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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Möglichkeiten, um Dummheiten anzustellen.
    Tarjanian wendete die Stute und lenkte sie südwärts in der Hoffnung, die richtige Entscheidung gefällt zu haben.
    Falls der Krieg sich noch erheblich länger hinzog, dachte er, während er durch das weitflächige Gelände ritt, auf dem der Tross lagerte, konnte hier ohne weiteres eine echte Ortschaft entstehen. Schon hatten pfiffige Händler zwischen den Zelten, deren Äußeres sich von trauriger Lumpigkeit bis hin zu gleißendem Pomp erstreckte, zwar wackelige, aber immerhin hölzerne Hütten aufgebaut, um darin ihre Geschäfte zu betreiben.
    Die größeren Zelte gehörten Mitgliedern der Court'esa Zunft. Sie waren nur wenige Tage nach den Hütern an der Nordgrenze angekommen. Eine derartige Ansammlung einsamer Männer inmitten einer riesigen Einöde bot ihnen eine Gelegenheit, die nicht versäumt werden durfte. Vermutlich war mittlerweile die Hälfte der hier tätigen Court'esa dazu imstande, sich nach Beendigung des Feldzugs zur Ruhe zu setzen und fortan ein Leben in Reichtum zu führen, und bis es auch bei der anderen Hälfte so weit war, konnte es nicht mehr lange dauern.
    Tarjanian überlegte, ob er am größten Zelt Halt machen sollte, um mit Meisterin Miffany zu sprechen. Falls
    Jenga tatsächlich die Waffen streckte, gerieten die Court'esa in schwerste Gefahr.
    Miffany war ein gutherziges, rundliches Frauenzimmer, das schon zu der Zeit, als Tarjanian noch Kadett gewesen war, in der Zitadelle das Gewerbe einer Court'esa au sgeübt hatte. Später übernahm sie das Freudenhaus Meisterin Lyndahs, als dieser alter Zankteufel starb – ein Ereignis, das jedem in der Zitadelle, der sie kannte, ein Aufseufzen der Erleichterung entlockte –, und machte es sich zum Anliegen, möglichst vielen Hüter-Kriegern das Dasein angenehmer zu machen, natürlich zu einem vertretbaren Preis. Tarjanian mochte sie gern, sodass es ihm widerstrebte, sie durch die Karier gesteinigt werden zu sehen, sobald deren Heer die Grenze überschritte.
    Er gab sich einen Ruck und hielt auf das farbenfroh gestreifte Zelt zu. Wenn er schon nicht die Waffenstreckung abwenden konnte, wollte er doch wenigstens ein paar Leben retten. Dass Jenga wirklich aufgab, stand zu erwarten. Der Oberste Reichshüter konnte die Auslegung seines Treuschwurs unmöglich weiter in der bisherigen Weise beugen. Seit der Stunde, als er sich in Testra Frohinia widersetzt hatte, war er in ein aussichtloses Ringen mit den Maßstäben seines Gewissens verwickelt. Zwar mochte ihm der Befehl zum Aufgeben ganz und gar nicht behagen, aber ihn zu befolgen fiel ihm vermutlich leichter, als endgültig Hochverrat zu begehen.
    Als Tarjanian das Pferd vor dem Zelt zügelte und aus dem Sattel glitt, lief ihm ein schmuddliger Junge entgegen, um auf das Tier Acht zu geben. Er warf ihm eine
    Kupfermünze zu, die dieser dankbar auffing, ehe er den Zelteingang aufschlug und gebückt eintrat. Eine Anzahl von Frauen hob hoffnungsfroh den Blick, als sie seine Hauptmannsabzeichen sahen, und lächelte ihn unverhohlen verführerisch an. Tarjanian erwiderte ihr Lächeln, ließ sich jedoch auf nichts ein.
    Sobald Miffany ihn erkannte, eilte sie zu ihm; offenbar freute sie sich über seinen Anblick. »Tarjanian …!«
    »Sei mir gegrüßt, Miffany«, sagte Tarjanian und küsste sie auf die Wange. »Du bist schlank geworden.«
    Miffany krähte vor Lachen. Sie war fast so breit wie hoch gewachsen.
    »Du Schelm! Ich schau aus wie ein Bratklops, du siehst es ja selbst, aber es ist schön, von dir solche Nettigkeiten zu hören. Suchst du ein Mädchen?« Miffany zählte nicht zu den Leuten, die lang um den heißen Brei herumredeten.
    »Nein, ich möchte ein paar Worte mit dir reden. Unter vier Augen.«
    Ein wenig verwundert, aber sorglos wandte sich Miffany an die Mädchen. »Ich gehe ein wenig mit dem Hauptmann durchs Lager. Becca, bis zu meiner Rückkehr führst du hier die Aufsicht.«
    Miffany hakte sich bei Tarjanian unter und führte ihn hinaus.
    Auf einem Trampelpfad zwischen den Zelten, der nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Weg hatte, schlenderten sie Richtung Süden. Die Zelte waren überwiegend errichtet worden, ohne dabei Rücksicht auf die Notwendigkeit von Wegen oder Pfaden zu nehmen; infolgedessen mussten sie beim Gehen ständig über Zeltpflöcke
    steigen oder Jauchetümpel umrunden. Miffany hing mit selbstgefälligem Schmunzeln an Tarjanians Arm, das sich zu einem regelrechten Grinsen verbreiterte, während sie am Zelt einer Mitanbieterin

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