Dämenkind 2 - Kind der Götter
nicht wahr?«
Aus einem Krug, den Damin Wulfskling zu seinen Füßen auf der Stiege stehen hatte, füllte er Adrinas Becher neu. »Oh, Ihr unterstellt also, ich lechzte danach, es herauszufinden, Adrina. Herzlichen Dank, aber ich schlafe lieber mit Frauen in einem Bett, bei denen nicht die höchst wahrscheinliche Aussicht zu befürchten steht, dass sie mir ein Messer zwischen die Rippen bohren.«
»Ich denke mir, zu mehr als dem Schlafen seid Ihr gar nicht fähig, Kriegsherr.« Bedenkenlos schüttete sich Adrina den Wein in die Kehle. Der Streit machte ihr Spaß. Zu den Sieben Höllen mit der Freundlichkeit.
»Eine solche Beleidigung aus dem Mund eines Weibsbilds, das nicht einmal einen unschuldigen Burschen ins Bett locken konnte?«, hielt Wulfskling ihr entgegen. »Ich frage mich, was zur Stunde wohl Cratyn tut. Betet er zum ›Allerhöchsten‹ um die Heimkehr seiner Gattin, oder dankt er ihm, weil er der Hexe ledig ist?«
»Ihr seid nichts als ein übles Schwein, Damin Wulfskling!« Adrina stand auf – viel zu hastig, stellte sie erschrocken fest – und musste sich unvermutet an der Steinmauer abstützen. »Ich habe nicht vor, auf einer Treppe zu sitzen und die Beleidigungen eines Säufers zu erdulden.«
»So leicht gebt Ihr auf, Durchlaucht? Wahrlich, Ihr enttäuscht mich. Ich hatte gedacht, wenigstens für eine Stunde gar lustiger Unterhaltung wärt Ihr mir noch gut.«
»Ihr seid besoffen«, warf Adrina ihm vor und wollte die Treppe ersteigen, um sich in ihre Kammer zurückzuziehen. Doch ihr unterlief ein Fehltritt, sodass sie stolperte. Ehe sie stürzen konnte, fing Wulfskling sie auf.
»In Wahrheit bin ich beklagenswert nüchtern«, widersprach er. »Ihr dagegen erregt mir ganz den Eindruck, als hättet Ihr einen über den Durst getrunken. Wie viel Wein habt Ihr genossen?«
»Fort mit Euch!«, fuhr Adrina ihn an und schüttelte seine Hand ab. »Ihr irrt Euch gehörig. Wenn ich auch getrunken habe, so jedenfalls nicht mehr als zwei Gläser.«
»Gläser waren's nicht, sondern Humpen, und der Wein, den Ihr aus Fardohnja gewöhnt seid, ist wie Honigmilch im Vergleich zum hiesigen medalonischen Traubentrank. Kommt, ich geleite Euch hinauf, bevor Euch irgendwelche Torheiten unterlaufen, die Euch in der Tat Verlegenheit bereiten müssten.«
»Nehmt Eure Finger von mir!«, fauchte Adrina. An die Mauer gestützt, erklomm Adrina vorsichtig die Stu
fen. Obwohl sie es niemals eingestanden hätte, war sie darüber froh, dass Damin Wulfskling ihr dichtauf folgte. Die gesamte Umgebung schien auf bestürzende Weise um ihren Kopf zu kreiseln.
Als Adrina die Tür zu ihrer Kammer erreichte, fühlte sie sich wieder etwas wohler. Sie nahm einen tiefen Atemzug und wandte sich Wulfskling zu, denn ihr war fast huldvoll genug zumute, um sich bei ihm für seinen Beistand zu bedanken. Doch dabei blieb es lediglich, bis sie sein Grinsen sah.
»Ihr seid schlichtweg unerträglich. Wie dürft Ihr es wagen, mich zu belächeln?!«
»Ihr solltet lernen, Euch nicht gar zu ernst zu nehmen. Dann könnte man Euch vielleicht leidlicher ertragen.«
»Mir liegt nicht daran, mich Euch leidlicher zu machen.«
»Ich bezweifle, dass es Euch gelänge, Adrina, selbst wenn Ihr es wolltet.«
Ein Teil Adrinas – der Teil ihres Verstands, der noch eine gewisse Nüchternheit bewahrt hatte – neigte dazu, es bei der Bemerkung bewenden zu lassen. Aber aus irgendeinem Beweggrund drängte es sie, sich der Herausforderung zu stellen. Sie hatte diesen Kerl von Herzen satt.
»Es ist so, wie ich es Euch schon gesagt habe, Damin Wulfskling: In dem unwahrscheinlichen Fall, dass es mir gefiele, mich mit Euch der Lust hinzugeben, würdet Ihr gar nicht wissen, wie Euch geschieht.«
»In der Tat, Ihr wiederholt Euch. Wohl weil Euch der Mumm fehlt, um die handfeste Probe zu wagen, wie?«
»Ihr zweifelt an meinem Mut?«
»Ich glaube, dass Ihr vor mir Furcht habt.«
»Ich habe vor niemandem Furcht, und am wenigstens vor Euch.«
»Billige Worte einer vorlauten Saufnase. Geht zu Bett, Adrina.«
Gedämpft lachte Adrina. » Ihr fürchtet Euch vor mir, so herum wird daraus ein Schuh. Ihr habt ja Tarjanian Tenragan gewarnt, ich sei gefährlich.«
»Das hat er Euch gesteckt?«
»O ja.«
»Nun, er hat wahrlich einen gewissen Hang, die peinlichsten Äußerungen auszuplaudern, was?« Er streckte den Arm aus und öffnete die Kammertür. »Gute Nacht, Adrina.«
»Ich habe Recht, nicht wahr? Ihr habt vor mir Bammel.« Warum sie so hartnäckig blieb, wusste
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