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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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musste. Als »junger« Dämon – verglich man ihn mit Meister Dranymir, dem Erzdämon der Dämonenbruderschaft, die ihr Schicksal mit der Sippe der té Ortyns verflochten hatte – konnte gelten, wer an Lebensalter noch keine tausend Jahre zählte.
    »Wir alle sind eins«, erläuterte Korandellan geduldig, »die Götter, die Harshini und die Dämonen. Alle bestehen wir aus einem Stoff.«
    »Wieso sind dann die Harshini keine Götter?«, fragte R'shiel.
    »Wir sind ein Teil der Götter.«
    »Und die Dämonen?«
    »Auch die Dämonen sind ein Teil der Götter.«
    »Götter haben also die Harshini und ebenso die Dämonen erschaffen, verstehe ich Euch richtig?«
    »So ist es.«
    »Aber warum?«
    »Weil sie befürchteten, ohne Einschränkung ihrer Macht werde es dahin kommen, dass sie sich gegenseitig vernichten.«
    »Die Götter haben ihre Macht an Euch abgetreten? Wie töricht von ihnen. Was tun sie, wenn sie diese Macht anwenden wollen?«
    Korandellan seufzte auf. »Sie haben ihre Macht nicht an uns abgetreten, R'shiel, sie teilen sie mit uns. Die Magie-Kräfte, die du in deinem Innern spürst, entstammen demselben Quell, aus dem die Götter Kraft schöpfen.«
    »Dann seid Ihr doch gleichfalls Götter, oder nicht?«
    »Male dir die Sache als ein aus vielen Strängen gedrehtes Seil aus«, sagte der Harshini-König in dem Bemühen, sich R'shiel gegenüber in verständlichen Bildern auszudrücken. »Jede Hauptgottheit hat die Oberhoheit über eine Eigenschaft des Lebens. Jede Hauptgottheit zieht gleichsam an einem solchen Strang. Ganz nach dem, was in der Welt geschieht, werden die Stränge dicker und stärker oder dünner und schwächer.«
    Ein Weile überlegte R'shiel. »Das bedeutet, würde jedermann ein Dieb, so wüchse Dacendarans Strang zu größter Dicke an, weil er der Gott der Diebe ist – während sich die übrigen Stränge verdünnten?«
    Korandellan nickte zufrieden. »Jawohl. Allmählich durchschaust du, wie es sich verhält.«
    »Seid Euch nicht so sicher«, mahnte R'shiel den König.
    »Wir Harshini bedienen uns der göttlichen Macht, R'shiel. Wir sind ihre ständigen Nutzer.«
    »Um eine überhöhte Machtfülle abzuwenden?«
    »Gewissermaßen.«
    »Aber wie ist das möglich? Da ihr keine Gewalttaten zu verüben fähig seid, muss es doch wohl so sein, dass ihr lediglich die Macht bestimmter Gottheiten anzapft, oder nicht?«
    »Aus eben diesem Grunde gibt es die Dämonen«, antwortete Korandellan. »Sie gewährleisten das Gleichgewicht.«
    R'shiel nickte: Endlich erkannte sie in alldem einen gewissen Sinn. Die Dämonen zeichneten sich durch kindhafte Einfalt aus und brauchten Jahrtausende, um zur Reife zu gelangen. Sie verkörperten all die Gewalttätigkeit, die Bosheit und den Zerstörungsdrang jener Kräfte, die den Harshini verschlossen blieben, doch verhinderten ihr kindlicher Schlichtmut und ihre geistige Bindung an die friedfertigen Harshini, dass sie Unheil anrichteten.
    »Und ausschließlich die Familie té Ortyn kann in ein und demselben Augenblick schrankenlos über die gesamte göttliche Macht gebieten, habe ich Recht? Und aus diesem Grund soll ich so gefährlich sein?«
    Der König lächelte, so wie er es jedes Mal tat, wenn sie dermaßen unverblümte Fragen stellte. Wahrscheinlich lächelte er auch, wenn jemand ihm das Bein abhackte. Es wunderte R'shiel durchaus nicht, dass Brakandaran so viel Zeit in der Menschenwelt zubrachte. Ewiges Frohsein konnte bisweilen auf überaus lästige Weise ermüden.
    »Ja, dein Anteil menschlichen Blutes erlaubt es dir«, bestätigte der König, »die für uns Harshini eigentümliche Abneigung wider die Gewalt zu überwinden.«
    »Werde ich deshalb ›Dämonenkind‹ genannt? Weil ich Mensch bin, aber die gleiche Befähigung habe wie ein Dämon, zur Gewalt zu schreiten?«
    Diesmal entfuhr dem König lautes Gelächter. »Darauf habe ich noch nie einen Gedanken verwendet, R'shiel, denn die Bezeichnung ›Dämonenkind‹ ist unter den Menschen entstanden, doch da du jetzt davon sprichst … O ja, du beschreibst recht trefflich, was du bist.«
    Es leuchtete ein. R'shiel wusste nicht, ob sie im Ernst daran glaubte, jedoch klang es immerhin einleuchtend.
    »Als Nächstes kläre mich auf über Xaphista. Wie ist er zum Gott geworden?«
    Zum ersten Mal, seit R'shiel ihn kannte, wich das Lächeln aus Korandellans Miene. »Xaphista hat, so muss ich leider sagen, zu schnell zu vieles gelernt. Die Sippe, an welche die geistige Gemeinschaft ihn band, umfasste lauter Reisende.

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