Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
Düsterkeit, und zusätzlich hatte es den Anschein, als ob der häufig bedeckte Himmel den karischen Landstrichen auch noch jeden Rest an Farbigkeit aussaugte. Adrina freute sich nicht im Geringsten darauf, ihr künftiges Leben bei diesem Volk zu verbringen, nicht einmal als Königin.
    Längst langweilte sie sich während der scheinbar end losen Fahrt den Eisenfluss hinauf nach Schrammstein, die so wenig Unterhaltsames zu bieten hatte. Mittlerweile hatte sie die meisten Möglichkeiten zur Zerstreuung ausgeschöpft. Was die Landschaft betraf, so hatte sie all das bewundert, was sich an Ausblicken zumindest ertragen ließ, und sie hatte so vielen zerlumpten Bauersleuten zugewinkt, die sich an den Ufern zeigten, dass sie meinte, ihr Arm müsste abfallen.
    Wenn nicht Madren sie mit ihren Belehrungen bezüglich der Art und Weise belästigte, wie man sich am karischen Hofe zu benehmen hatte, dann behelligte Vonulus sie mit seinen Unterweisungen bezüglich der unglaublich anspruchsvollen Gesetze der karischen Kirche. Nach und nach neigte Adrina zu der Schlussfolgerung, dass es in Karien nur deshalb so viele Sünder gab, weil es den Menschen nicht möglich war, all das im Kopf zu behalten, was sie in Versuchung führen mochte.
    Der einzige sonstige Zeitvertreib, dem Adrina sich während der langen Tage der Flussfahrt widmen konnte, bestand daraus, ihre Hofdamen näher kennen zu lernen. Im Grunde genommen war ihr unklar, was eine Hofdame eigentlich zu tun hatte. Sie umschwirrten sie wie Fliegen einen Kadaver, stets darauf erpicht, für sie allerlei kleine, bedeutungslose Verrichtungen zu erledigen, aber sobald Adrina sie wie Zofen behandelte, kränkte es sie, und um ihr wahre Gefährtinnen zu sein, verhielten sie sich bei weitem zu zugeknöpft.
    Adrina ließ im Gespräch mit ihnen außergewöhnliche Vorsicht walten. Allein der Umstand, dass ihr Vater ihr zum sechzehnten Geburtstag einen hübschen, jungen Court'esa zugeführt hatte, wäre für ihre Hofdamen –
    allesamt noch Jungfrauen – nichts als ein Stein des Anstoßes und hätte sie vermutlich zutiefst verstört. Das Trugbild zu zerstören, das sich die Hofdamen Espera, Pacifica, Gratia und Virgina von ihrer Tugendhaftigkeit machten, konnte ihr nur zum Nachteil gereichen. Falls Adrinas Eindrücke stimmten, war jede von ihnen nach den Maßstäben der hoch gelobten karischen Bräuche erzogen worden; das hieß, sie waren leidlich des Lesens kundig, zu singen imstande, ohne dass es die Zuhörer in den Ohren stach, verstanden halbwegs ein Musikinstrument zu spielen und wussten über so erregende Sachen wie Nähen und Sticken, Festtagsspeisen sowie die ungemein verschlungenen Stammbäume der karischen Adelsgeschlechter zu plaudern. All das erweckte bei Adrina nicht das mindeste Interesse, darum lauschte und lächelte sie, und sobald sie das Geschwätz nicht mehr verkraften konnte, spiegelte sie vor, dem Gerede ferner nicht folgen zu können.
    Der heutige Tag stellte ihre Geduld in ganz außerordentlichem Maß auf die Probe. Hofdame Pacifica, eine mürrische Bohnenstange, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Adrina in die lange, unerhört ermüdende Geschichte ihrer Sippe einzuweihen, das Geschlecht der Krummhorns von Spitzberg. Sie war soeben bei Graf Eisenbart Krummhorn dem Erzfrommen angelangt, der vor drei Jahrhunderten gelebt hatte, da kreuzte Vonulus auf, und Adrina bat ihn ohne Verzug in die beengte Kabine. Sogar der Unterricht in den vielerlei Pflichten, welche die Xaphista-Kirche einer Frau auferlegte, schien ihr erträglicher als das Herunterleiern weiterer dreihundert Jahre der Krummbein -Familiengeschichte.
    »Kommst du zu meiner erneuten Unterweisung, Vonulus?«, fragte sie. »Oder gedenkst du abermals mit mir den Begriff der Sünde zu erörtern?«
    »Ihr tätet klug daran, in jeder Beziehung auf geistlichen Rat zu achten, Hoheit«, merkte Hofdame Pacifica verdrossen an, weil Adrina so plötzlich all ihre Aufmerksamkeit dem Geistlichen schenkte.
    »Wir können über das sprechen, was Ihr wünscht, Eure Hoheit.«
    Versonnen ließ Adrina den Blick über Pacifica und die übrigen Hofdamen schweifen. »Heute sollte, glaube ich, nochmals Sünde unser Gesprächsstoff sein. Ich wüsste gar zu gern, was du unter ›Unzucht‹ verstehst.«
    Wie sie vorausgesehen hatte, schnappten bei dieser Äußerung die Hofdamen Espera, Pacifica, Gratia und Virgina vernehmlich nach Luft. Vonulus hingegen ließ sich nicht so leicht verunsichern.
    »Freilich, Eure Hoheit. Wie lautet Eure

Weitere Kostenlose Bücher