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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Sie durchstreifte die Welt auf der Suche nach Wissen, und im Lauf der Zeit vermischte sich allzu viel Menschenblut mit ihrem harshinischen Erbe. Der Widerwille gegen Gewalt schwand, und Xaphista erkannte, dass er – wenn er nur genügend Anhänger fand, die an ihn glaubten – hinreichende Macht ballen konnte, um sich mit den Hauptgottheiten zu messen.«
    »Und wie soll ich ihn stürzen?«
    »Ich habe keine Ahnung, Kind. Über Tod und Vernichtung vermag ich nicht einmal nachzusinnen, das ist eine Gabe der Menschen. Du musst die Antwort in dir selbst entdecken.«
    Du musst die Antwort in dir selbst entdecken.
    R'shiel beschäftigte sich nicht einmal mit einem diesbezüglichen Versuch. Sie mochte die Harshini gern – es war unmöglich, sie nicht zu mögen –, aber sie verspürte keinerlei Neigung, sich in eine Streitigkeit zwischen Göttern verwickeln zu lassen. Inzwischen hatte sie sich damit abgefunden, dass es Götter gab. Vor dem Aufenthalt im Sanktuarium waren ihr sogar einige Gottheiten über den Weg gelaufen, hatten auf sie jedoch geringen Eindruck gemacht, und so oder so regte sich in ihr keinerlei Bedürfnis, irgendeinen Gott oder eine Göttin anzubeten. Missfiel es den Göttern, dass ein Niederer sich zu Höherem berufen fühlte, hätten sie vielleicht schon lange vorher darüber nachsinnen sollen, wie derlei Unliebsamkeiten verhütet werden könnten.
    Korandellan verschwieg sie ihre Haltung. Er zeigte alle Bereitschaft, ihr auf all ihre Fragen zu antworten und sie zu lehren, was immer sie zu erfahren wünschte, aber seine Abneigung gegen Gewalt machte jedes Gespräch über Xaphista zu einer unangenehmen Angelegenheit. R'shiel sollte es nur recht sein: Sie legte ohnehin keinen Wert darauf, über diese Sache zu reden.
    Im Sanktuarium schien die Zeit etwas eher Schlüpfrig-Flüchtiges zu sein, sodass R'shiel nicht einzuschätzen vermochte, wie lange sie sich mittlerweile dort befand. Offenbar erfuhr sie täglich etwas Neues, aber ob jeder Tag wirklich ein neuer Tag war oder ob einfach der gleiche Tag sich ohne Unterlass wiederholte, blieb ihr unersichtlich. Langsam erlangte sie die frühere Körperkraft zurück, ja, gewann sogar noch dazu, während sie die ausgedehnte Harshini-Fluchtburg mit all ihren Sälen und Fluren erkundete.
    Da gab es Räumlichkeiten, die so stark an die Zitadelle erinnerten, dass R'shiel sich bisweilen mit allem Nachdruck vor Augen halten musste, wo sie sich eigentlich befand. Die Kunstwerke, die man in der Zitadelle versteckte, konnten hier in ihrer ganzen Pracht bewundert werden. Im Allgemeinen waren die Wände weiß, jedoch fand sich im Sanktuarium kaum eine glatte Fläche, die nicht einen kleinen oder größeren Zierrat dieser oder jener Art aufwies. Man hätte meinen können, jeder Harshini wäre auf irgendeinem Gebiet ein Künstler. Fein bemalte Friese säumten die Flure, und jede Ecke schmückten Standbilder aus Kristall. In den Säulengängen durfte man vortreffliche Gemälde betrachten, auf denen nahezu alles abgebildet war, was auf der Welt vorhanden war, von Landschaften bis hin zu winzigen Käfern und sonstigem Gewürm. Die Harshini beobachteten das Leben und brachten sodann dessen Wesensmerkmale in ihrer Kunst zum Ausdruck.
    Zu R'shiels Befremden fehlte hier allerdings die eine Besonderheit, deren Auftreten sie als selbstverständlich erwartet hatte. Bei Tagesanbruch leuchteten die Mauern nicht, und folglich konnten sie am Abend auch nicht dunkeln. Das tägliche Aufhellen und Düsterwerden der Wände, das sie aus der Zitadelle kannte, blieb im Sanktuarium völlig aus. Wie gewöhnliche Menschen benutzten die Harshini Kerzen und Laternen, obwohl sie keinen Hehl daraus machten, dass sie deren Licht mittels Gedankenkraft anzuzünden und auf eben diese mühelose Weise zu löschen vermochten.
    Von der Talsohle, die von den Balkonen aus so wild und ungepflegt aussah, stellte sich heraus, dass sich dort in Wahrheit eine vielfältige Reihe miteinander verbundener Gärten befand, die den Harshini als Hauptquell ihrer Ernährung diente. Wenigstens hätte es – schränkte Korandellan mit leichtem Stirnrunzeln ein – so sein sollen. Genau wie der gesamte HarshiniWohnsitz lagen auch die Gärten in einer abgetrennten Falte der Zeit. Niemals welkte der Efeu, nie verblühten die Blumen. Zwar summten zwischen den Sträuchern Bienen umher, zirpten die Grillen und krochen Regenwürmer durch das fruchtbare Erdreich – aber jede gepflückte Beere war für immer dahin. Nicht anders als die

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