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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Kehle verlief. Sie bildete eine bemerkenswerte Ergänzung der schwieligen Narbe zwischen seinem linken Auge und dem Mundwinkel. Die zertrümmerte Nase vollendete die Entstellung seines einst mannhaft schönen Gesichts.
    »Eine recht beeindruckende Sammlung von Narben habt Ihr da, Hauptmann«, stellte Garet Warner fest. »Allerdings beweist sie keineswegs, dass R'shiel eine Heidin ist.«
    »Ich weiß genau, was ich gesehen habe, Obrist«, beharrte Loclon auf seiner Aussage. So etwas kann man doch jetzt mit mir nicht machen. Nicht jetzt, da er endlich so weit war, Vergeltung üben zu können.
    »Welcher dienstlichen Betätigung habt Ihr Euch denn eigentlich gewidmet, als R'shiel diese vorgebliche Begabung zur heidnischen Magie offenbart haben soll, Hauptmann? Euer Bericht ist in dieser Hinsicht reichlich unklar.«
    Loclon zögerte, während in seinem Gedächtnis Erinnerungen erstanden: R'shiel, nackt bis zur Leibesmitte; im Gleißen der gezackten Blitze wölbten sich ihre bleichen Brüste; ihre Augen, erfüllt von ruchloser heidnischer Magie-Kraft, funkelten in reinstem Schwarz. Noch heute schmeckte er ihre Lippen und die Regentropfen auf ihrer Haut. Noch am heutigen Tag spürte er die
    Klinge, die sie gebraucht hatte, um seinen Hals einzuritzen. Hass brannte wie Säure in seinen Adern.
    »Sie unternahm einen Fluchtversuch, Obrist, den ich verhindern musste.«
    »Und wenn ich mich nicht irre, hatte sie Erfolg«, sagte Warner. »Dieser Vorfall gereicht Euch eher zur Schande, Hauptmann. Ich hätte gedacht, dass Ihr es weit lieber vorzieht, darüber den Mantel des Schweigens zu breiten.«
    »Sie ist gefährlich, Obrist, und das Gleiche gilt für Tarjanian Tenragan. Beide müssen zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Garet Warner schüttelte den Kopf. »So bedauerlich es sein mag, die Erste Schwester ist nicht dieser Auffassung. Lasst es dabei bewenden und meldet Euch zur weiteren Verwendung bei Feldhauptmann Arkin.«
    »Ist die Frage erlaubt, Obrist, wo die beiden sich gegenwärtig aufhalten?« Es kostete Loclon alle Willensanstrengung, deren er fähig war, um die Frage in ruhigem Ton zu stellen.
    »Tarjanian Tenragan weilt bei dem Hochmeister und der Ersten Schwester an der Nordgrenze. Was R'shiel anbelangt, so vermute ich, auch sie befindet sich dort, jedoch liegen mir diesbezüglich keine genauen Erkenntnisse vor. Ich breche am Morgen auf zur Nordgrenze. Soll ich Tarjanian Tenragan von Euch Grüße ausrichten?«
    Garet Warner verhöhnte ihn, doch Loclon blieb dagegen machtlos. »Ich ersuche Euch um Genehmigung, Euch begleiten zu dürfen, Obrist.«
    »Abgelehnt, Hauptmann. Bis zur Rückkehr des Hochmeisters oder meiner Rückkehr hat hier Arkin den Oberbefehl. Ihr könnt gehen, Hauptmann.«
    »Obrist, aber …«
    »Ich habe gesagt: Ihr könnt gehen, Hauptmann.«
    Markig nahm Loclon Haltung an, obwohl er im Innersten vor Wut schäumte. Er wusste, dass in solchen Augenblicken die Narbe in seinem Gesicht rot geschwollen glänzte. Er schlug die Tür zu und dachte sich, dass Garet Warner ein schwerer Irrtum unterlief, falls er glaubte, er, Loclon, lasse so leicht von dem scheußlichen Paar ab.
    Am späten Abend, nachdem Wain Loclon wieder seine Unterkunft in Meisterin Lankens Herberge bezogen hatte, schritt er durch die von Fackeln erhellten Straßen der Zitadelle zum Ostteil der Festungsstadt. Dort lagen ihre schäbigeren Viertel. Kurz zuvor hatte ein Regenschauer die Pflastersteine feucht und schlüpfrig gemacht. Während er die düstere Gegend der Lagerhäuser durchquerte, begegnete Loclon immer weniger und schließlich gar keinen Leuten mehr. Nur das plötzliche raue Bellen eines aufgescheuchten Wachhunds oder das Forttrippeln etlicher Ratten störten die Stille der Nacht. Fast ein Jahr lang war er hier nicht gewesen, aber er kannte den Weg, auf dem die Gassen sich in stets engere Anhäufungen finsterster Schatten verwandelten, gut genug, um den gewünschten Bestimmungsort verlässlich zu erreichen. Die Beutelschneider der Zitadelle durchstreiften weniger die hiesige Umgebung, sondern vielmehr die Stadtviertel mit den Schänken und Gasthäusern, wo sich ihnen stets Beute bot.
    Sobald er die gesuchte Stätte erreichte, klopfte er an eine morsche, zwischen zwei Lagerbauten befindliche Tür. Als sich nichts rührte, pochte er lauter, und endlich vernahm er das Knirschen von Eisen: Jemand öffnete in der Pforte ein Guckloch. Argwöhnisch lugten dunkle Augen heraus und betrachteten seinen roten Waffenrock mit unverhohlenem

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