Dämenkind 2 - Kind der Götter
eigentlich auch mitreden?«
»Wozu?«, lautete R'shiels Gegenfrage. »Hegt Ihr denn etwa Einwände?«
»Darum geht es mir nicht, obwohl ich in der Tat Einwände habe. Ich danke dir für deine Fürsorge, Dämonenkind, aber eine Zwangsehe ist mir gerade genug gewesen. Außerdem bin ich erst seit einer Stunde Witwe. Dein Ansinnen ist unsittlich.«
»Seid keine solche Heuchlerin«, erwiderte R'shiel unumwunden. »Damin ist ja schon lange Euer Liebhaber, und ganz offenkundig liebt er Euch aufrichtig, denn andernfalls wäre er niemals so töricht gewesen, Euch an der Rückkehr nach Karien zu hindern.«
Adrina fühlte, dass sie errötete, und so etwas war ihr nicht mehr widerfahren, seit sie sechzehn geworden war und man ihr den ersten Court'esa vorgestellt hatte. Sie schaute Damin an, der wahrhaftig verlegen wirkte. Die Hauptleute bemühten sich um gleichmütige Mienen.
Aber R'shiel scherte sich anscheinend um niemandes Gefühle. »Denjon, wenn du und deine Kameraden wirklich und wahrlich wider die karischen Besatzer Medalons etwas unternehmen wollt, dann rafft euch auf und stellt mir als Erstes ein paar tüchtige Männer und aus
reichend Verpflegung zur Verfügung, damit ich zur Zitadelle gelangen kann.«
»Ich hätte gedacht, die Zitadelle sei der letzte Ort, den du aufsuchen möchtest.«
»Ich muss mich dort einer gewissen Sache entledigen. Oder jemandes, um mich genauer auszudrücken. Eben erst ist mir verdeutlicht worden, dass ich zu oft den leichtesten Weg wähle. Diese Untugend muss ich abstreifen.«
»Ich veranlasse das Erforderliche«, versicherte ihr Denjon. »Es sei denn, du willst abwarten, bis Tarjanian …«
»Nein. Ich mag keine Zeit vergeuden, und ich habe für ihn getan, was in meiner Macht stand. Brakandaran wacht über ihn, bis er wieder die Besinnung erlangt. Unterdessen wird es ratsam sein, die Priester in Gewahrsam zu nehmen, die ich verscheucht habe. Es kann nicht zu unserem Vorteil gereichen, wenn sie die Grenze erreichen und in Karien alles erzählen, was sich hier ereignet hat.«
»Und es lungert noch Cratyns Begleitung in der hiesigen Gegend«, rief Damin den Hauptleuten in Erinnerung. »Es empfiehlt sich, gegen diese Schar vorzugehen, ehe der Tag vorüber ist.«
»Ein paar hundert Karier können wir ohne weiteres überwältigen«, beteuerte Denjon.
»Was euch liebliches Paar anbetrifft«, sagte R'shiel, indem sie sich an Adrina und Damin wandte, »so lasst euch von einem der Hauptleute trauen, sie haben nach medalonischem Gesetz das Recht, vorläufige Trauungen durchzuführen. Wenn sich Tarjanian im Wesentlichen erholt hat, kann Brakandaran sich nach Talabar bege
ben, um König Hablet über die neue Lage zu unterrichten. Sollte es ihn nicht umstimmen, wenn einer der sagenumwobenen Harshini mit seiner Gegenwart Hablets Palast beehrt, dann kann wohl gar nichts etwas bei ihm erreichen.«
Offenbar fühlte Damin sich so wenig dazu imstande, darauf irgendwelche Widerworte zu äußern, wie auch Adrina. Es war nicht mehr R'shiel, die da gesprochen hatte; vielmehr war es das zuletzt in den Vollbesitz seiner Macht gelangte Dämonenkind. Adrina hatte keineswegs den Vorsatz, sich mit Damin Wulfskling zu vermählen, und sie glaubte gänzlich sicher sein zu können, dass auch er keinen derartigen Wunsch verspürte; indessen gedachte sie zu warten, bis R'shiel zur Zitadelle aufgebrochen war, bevor sie ihre Weigerung endgültig bekundete. Um sich R'shiel in ihrer gegenwärtigen Laune zu widersetzen, war Adrina viel zu klug.
»Ein wenig südlich von Testra liegt ein altes Weingut, das uns während der Rebellion als Hauptstützpunkt gedient hat.« R'shiels weitere Ausführungen galten wieder den Hauptleuten. »Meine Vermutung lautet, dass Tarjanian seine Kameraden an diese Stätte entsandt hat. Schickt ihnen Nachricht. Nachdem getan ist, was ich in der Zitadelle zu erledigen habe, stoße ich dazu.«
»Und was soll dann werden, R'shiel?«, fragte Damin mit wachsamem Blick.
Kurz zögerte R'shiel mit der Antwort, als hätte sie einen äußerst schwerwiegenden und bedeutsamen Entschluss zu fällen.
»Dann bereite ich all diesem Wahnwitz ein Ende, Damin. Ich vertreibe die Karier aus Medalon und stelle
sicher, dass sie niemals wieder einen Fuß über die Grenze setzen.«
»Gut und schön, aber mir ist nicht recht begreiflich«, meinte leicht spöttisch Hauptmann Dorak, »wie du ganz allein eine solche Großtat zuwege bringen willst.«
»Die Angelegenheit ist durchaus einfach zu regeln,
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