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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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fremdländischer Herkunft, aber immerhin ein Mann und Krieger. Man hielt es als ungebührlich für eine Frau, selbst wenn der unwahrscheinliche Fall einträte, dass sie etwas Zweckmäßiges beizutragen hätte, sich mit einem den Männern vorbehaltenen Zeitvertreib wie der Kriegführung abzugeben. Geduldig ließ Adrina die Abfälligkeiten an sich abgleiten und Cratyn seinen Entschluss vor den Vasallen rechtfertigen. Wenn er diese Männer in den Krieg zu
    führen gedachte, musste er sich allemal darin üben, sich gegen ihre Auffassungen durchzusetzen.
    Der Kriegsrat bestand aus Kariens acht Herzögen beziehungsweise deren Stellvertretern. Das lauteste Großmaul war ein feister Kerl mit speckigem Stiernacken und trägem Ochsengehirn: Herzog Laetho von Kirchland. Offenbar hatte er vor einigen Monaten zwei Diener verloren, Kinder noch, die durch ihn über die Grenze geschickt worden waren, um die Medaloner auszukundschaften. Inzwischen unterstellte man mit Gewissheit, dass beide Burschen den Tod gefunden hatten. Nur ein Schwachkopf verstieg sich zu dem Unfug, im wahrsten Sinne des Wortes Knaben die Aufgaben von Männern anpacken zu lassen.
    Neben Laetho pflegte regelmäßig ein Adeliger zu sitzen, der ebenso groß war wie er, aber nur halb so fettleibig: Herzog Rollo Kraft von Morrus. Er sprach wenig und erregte zumeist den Eindruck, den Erörterungen kein Gehör zu schenken, aber sobald er eine Bemerkung anbrachte, wurde ersichtlich, dass ihm nichts entgangen war. Ihm gegenüber entschied sich Adrina zur Vorsicht.
    An Herzog Rollos Seite sah Adrina zu ihrer Freude Cratyns Vetter wieder, Graf Drendyn vom Tyler-Pass. Sein Vater, der Herzog, war zu krank, um an die Grenze ziehen zu können, sodass er an seiner Statt den Sohn damit betraut hatte. Aufgrund seiner Jugend begeisterte Drendyn sich flugs für diese und jene Gedanken, hatte jedoch den Nachteil mangelnder Erfahrung. Noch nie hatte er in blutigem Ernst Mann gegen Mann gefochten, noch nie auf Leben oder Tod gekämpft. Adrina vermutete, dass ihn früher oder später bei dem Bestreben,
    irgendeine mutige Tat zu vollbringen – die in Wirklichkeit eher als außergewöhnliche Narretei gewürdigt werden musste –, der Heldentod ereilen würde. Weil sie den jungen Grafen ein wenig ins Herz geschlossen hatte, empfand sie diese Aussicht als wahre Schande.
    Das vierte Mitglied des Kriegsrats war noch jünger und unerfahrener als Drendyn. Graf Jannis von Menthall vertrat gleichfalls seinen Vater, und Tamylan hatte das Gerücht kreisen hören, der alte Herzog bleibe fort, weil ihn der »Preis der Sünde« mit schwerer Bürde drückte. Adrina überlegte, ob daraus geschlussfolgert werden durfte, dass er ein Geschwür an seinem Geschlecht hatte, aber sie konnte sich schwerlich bei den Kariern danach erkundigen. Jannis, ein schlanker, schwärzlicher Jüngling, musste fast noch als Knabe gelten; er pflichtete den Anwesenden samt und sonders bei, selbst wenn sie gegensätzliche Ansichten vertraten.
    Auf der anderen Seite des langen, im geräumigen Befehlshaberzelt aufgebauten Feldtischs saß Herzog Palen vom Isony-See. Ihm ließ sich nachsagen, dass er schlauer war, als er aussah. Er hatte das rötliche Gesicht eines Bauern, lautete Adrinas Urteil, und den Verstand eines Feldherrn. Falls Cratyn auf seinen Rat hörte, hatte er vielleicht sogar die Aussicht, den Krieg zu gewinnen. Rechter Hand von Herzog Palen hatte Herzog Ervin von Stormhaven Platz genommen. Seine Gegenwart schien allein der allgemeinen Verschönerung zu dienen. Er trug blauen Samt mit schneeweißem Kragen und ebensolchen Ärmelaufschlägen und verbrachte mehr Zeit damit, sein geckenhaftes Schnauzbärtchen zu zwirbeln, als sich an den Beratungen zu beteiligen. Wenn er das
    Wort ergriff, bezog er sich in der Regel auf einen Gesprächsgegenstand, den man längst abgetan hatte.
    Neben Ervin saß ein stämmiger Ritter in mittleren Jahren, dessen eines Auge eine Klappe bedeckte. Herzog Werland von Windeck hing wegen seiner Umtriebigkeit der unfeine Spottname »Werwolf von Windmühl« an, aber er war ein bewährter Krieger und hatte sich längere Zeit der Bekämpfung des Seeräuber-Unwesens im Fardohnjischen Golf gewidmet. Jeden seiner Ratschläge leitete er ein mit dem Halbsatz: »Als ich in der Kriegsflotte noch den Enterhaken schwang …« Jedoch war er beileibe kein Narr, und sobald er erst einmal gelernt hatte, wie man an Land Krieg führte, mochte er durchaus einen gefährlichen Widersacher abgeben.
    Das letzte

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