Dämenkind 2 - Kind der Götter
benutzen«, sagte sie, indem sich ihre Krallen um das Geld schlossen. »Ich schicke Euch Peny.«
Loclon nickte und schlenderte an einem hauchfeinen Vorhang vorüber; dahinter knetete ein Mann in mittleren Jahren auf der Polsterliege die Brüste eines Mädels, das jung genug war, um seine Enkelin zu sein. Der Hauptmann betrat den Flur und ging die kurze Strecke zur Blauen Kammer, die man nach der Farbe ihrer Tür benannt hatte. Daneben lag die Rote Kammer, die dem Verlangen solcher Freier vorbehalten war, die sich gern gleichzeitig mit mehreren Mädchen hingaben; darin stand ein Bett, dessen Abmessungen für sechs Teilnehmende reichte. In der Grünen Kammer weiter hinten befand sich ein sehr großes Badebecken. Die Gelbe Kammer ganz am Ende des Flurs war das Reich all jener, denen der eigene Schmerz Freude bereitete, und enthielt eine bessere Ausstattung als das Gewölbe, in dem die Hüter ihre Vernehmungen durchführten. Für alle weniger aufwändigen Ausschweifungen war die Blaue Kammer bestimmt, und es überraschte Loclon überhaupt nicht, sie seit seinem letzten Besuch unverändert vorzufinden.
Die Räumlichkeit hatte eine üppige Einrichtung, zu der auch ein großes, an allen vier Pfosten mit vielfältigem Schnitzwerk verziertes Bett gehörte, dessen Holz im Lampenschein weich glänzte. Unter der blauen Steppdecke des Betts lugten weiße Laken hervor, und daneben auf dem Tisch standen eine Karaffe mit gekühltem Wein und zwei Gläser. Mit der Blauen Kammer jedenfalls war Loclon zufrieden.
Er wandte sich um, als jemand die Tür öffnete: Eine Frau trat ein. Sie war älter, als es ihm behagte, vielleicht fünfunddreißig Jahre; oder möglicherweise war sie infolge ihrer Lebensführung vorzeitig gealtert. Ihr Haar hatte eine karottenrote Farbe, aber war offensichtlich gefärbt worden, und ihr Leib unter dem dünnen Hemdchen zeichnete sich durch mehr Fülligkeit aus, als Loclon es sich wünschte. Enttäuscht sah er über ihr freundliches Begrüßungslächeln hinweg und langte nach der Weinkaraffe. Er goss ein Glas fast voll und stürzte den Inhalt in einem Zug hinab.
»Mein Name ist Peny«, sagte die Frau.
Loclon maß sie kalten Blicks. »Nein. Heute Nacht heißt du R'shiel.«
Die Frau zuckte mit den Achseln. »Ganz wie Ihr es wünscht.«
»Komm her.«
Willig gehorchte sie und knotete unterwegs die Bänder des Hemdchens auf.
»Nein. Lass das.«
»Was ist es denn, das Ihr wünscht?«, fragte die Frau.
»Winsele um Gnade« , antwortete Loclon und schlug sie. Zwar schrie sie, aber niemand eilte ihr zu Hilfe. Fünfzig Taler kauften nicht nur Humbaldas Huren,
sondern auch taube Ohren. Loclon drosch noch einmal zu, dieses Mal mitten in ihr Gesicht, sodass sie gegen einen der beschnitzten Bettpfosten prallte. Sie stieß sich den Kopf an und sackte auf die teure blaue Steppdecke nieder, offenbar schon zu benommen, um sich gegen die Hiebe wehren zu können.
»Winsele um Gnade, R'shiel!«
Falls sie irgendetwas erwiderte, so entging es Loclon. All die aufgestaute Wut umnachtete ihn schier, während er seine Erbitterung an der unglücklichen Court'esa austobte. Das Begehren, sie bis zur völligen Unterwerfung zu prügeln, ließ keinen Raum mehr für irgendeinen klaren Gedanken.
6
DAMIN WULFSKLING WAR BETRUNKEN. Er merkte es daran, dass die Wände des Zelts um ihn zu kreisen schienen und er die Zehen nicht mehr spürte.
Noch besoffener als er war allerdings Tarjanian Tenragan. Er trank schon länger, und er tat es, um seine Trübseligkeit zu betäuben. Damin hingegen zechte lediglich, um sich in männlicher Gesellschaft dem Frohsinn zu ergeben.
»Und abermals einen Trinkspruch«, rief er, während Tarjanian eine weitere Flasche entkorkte. Auf dem Zeltboden häuften sich die leeren Flaschen, ein beachtenswertes Zeugnis ihrer gemeinsamen Trinkfreudigkeit. »Auf … auf dein Ross. Wie heißt der Hengst?«
»Ich hab 'ne Stute «, berichtigte ihn Tarjanian, »und sie heißt Blitz.« Er lallte nicht einmal. Damin fühlte sich beeindruckt. Der Magen des Kerls musste innen mit Blei verkleidet sein.
»Dann erheben wir den Becher auf Blitzens Wohl«, erklärte Damin und ließ der Ankündigung die Tat folgen. »Möge sie dich sicher in die Schlacht tragen.«
»Mir ist es lieber, wenn sie mich wohlbehalten fort vom Schlachtfeld trägt«, entgegnete Tarjanian und trank einen tüchtigen Schluck Wein.
Damin lachte und schüttete seinen Wein restlos hinunter.
Anschließend streckte er den Becher Tarjanian hin, der ihn mit
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