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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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dass ich mich an erster Stelle immer als Eure Freundin betrachtet habe, Adrina.«
    Adrina rang sich zu einem schwachen Lächeln durch. »Obwohl du meine Sklavin warst?«
    »Sklaventum ist ein Geisteszustand, Hoheit.« Tamylan hob die Schultern. »Ihr seid Prinzessin, und dennoch genießt Ihr weniger Freiheiten als ich. Es hat mich nie gestört, Sklavin zu sein. Es hieß nichts anderes, als zu wissen, an welchen Platz ich im Leben gehöre.«
    Nachdem Tamylan gegangen war, streckte Adrina sich auf dem Bett aus und überlegte sich die Worte ihrer Dienerin. Tamylan war im Recht. Eine Prinzessin zu sein bewahrte nicht davor, von anderen gekränkt oder für deren Zwecke eingespannt zu werden. Ganz im
    Gegenteil, es gab viel mehr Möglichkeiten, wie Zeitgenossen ihr Schmerz zufügen konnten. Aber was genug war, das war genug. Sie gedachte einen Ausweg aus diesem Elend zu finden, und danach sollte, solange sie lebte, nie wieder jemand ihr wehtun.
    Und sie schwor bei den Göttern, dass Cratyn für sein Verhalten büßen würde.

ZWEITER TEIL

Schlachtgetümmel

21
    AUF LOCLON MOCHTE DIE Verantwortung lasten, Medalons berüchtigtesten Sträfling entwischt haben zu lassen, seine Kunstfertigkeit in der Handhabung des Schwerts galt jedoch als weithin anerkannt. Daher betraute Feldhauptmann Arkin ihn mit der Unterrichtung der Kadetten, und so verbrachte Loclon mittlerweile seine Tage damit, in der Arena künftige Hüter die Feinheiten des Schwertkampfs zu lehren.
    Obgleich es ihn anfangs verdross, den Dienst in der Zitadelle verrichten zu müssen, gewöhnte er sich bald so sehr an seine Aufgabe, dass er daran Gefallen fand. Binnen kurzem war er vollauf genesen. Den Kadetten flößten seine Geschicklichkeit in der Handhabung der Waffe wie auch seine grässlichen Narben Hochachtung ein, und das Gerücht, dass er in der Arena einen Gegner getötet hatte, erhöhte sein Ansehen zusätzlich in beträchtlichem Maße.
    Seine Tätigkeit verhalf ihm zu einem zuvor selten erlebten Gefühl der Überlegenheit. Solange sie unter seiner Fuchtel standen, hatte er die Macht über Leben und Tod dieser jungen Männer, und er genoss sie in vollen Zügen. Die meiste Zeit hagelte es Rügen, sodass die Kadetten ihm – fast ohne Ausnahme – mit wohltuender Fügsamkeit begegneten, um ja nicht seinen Unwillen zu erregen. Freilich gab es ab und zu einen Quertreiber.
    Bisweilen hielt ein Kadett sich für etwas Besseres. Gegenwärtig lag solch ein Trotzkopf im Spital. Seine Dreistigkeit hatte ihn das rechte Auge gekostet. Feldhauptmann Geendel, der die Kadettenanstalt leitete, hatte naturgemäß eine Erklärung für den Vorfall verlangt, doch galt das Wort eines Ranginhabers allemal mehr als die Aussage eines Kadetten.
    Bei sich schmunzelte Loclon, während er durch die Zitadelle zu seiner Unterkunft ritt, denn er hatte die Mienen der Kadetten, als er am Morgen in der Arena erschienen war, noch lebhaft vor Augen. Ohne Zweifel waren sie der Ansicht gewesen, Geendel werde ihn seiner Stellung als Ausbilder entheben. Stattdessen war ihnen heute eine wertvolle Lehre zuteil geworden. Im Hüter-Heer hielten die Vorgesetzten zusammen wie Pech und Schwefel. Auch Loclon hatte diese Lehre auf bittere Weise ziehen müssen.
    Da ihn mit einem Mal das Bedürfnis befiel, seinen Sieg über die Kadetten mit einem Trunk zu krönen, lenkte Loclon sein Ross in die Tavernengasse. Vor dem Blauen Bullen zügelte er das Tier, überließ es einem Stallburschen und betrat die Schänke. Hohl hallten seine Stiefel auf dem hölzernen Vorbau des Gebäudes. Zu so früher Stunde herrschte noch wenig Betrieb, und doch erspähte Loclon sofort eine bekannte Erscheinung, die in der Nähe des Kamins hockte. Er bestellte einen Humpen Bier und gesellte sich zu seinem Freund.
    »Gawn!«
    Der Hauptmann hob den Blick. »Sieh an, Loclon. Ist dein Werk für heute getan?«
    Loclon nickte und nahm Gawn gegenüber auf einem Stuhl Platz. Obgleich Gawn ihm nur zwei Jahre voraus gewesen war, als sie ihre Kadettenzeit durchstehen mussten, hatten sie erst vor kurzem Freundschaft geschlossen. Wie sie entdeckt hatten, war ihnen der gegen Tarjanian Tenragan gerichtete Hass gemeinsam, den nur wenige Hüter verstanden. Gawn hatte für eine gewisse Frist zusammen mit Tenragan in der Südmark gedient und gab ihm an nahezu allem Üblen die Schuld, das ihm dort widerfahren war, angefangen bei dem Pfeil, der ihn anlässlich der Grenzüberschreitung einer hythrischen Raubrotte getroffen hatte, bis hin zu der

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