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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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behilflich zu sein.

5
    FAST EINE STUNDE LANG musste Hauptmann Wain Loclon vor der Kanzlei des Obersten Reichshüters warten, bevor Garet Warner eintraf. Im Lauf dieser Stunde hatte er sich immer wieder in Gedanken in genauem Wortlaut aufgesagt, was er vorzutragen beabsichtigte. Alles klang vernünftig und einleuchtend, sodass er sich des Erfolgs sicher war – bis zu dem Augenblick, als der Obrist erschien.
    Während Warner die Tür aufsperrte, maß er Loclon mit einem kurzen Blick, und seine Miene spiegelte mehr Missfallen als Willkommen. Loclon folgte ihm in die Kanzlei und atmete gründlich durch. Obwohl der Obrist geringeren Rangs war als der Reichshüter, hätte Loclon jetzt lieber mit Jenga Palan anstatt mit Garet Warner zu tun gehabt. Der Oberste Reichshüter war durchschaubar und somit erheblich leichter zu verstehen als der eher rätselhafte Befehlshaber des Hüter-Kundschafterdienstes.
    »Wie ich sehe, seid Ihr genesen, Hauptmann«, sagte Garet Warner, als Loclon hinter sich die Tür schloss.
    Warner zündete die Laterne an, die auf dem Pult des Hochmeisters stand, und musterte im Flackern der Flamme den Hauptmann, bevor er sich schließlich hinter dem schweren Holzpult auf den dick mit Leder gepolsterten Lehnstuhl setzte.
    »Ich bin am heutigen Morgen aus dem Hospital entlassen worden, Obrist«, bestätigte Loclon.
    Warner nickte. »Und Ihr fühlt Euch dazu fähig, von neuem den Dienst aufzunehmen?«
    »Jawohl, Obrist Warner.«
    »Ausgezeichnet. Meldet Euch bei Feldhauptmann Arkin. Er dürfte für Euch eine sinnvolle Aufgabe finden. Sergeant Jocan kann Euch eine Wohnstatt in den Unterkünften beschaffen, es sei denn, Ihr möchtet Euch selbst darum kümmern.«
    »Ich unterhalte ein Quartier nahe dem Haupttor, Obrist. Ich hege die Absicht, dort wohnhaft zu bleiben.«
    »Wie Ihr wünscht. Haben wir darüber hinaus irgendetwas zu erörtern?«
    Loclon schluckte, ehe er antwortete. »In der Tat gebe ich mich der Hoffnung hin, Obrist, einen meinen Fähigkeiten entsprechenden Auftrag zu erhalten.«
    Neugierig hob Warner den Kopf. »Äußert getrost Eure Vorstellungen, Hauptmann, aber ich kann Euch nicht versprechen, dass Eurem Ersuchen stattgegeben wird.«
    »Ich wünsche der Heereseinheit zugeteilt zu werden, die Befehl hat, Tarjanian Tenragan aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.«
    Flüchtig schmunzelte Garet Warner. »Tatsächlich?«
    »Jawohl, Obrist.«
    »Tja, ich muss Euch enttäuschen, Hauptmann, aber keine Einheit hat irgendeinen Befehl, Tarjanian Tenragan zur Strecke zu bringen. Die Erste Schwester hat ihm Pardon gewährt.«
    »Wie meinen, Obrist?« Loclon traute seinen Ohren nicht. Gewiss war er einige Monate lang nicht auf dem
    Laufenden geblieben, während er sich von den Verletzungen erholt hatte, die ihm Tenragan und R'shiel zugefügt hatten, doch konnte er sich ganz und gar keine Umstände ausmalen, die zwischenzeitlich der Ersten Schwester einen Anlass gegeben haben könnten, ihrem abgeirrten Sohn die Verfolgung zu ersparen.
    »Ihr habt richtig gehört, Hauptmann. Tarjanian Tenragan hat Pardon erhalten und ist wieder Angehöriger des Hüter-Heers.«
    »Aber nach allem, was er verbrochen hat …«
    »Es ist alles vergeben und vergessen. Haben wir noch etwas zu besprechen?«
    »Mit Verlaub, Obrist, ich kann nicht glauben, dass die Erste Schwester ihm schlicht und einfach verziehen hat. Was ist mit den Hütern, die von ihm erschlagen worden sind? Der Heiden-Rebellion, als deren Anführer er sich betätigt hat? Seiner Fahnenflucht? Und seiner Schwester?«
    »R'shiel? Auch ihr ist die uneingeschränkte Gnade der Ersten Schwester zuteil geworden.«
    »Ich kann es nicht glauben …«
    »Glaubt, was Euch beliebt, Hauptmann. Tatsache ist, ihnen ist verziehen worden. Zwar kann ich in Anbetracht der vergangenen Ereignisse Euren Missmut verstehen, jedoch bin weder ich dazu imstande, daran etwas zu ändern, noch seid Ihr es.«
    Loclon vermochte Warners gleichmütige Worte schier nicht zu fassen. »Obrist, ich bin der Ansicht, ich habe das Recht, eine Untersuchung zu fordern. Berücksichtigt man, was das Paar mir angetan hat …«
    »Ach ja, ich entsinne mich an Euren Bericht. Ihr be hauptet, R'shiel hätte heidnische Magie gegen Euch aufgeboten.«
    »Ich behaupte es nicht, Obrist, ich weiß , dass es so geschehen ist. Sie hat mir diese Verwundung beigebracht.« Loclon zog den Stehkragen des roten HüterWaffenrocks herunter und entblößte die grausige rötliche Narbe, die von einer zur anderen Seite der

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