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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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packte Lork zu. Halb zerrte, halb trug er Loclon durch den Flur zu einer engen Stiege, die hinunter ins Kellergewölbe führte. Meisterin Humbalda ging mit der Laterne voran, deren Schein unruhige Schatten auf die Mauern warf. Wuchtig schleuderte Lork den Hauptmann auf den Fußboden und spie, indem er sich nach seiner Herrin umblickte, Unrat aus den Zähnen.
    »Entledige uns der Leiche«, wies die Frau ihren Handlanger an. »Und achte darauf, dass niemand uns stört.«
    Zur Antwort brummte Lork und kehrte sodann zu
    rück nach oben. Ohne Loclon zunächst eines Blicks zu würdigen, begab sich Meisterin Humbalda ans andere Ende des Gewölbes. Dort entfernte sie eine Glasscheibe der Lampe und entzündete an der kleinen Flamme einen Kienspan, den sie wiederum benutzte, um eine Anzahl dicker Wachskerzen anzuzünden, die in einer Reihe auf einem langen, schmalen Tisch standen. Voller Entsetzen erblickte Loclon ein prunkvoll gesticktes Wandgehänge, dessen Mitte den fünfzackigen Stern und Blitz Xaphistas darstellte, des so genannten Allerhöchsten.
    »Ihr seid eine Heidin!«
    »Heiden glauben an Naturgottheiten«, berichtigte sie ihn. »Ich bin eine Dienerin Xaphistas, des einen und wahren Gottes. Und Ihr seid künftig desgleichen.«
    Wackelig raffte sich Loclon empor. »O nein, mit Eurem widersinnigen Kult mag ich nichts zu schaffen haben. Vielmehr bringe ich Euch zur Anzeige.«
    Sobald Meisterin Humbalda die letzte Kerze entfacht hatte, wandte sie sich ihm zu. » Ihr wollt mich zur Anzeige bringen? Es mag ratsam sein, Eure Lage feinsinniger zu überdenken, Hauptmann. Vielleicht bleibt Ihr ungeschoren, wenn Ihr jemanden in der Arena tötet, jedoch bin ich mir ganz sicher, dass Eure Vorgesetzten, was Penys Schicksal betrifft, weit weniger Verständnis hegen dürften.«
    »Ich bin Hauptmann des Hüter-Heers. Keinesfalls kann ich Götzendienst betreiben.«
    »Ihr seid ein Unmensch, der aus Vergnügen tötet, Hauptmann«, hielt Meisterin Humbalda ihm entgegen. »Ich wüsste nicht, dass die Hüter darin einen schönen Zug erblicken könnten.«
    »Ich glaube ja gar nicht an Euren Gott.«
    »Das ist ohne Belang.« Meisterin Humbalda zuckte die Achseln. »Ob Ihr an ihn glaubt oder nicht, dienen könnt Ihr ihm allemal.«
    »Und wie?«
    Sie schmunzelte, weil sie offenbar seine Frage – und durchaus mit Recht – als den ersten Schritt zum Nachgeben auslegte. »Der Allerhöchste ist ein großmütiger Gott. Zur Gegenleistung für Eure Dienste nimmt er Euch unter seinen Schutz. Ihr braucht mich nur darüber
    auf dem Laufenden zu halten, was bei den Hütern geschieht. Erzählt mir sämtliche Gerüchte, die Ihr vernehmt. Verschafft mir das eine oder andere Schriftstück. Bisweilen kann es aber auch erforderlich sein, dass Ihr jemanden tötet, doch Ihr habt ja mittlerweile bewiesen, dass derlei Zeitvertreib nach Eurem Geschmack ist.«
    »Aber das ist Verrat.«
    »Vor Verrat schreckt Ihr zurück, Totschlag hingegen gilt bei Euch als Kleinigkeit. Denkt Ihr nicht, dass Ihr eine merkwürdige Auffassung habt?«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Ich glaube, für diesen Fall sind Eure Aussichten schon klargestellt worden.«
    Loclon starrte das Wahrzeichen des Allerhöchsten an und überlegte sich Meisterin Humbaldas Angebot. Er mochte kein Tugendbold sein, aber er hing den Grundsätzen des Hüter-Heers an und war in der Überzeugung aufgewachsen, dass jedem, der sich heidnischer Götzenverehrung befleißigte, der Vorwurf des Landesverrats gemacht werden musste. Zu seiner eigenen Überraschung fiel die nun notwendige Entscheidung ihm äußerst schwer.
    »Vielleicht kann ich Euch einen zusätzlichen Anreiz nennen, Hauptmann«, sagte Meisterin Humbalda mit leiser Stimme. »Ihr und der Allerhöchste folgt einem gemeinsamen Bestreben.«
    »Welchem Bestreben?«
    »Sicherlich habt Ihr vom Dämonenkind gehört?«
    Loclon blickte Humbalda ins Gesicht, da der plötzliche Wechsel des Gesprächsstoffs ihn verwirrte. »Dieser Unsinn ist wohl schon jedermann zu Ohren gekommen.
    Es ist nichts als törichtes Gerede. Die Rebellen haben sogar behauptet, Tarjanian Tenragan sei das Dämonenkind.«
    »Die Heiden unterlagen, wie in so vielerlei Hinsicht, einem Irrtum. Aber es gibt in der Tat ein Dämonenkind, und es wurde einzig zu dem Zweck gezeugt, Xaphista zu vernichten. Freilich sähe mein Gott es gern, wenn das Weibsbild nicht lange genug lebte, um ihrer Bestimmung Genüge zu tun.«
    »Was denn?! Ein Weibsbild?«
    »Das Dämonenkind ist Euch, glaube ich, eine

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