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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Menschengewimmel für sie den besten Schutz abgab. Unter all den Landleuten galt sie – wenigstens von weitem – lediglich als eine von vielen Beutesucherinnen, die im Anschluss an eine lange Nacht des Leichenfledderns heimwärts zogen. Doch wenn sie sich erst beim Tross für die weitere Reise versorgt hatten, konnten sie versuchen, die verlorene Zeit wettzumachen.
    Sie fragte sich, ob Cratyn ihr Verschwinden schon bemerkt hatte. Falls ja, so war sie dennoch – wie sie voller Erleichterung erst in diesem Augenblick bemerkte – vor ihm sicher. Nach Medalon konnte er sie nicht verfolgen, und vermutlich verfiel er ohnehin gar nicht auf den Gedanken, sie könnte sich über die medalonische Grenze abgesetzt haben. Wahrscheinlich schickte er Reiter aus, um sie die Straße nach Schrammstein absuchen zu lassen. Bis er erahnte, wo sie in Wahrheit abgeblieben war, konnte sie in Hirschgrunden sein, möglicherweise sogar schon an Bord eines Schiffs, das sie auf dem Gläsernen Fluss in die Heimat beförderte. Dieser beruhigende Gedanke festigte Adrinas Gemüt, sodass sie die Müdigkeit nicht mehr gar so sehr spürte.
    Sie war ganz Kariens überdrüssig.
    Nichts sollte sie jemals wieder nach Karien bringen.
    Adrina sah Tamylan an und lächelte ihr zur Aufmunterung zu. In Tamylans Armen schlief Mikel, dessen Pferd Adrina am Zügel führte. Der arme Junge war vollkommen erschöpft gewesen, sodass Tamylan aus Sorge, er könnte aus dem Sattel fallen, angeboten hatte, ihm auf diese Weise ein wenig Schlaf zu ermöglichen.
    Vorläufig blieb Adrina sich unschlüssig, was aus dem Jungen werden sollte. Er mochte ja ein netter Junge sein, aber er war seinem verwünschten »Allerhöchsten« dermaßen blind ergeben, dass man von seiner Seite buchstäblich jede Wahnsinnstat befürchten musste. Trotzdem rief Adrinas ursprüngliche Absicht, ihn einfach irgendwo auszusetzen, ihr inzwischen Unbehagen hervor. Vielleicht konnte sie beizeiten einen medalonischen Bauern ausfindig machen, der sich des Burschen annahm. Sie war ohne weiteres dazu imstande, für seinen Unterhalt zu bezahlen; sie hatte wahrlich genügend Schmuck und Geschmeide dabei, um ihm für dessen Gegenwert sogar den Eintritt in die Kadettenanstalt des Hüter-Heers zu erkaufen.
    Donnernder Hufschlag riss sie aus ihren Gedankengängen, und als sie sich über die Schulter umblickte, sah sie ein Dutzend hythrischer Reiter herangaloppieren, an deren Spitze ein am roten Waffenrock erkenntlicher Hüter daherpreschte.
    Vermutlich sind sie unterwegs , dachte Adrina voller Bitternis, während die Reiterschar vorübersprengte, um irgendwo rauschend den Sieg zu feiern.
    Eine kurze Strecke voraus verringerten die Reiter die Geschwindigkeit, wendeten die Pferde und ritten nun zurück. Beklommen starrte Adrina geradeaus, als wäre es möglich, dass die Reiter, wenn sie sie nicht anschaute, ihrerseits sie übersahen.
    Auf einen scharfen Befehl hin zügelten die Reiter neben ihr die Pferde und trennten sie und Tamylan geschickt von der Menschenmenge, die die Landstraße bevölkerte. Da ihr keine Wahl blieb, lenkte Adrina ihr
    Reittier von der Straße; gleich darauf sah sie sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Hüters sowie eines schmutzigen, unrasierten Hythriers, der keinerlei Rangabzeichen trug.
    »Teure Damen«, sagte der Hythrier, »welches Vergnügen es doch bedeutet, in dieser Gegend zwei so wunderbare Vertreterinnen eures Gewerbes anzutreffen.«
    Adrina betrachtete ihn mit aller vernichtenden Macht ihres geringschätzigsten Blicks. »Bilde du dir nicht etwa ein, ich wäre für deinesgleichen da.«
    Allem Anschein nach belustigte ihre Entgegnung den Kerl mehr, als sie ihn ärgerte. »Warum nicht? Ich habe viel Geld. Und darauf hast du's doch abgesehen, oder nicht? Du willst harte Münze verdienen, nicht wahr? Wir sind ein rundes Dutzend liebesdurstige Männer, und wenn wir, sagen wir einmal, je Mann zehn Taler zahlen, so könntest du ein hübsches Sümmchen einstreichen.«
    Adrina spürte, dass sie aus Zorn rot anlief, obschon sie nicht hätte sagen können, was sie am ärgsten kränkte – das Ansinnen dieses dreisten Barbaren oder die Lächerlichkeit der lausigen zehn Taler, die er als Entgelt bot.
    »Wie kannst du es wagen?!«
    »Adrina!« , zischelte Tamylan ihr zur Warnung zu. Träge regte Mikel sich im Schlaf.
    »Untertänigst erflehe ich Vergebung, meine Teuerste. Also fünfzehn Taler, doch müsste deine Gunst wahrlich diesen Preis auch Wert sein.« Der schwarzhaarige Hüter,

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