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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Lippen, während die Dämonenverschmelzung die auswendig gelernte Rede hielt, die Worte lautlos mit.
    »Schwestern! Es ist Balsam für meine Seele, in diesen schwierigen Zeiten endlich wieder unter Euch zu sein.« Die Stimme klang zu tief, fast männlich, doch war so lange Zeit verstrichen, seit die Schwesternschaft Frohinia das letzte Mal reden gehört hatte, dass R'shiel bezweifelte, die Abweichung könne auffallen. »Ich habe an der Nordgrenze geweilt und die Maßnahmen zur Abwehr des dreisten karischen Überfalls auf unser freies Volk überwacht.« Schweigsam lauschten die Versammelten Frohinias Darlegungen und verspürten augenscheinlich mehr Neugierde als echte Besorgnis. »Die eherne Faust des Hüter-Heers gewährt Medalon sicheren Schutz, und zu diesem Zweck müssen wir alle unsere Mittel zusammenfassen.«
    »Nach allem, was ich höre«, rief eine Stimme aus dem Hintergrund des Saals, »war es ein Hüter, der uns dies Unheil eingebrockt hat.«
    R'shiel verzog das Gesicht. Sie hatte Dranymir nicht auf Wortgefechte eingestellt. Der Magie-Zwang drängte kraftvoll nach Freisetzung. Infolge der Anstrengung, die sie für den kurzen Aufschub aufbieten musste, traten an ihren Fingern die Knöchel weißlich hervor. Aber Dranymir achtete gar nicht auf den Zwischenruf und hielt sich an den Wortlaut der vorbereiteten Rede.
    »Die allerwichtigste Herausforderung, vor der ganz Medalon gegenwärtig steht, ist unser Überdauern. Im Vergleich dazu muss alles Sonstige zur Bedeutungslo
    sigkeit verblassen. Eigener Ehrgeiz, bloße Gefühle und alte Vorurteile haben zu weichen.« Vereinzelter Beifall ertönte. In der Tat gab es durchaus zahlreiche Schwestern, denen die getreue Pflichterfüllung stets vorging. Weil R'shiel in Frohinias Schatten aufgewachsen war, musste sie sich gelegentlich an diesen Sachverhalt gemahnen.
    Flüchtig schwieg Frohinia, bevor sie die Ansprache fortsetzte. Inständig hoffte R'shiel, dass Dranymir nur um der Wirkung willen so handelte, nicht etwa, weil die Verschmelzung schon zu zerfallen drohte.
    »Eingedenk dieser Umstände ist es mein Vorsatz, vom Amt der Ersten Schwester zurückzutreten und an meiner Stelle die Frau vorzuschlagen, von der allein ich die Überzeugung hege, dass sie stark genug ist, um uns erfolgreich aus der Krise zu führen: Mahina Cortanen!«
    Diese Erklärung löste in der Halle den ärgsten Wirrwarr aus. R'shiel ließ der Zwang-Magie ihren Lauf; aus Ekel hätte sie um ein Haar Brechreiz befallen, während der Bann sich über die Versammlung breitete und jede Gegenregung unterdrückte, als ersticke eine Decke ein Feuer.
    Dass solches Unbehagen zu befürchten stand, hatte R'shiel gewusst; der Widerwille, den ihr das magische Treiben der karischen Priester an der Nordgrenze verursacht hatte, war ihrem Gedächtnis nachhaltig eingeprägt worden. Doch auf eine solche Woge widerwärtigsten Abscheus, wie sie nun durch sie schwallte, war sie nicht gefasst gewesen. Ihre Knie gaben nach, während sie die Frauen unten im Saal dazu nötigte, das zu befürworten, was sie eigentlich hätten ablehnen müssen,
    und sie zu glauben zwang, was sie unmöglich glauben konnten.
    Sie biss die Zähne zusammen und hoffte auf Mahinas baldigen Auftritt: Ihr musste der Mantel der Ersten Schwester umgelegt werden. Die Versammelten beruhigten sich allmählich, ihre Haltung wandelte sich vom Aufbegehren zur Fügsamkeit. Aber Mahina blieb aus. Verunsichert hob Frohinia den Blick zur Balustrade.
    »Ich rufe Mahina Cortanen aufs Podium.«
    Wo steckt sie denn nur? Mit äußerstem Nachdruck zerstreute R'shiel das Misstrauen der Menge und widerstand gleichzeitig mit aller Willenskraft den scheußlichen Empfindungen, die sie dabei begleiteten. Endlich bemerkte sie im hinteren Bereich des Saals Bewegung und erspähte Mahina, die sich dem Podium näherte. Bald war es vorüber. Fast war es geschafft.
    Mahina erklomm das Podium und drehte sich der Versammlung zu. Welche Überlegungen jetzt durch ihren Kopf kreisen mochten, konnte R'shiel sich unmöglich vorstellen. Jede Erste Schwester hatte die heilige Verpflichtung, alle Harshini-Magie restlos auszumerzen, doch wäre es für sie ausgeschlossen, heute ohne deren Rückhalt wieder Erste Schwester zu werden. Sie blickte mit undeutbarer Miene in die Gesichter der Versammelten, während R'shiel auf die über eintausend anwesenden Schwestern den Zwang ausübte, mit Mahinas Rückkehr ins Amt einverstanden zu sein.
    »Nehmt Ihr meinen Vorschlag an?«, fragte Frohinia die

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