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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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hingaben. Sie kannte die Schritte nicht, sah in diesem Mangel gegenwärtig aber keinen Grund zu Bedenken. Vielmehr reihte sie sich ein und ahmte die Schritte des Mädchens an ihrer Seite nach, das kaum mehr als sechzehn Lenze zählen mochte und dessen schönes Gesicht eine bei jedem Lächeln sichtbare Zahnlücke verunstaltete. Der Tanz war ziemlich einfach und durchlief zahlreiche Wiederholungen, sodass Adrina ihn schon bald im Wesentlichen beherrschte.
    Sie lenkte den Blick durch den Saal und sah, dass Damin Wulfskling sie beobachtete. Vorsätzlich wandte sie den Kopf ab und schenkte Tarjanian Tenragan ein trautes Lächeln.
    »Ihr müsst ihn, wenn er Euch zuwider ist, nicht ständig anschauen«, sagte Tenragan, als der Reigen ihn wieder zu ihr führte.
    »Wen?«, fragte Adrina und mimte die Ahnungslose.
    »Ihr wisst, von wem ich rede. Legt Ihr es darauf an, ihn eifersüchtig zu machen?«
    »Redet keinen Unfug. Das hieße ja, es scherte mich, was er über mich denkt.«
    »Und natürlich kümmert es Euch nicht im Geringsten.«
    »Gewiss nicht.«
    Sie mussten sich trennen, weil der Tanz die Teilnehmer in zwei Reihen teilte, die Männer rechts, die Frauen linker Hand. Die Schrittfolge wechselte, und Adrina musste sich für ein Weilchen an das Mädchen mit der Zahnlücke halten. Als sie das nächste Mal die Augen hob, konnte sie den Kriegsherrn nicht sehen, aber sie spürte seinen Blick. Danach brachte der Tanz sie zurück zum Hauptmann, wieder hatte sie seine ärgerlich gleichmütige Miene vor sich.
    Kann er gegen meine Reize wirklich kühl bleiben? , überlegte sie. Ist R'shiel so zauberhaft, dass er, selbst wenn sie sich hunderte von Landmeilen entfernt aufhält, dem widerste hen kann, was er in naher Reichweite hat?
    Die Reihen der Tänzer und Tänzerinnen bewegten sich aufeinander zu. Sobald Tarjanian Tenragan sie für den nächsten Teil mit den Armen umfing, schmiegte sie sich an ihn, lächelte und verlieh ihrem Blick den Ausdruck unverhohlenen Begehrens. Nur wenige Männer erlagen ihr nicht, wenn sie sich dazu entschloss, verführerisch zu sein. Kronprinz Cratyn und Damin Wulfskling, so musste sie sich verdrossen eingestehen, gaben herausragende Ausnahmen ab.
    Auf Tenragan war die Wirkung völlig anders als erwartet: Sein Gesicht wurde ernst. »Sieh an, Damin hat also nicht gescherzt, als er Euch gefährlich nannte.«
    »Wähnt denn auch Ihr «, neckte sie ihn, »ich sei gefährlich?«
    »Ich halte Euch, um vollauf die Wahrheit zu sagen, für ein verwöhntes Balg«, antwortete er im allerfreundlichsten Ton. »Darum habt Ihr, glaube ich, Euren Gatten
    verlassen. Stets habt Ihr Eure Launen durchsetzen können, und deshalb seid Ihr, als Eure Grillen nichts mehr zählten, Cratyn davongelaufen.«
    »Und Ihr seid jemand, der sich auf solche Angelegenheiten versteht?«
    »Man könnte mich sehr wohl als Sachkundigen bezeichnen, was verwöhnte Bälger angeht, Hoheit. In gewissen Kreisen ist R'shiel für ihren Starrsinn richtiggehend verrufen.«
    Angesichts einer so offenherzigen Aussage verpuffte Adrinas Unmut. Sie hatte Tenragan noch nie über R'shiel reden gehört. Das Dämonenkind rief bei ihr stärkere Neugierde hervor, als sie zugeben mochte.
    »Ist sie sehr schön?«
    »Sie ist überaus schön.«
    »Gar schöner als ich?«
    Tenragan lachte. »Diese Frage muss ich wohl bejahen, jedoch kann ich schwerlich als unvoreingenommen gelten. Wahrscheinlich ist Damin dazu imstande, Euch eine aufschlussreichere Antwort zu erteilen.«
    »Habt Dank, aber ihm stelle ich lieber keine Fragen. Erzählt mir mehr über R'shiel. Ist sie denn wirklich und wahrhaftig das Dämonenkind?«
    »Die Harshini behaupten es.«
    »Glaubt Ihr ihnen?«
    »Ich bin kein Göttergläubiger. Eigentlich soll mein Leben der Aufgabe gewidmet sein, die Harshini mit Stumpf und Stiel auszurotten.«
    »Und doch habt Ihr eine Harshini zur Liebsten? Wahrlich eine höchst sonderbare Art und Weise, Eurer Berufung zu folgen, Hauptmann.«
    »Mir ist die seltsame Begabung zu Eigen, Hoheit, mein Leben weitaus schwieriger zu gestalten, als es sein sollte. Ihr verkörpert eine neue zusätzliche Schwierigkeit, an der ich weder Bedarf habe noch den Wunsch, sie mir aufzubürden. Darum lasst davon ab, Euch so an mich zu hängen, oder Ihr verleitet mich zu Taten, die uns beiden Bedauern einflößen müssten. Zumal R'shiel, kehrt sie wieder, Euch in eine Kröte verwandeln würde und mich in etwas, das Dreck auf der Landstraße ähnelte.«
    Unwillkürlich musste Adrina lächeln.

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