Dämenkind 2 - Kind der Götter
schlichtweg nicht für sie einnehmen; und ebenso wenig zeigte er, wie Adrina zu ihrem gelinden Trost jetzt beobachtete, Hinwendung zu irgendeiner anderen Frau im Saal. Es mochte sein, dass Damin Wulfskling Recht hatte: Vielleicht hielt keine Frau dem Vergleich mit der Geliebten stand, deren Gewogenheit er schon genoss.
»Ich bin über die Maßen froh, dass Ihr Euch zu uns gesellt, Eure Hoheit«, sagte Hochmeister Jenga zu ihrer Begrüßung.
»Mir war nicht bewusst, dass ich in dieser Angelegenheit eine Wahl hatte, Hochmeister. Ich wünsche Euch einen guten Abend, Hauptmann.«
»Seid mir gegrüßt, Hoheit. Willkommen zur Gründungstagsfeier, Damin.«
»Ich habe erwartet, dass Ihr auf dieser Feierlichkeit anzutreffen seid, Hauptmann. Gewiss gibt es hier einige junge Frauenzimmer, die es erfreuen wird, am heutigen Abend Eure frohe Gesellschafterin zu sein.«
Mit einem knappen Lächeln schüttelte Tenragan den Kopf. »So mag es durchaus sein, Eure Hoheit, doch dazu gehörte auch, dass ich den Willen hätte, mein Geld zu verschleudern, und nicht fürchtete, mir so manche Erkrankung einzuhandeln. Darf ich Euch Wein einschenken?«
»Ja, danke«, antwortete Adrina; ein wenig verdutzte sie seine unverblümte Auskunft.
Damin Wulfskling bemerkte ihr Stutzen und beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. »Geschieht Euch recht.«
Sie streifte ihn mit einem missfälligen Blick und wandte sich an Hochmeister Jenga. »Welchem ehrenvollen Anlass gilt doch gleich die Veranstaltung dieser Feier, Hochmeister?«
»Heute ist Gründungstag, Eure Hoheit, das heißt, wir begehen feierlich den Tag, an dem die Schwesternschaft in Medalon die Herrschaft errungen hat.«
»Und das erachtet Ihr als des Feierns wert?«
»Gewiss, Eure Hoheit, es ist ein überlieferter Brauch«, antwortete Jenga. »Sicherlich kennt Ihr in Fardohnja ebenfalls mancherlei altehrwürdiges Brauchtum.«
»Natürlich, Hochmeister. Vergebt mir, falls ich mich aufgrund meiner Unkundigkeit ungebührlich ausgedrückt habe.«
»Schenkt ihr keinen Glauben, Hochmeister«, warnte Damin Wulfskling den Obersten Reichshüter. »Sie bedauert die Flegelei nicht im Mindesten.« Er missachtete den bösen Blick, den sie ihm zuwarf, und gewährte ihr keine Gelegenheit, um sich zu rechtfertigen. »Allerdings hat Ihre Durchlaucht mir etwas anvertraut, das zu erwähnen sie zuvor zu vergessen beliebte. In Kronprinz Cratyns Gefolge fehlt der Herzog von Setenton.«
Jenga furchte die Stirn. »Hm … Darin könnte in der Tat die Erklärung für ihre ungemein täppische Kriegsführung zu sehen sein. Ist er bei Jasnoff in Ungnade gefallen?«
»Nicht dass ich's wüsste«, sagte Adrina.
»Warum habt Ihr uns nicht eher davon in Kenntnis gesetzt?«
»Mir war beileibe nicht klar, Hochmeister, dass Ihr dieser Tatsache eine höhere Bedeutung beimessen könntet.«
»Wovon nicht eher in Kenntnis gesetzt?«, fragte Tarjanian Tenragan, der sich soeben mit Wein für Adrina und den Kriegsherrn wieder einfand. Adrina nahm den Becher und leerte ihn in einem Zug. Wie hätte sie ahnen sollen, dass Herzog Terbolts Abwesenheit als überaus wichtige Außergewöhnlichkeit gelten musste?
»Der Herzog von Setenton weilt nicht im karischen Heerlager.«
»Wo befindet er sich denn?«
»Auf diese Frage hätte ich zu gern eine Antwort«, meinte Damin Wulfskling, indem er den Blick auffällig auf Adrina heftete.
»Ich habe Euch schon erklärt, ich weiß es nicht.«
»Ihr habt uns vielerlei erzählt, Hoheit, zur Hälfte wahrscheinlich glatte Lügen, und am Rest muss man Zweifel hegen.«
»Wären wir in Fardohnja, Fürst, folgte auf diese Beleidigung Eure Hinrichtung.«
»Und wären wir in Hythria, würdet Ihr für Eure Verlogenheit …«
»Damin«, sagte Tarjanian Tenragan im Tonfall einer Warnung.
Der Kriegsherr ließ die Drohung unvollendet. Adrina lächelte Tenragan dankbar zu. Dennoch war es höchste Zeit, die Nähe eines dermaßen streitsüchtigen Kerls wie Wulfskling zu fliehen.
»Tanzt Ihr, Hauptmann?«
Tenragan schnitt eine Grimasse. »Nur wenn es sich durchaus nicht vermeiden lässt.«
»Betrachtet es heute als unvermeidbar. Es gelüstet mich nach Unterhaltung, und ich empfinde die Gesellschaft in diesem Teil des Saals als ausgesprochen langweilig.«
Zu Adrinas gehörigem Unmut lachte Wulfskling laut über diese Äußerung. Sie schob den Weinbecher Hochmeister Jenga zu und zerrte Tenragan geradezu in die Mitte der Halle, wo etliche Anwesende sich schon einem munteren Tanz
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