinen Unterschied, du stinkender Schweinehirt. Ich bin die Court'esa eines höherrangigen Hauses. Wie du siehst, trage ich ein Halsband.«
»In der Tat, ich seh's«, bestätigte der Hythrier, als ob er es erst jetzt gewahrte. »Und gar ein Wolf-Halsband. Daraus muss ich wohl ableiten, du bist Eigentum des Fürstenhauses Wulfskling?«
»Gewiss«, antwortete Adrina, hatte allerdings im selben Augenblick die böse Ahnung, dass es ein Fehler sein mochte, so eine Bejahung zu äußern. Diese Söldner standen im Dienste der Wulfsklings. Unter Umständen zogen sie aus einer solchen Einlassung den Rückschluss, sie hätten, was sie betraf, ein Anrecht auf ihre käufliche Gunst.
»Ich entsinne mich beileibe nicht daran, dass Kriegsherr Wulfskling Court'esa mit ins Feld genommen hätte. Ihr, Hauptmann?«
»Derartiges wäre uns sicherlich aufgefallen«, gab der Hüter knapp zur Antwort. »Ob wir sie zu ihm bringen sollen?«
Bei dieser Aussicht fühlte Adrina, dass sie erbleichte. Mit Lernen Wulfsklings verlottertem Neffen mochte sie
nichts zu schaffen haben. »Aber nein, nicht doch. Wir finden durchaus allein unseren Weg.«
Mikel erwachte und räkelte sich in Tamylans Armen. Als er sich herumdrehte, blickte er entgeistert und mit offenem Mund die Hythrier an, von denen er sich mit einem Mal umgeben sah. Adrina warf ihm einen mahnenden Blick zu und hoffte inständig, dass der Bursche genügend Verstand besaß, um das Mundwerk zu halten.
»Gleichwohl bestehen wir darauf«, erwiderte der Hythrier mit bedrohlichem Lächeln. »Kriegsherr Wulfskling dürfte überaus angetan sein, euch kennen zu lernen. Er weilt schon lang im Felde, und die medalonischen Weiber sind allesamt nichtsnutzige Schnepfen.«
»Edle Herrin …«, tuschelte Mikel eindringlich. Adrina missachtete sein Flüstern.
»Danke, doch verfolgen wir andere Absichten. Und nun schert euch fort! Gewiss hat Fürst Wulfskling euch nicht zu dem Zweck auf die Landstraße geschickt, unschuldige Leute zu drangsalieren, die sich harmlos ihren Angelegenheiten widmen. Ich werde mich demnächst bei ihm über diese Belästigung beklagen, das darfst du mir getrost glauben.«
»Eure Hoheit …!« Mikels Raunen ließ sich anhören, dass er sich am Rande der Panik befand.
»Dann bist du wohl mit dem Fürsten gut bekannt?«, fragte der Hüter-Hauptmann.
»Ja natürlich, Dummkopf! Nun trollt euch beiseite, oder Fürst Wulfskling lässt euch auspeitschen!« Adrina wusste nicht, ob der hythrische Kriegsherr zu solchen Handlungen neigte; auf der Grundlage all dessen je
doch, was sie über diese Sippschaft erfahren hatte, erachtete sie eine derartige Unterstellung als gerechtfertigt.
»Eure Hoheit!«, plärrte Mikel. »Das ist Fürst Wulfskling.«
Plötzlich war Adrina zumute, als müsste sie in Ohnmacht sinken.
Ihr Gaumen wurde trocken, als Damin Wulfskling sein Pferd so nah heranlenkte, dass sich die Steigbügel der beiden Tiere berührten. Er wies nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem gepuderten Höfling auf, als den sie sich ihn stets ausgemalt hatte. Stattdessen war er ein verdreckter, stoppelbärtiger Hüne, und er wirkte niederträchtiger als König Jasnoffs bissigster Jagdhund.
Einen flüchtigen Augenblick lang bereute Adrina es, aus Karien geflüchtet zu sein.
Damin Wulfskling musterte sie mit großer Aufmerksamkeit. Offenkundig überraschte es ihn nicht, wer sie in Wirklichkeit war; und da begriff sie voller Verzweiflung, dass er es von Anfang an gewusst hatte. Das Geschwafel über zehn Taler je Mann war offenbar bloß ein mieser Scherz gewesen.
»Seid mir willkommen, Eure Hoheit.« Er verneigte sich mit verblüffender Anmut, aber knapp wie ein Ebenbürtiger, keineswegs wie ein gewöhnlicher Heerführer vor der Prinzessin eines Königshauses.
»Seid mir gegrüßt, Fürst Wulfskling.« In Anbetracht der Lage erstaunte es Adrina, wie fest ihre Stimme klang.
»Tarjanian, gestatte mir, dir Ihre Durchlaucht vorzustellen, Prinzessin Adrina von Fardohnja. Oder seid Ihr mittlerweile Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin von
Karien? Die
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