Dämenkind 2 - Kind der Götter
schmunzelte. »Auf die gleiche Weise wie ich, mein Freund.«
Als Loclon eines Tages in Meisterin Humbaldas Freudentempel in der Blauen Kammer erwacht war, hatte er – zu seinem Unmut – feststellen müssen, dass die rothaarige Hure keinen Atemzug mehr getan hatte. Noch stärker indessen war sein Unmut gewesen, weil er keine Befriedigung empfunden hatte. Das jämmerliche Frauenzimmer zu quälen hatte seine inneren Qualen kaum gelindert. Peny war zu blöde, zu schlicht, zu schwammig und viel zu gewöhnlich gewesen, um seinen Bedürfnissen zu genügen. Selbst in seinen wüstesten Vorstellungen war sie immer nur ein schlechter Ersatz für R'shiel geblieben. Für ein Veilchen hatte er neben ihrer Leiche gelegen und sich gefragt, was es ihn wohl kosten mochte, Meisterin Humbaldas Missgunst abzuwenden. Mord unter ihrem Dach brachte sie im Grunde genommen nicht aus der Ruhe, doch achtete sie auf den Erhalt ihrer Einnahmequellen, und eben darum hatte er sie schnöde beraubt.
Es war beileibe nicht das erste Mal gewesen, dass er eine ihrer Court'esa vo m Leben zum Tode befördert hat
te, aber früher war er ein Kämpe der Arena gewesen, und die dort vereinnahmten Gelder hatten ihn ohne weiteres dazu befähigt, jede von ihr geforderte Entschädigung zu bezahlen. Dieses Mal jedoch hatte er seine gesamte Barschaft schon ausgegeben und konnte erst in einem Monat wieder mit Sold rechnen. Berücksichtigte man die Zinsen, die sie verlangte, mussten seine Schulden bis dahin zweimal so hoch geworden sein.
Loclon erinnerte sich nur zu gut daran, was dann geschehen war: Während er noch grübelte, was zu tun sei, wurde die Tür geöffnet, und Meisterin Humbalda kam in die Kammer – dichtauf gefolgt von Lork, ihrem treuen Leibwächter. Im Großen und Ganzen erinnerte Lorks Erscheinung an einen lebenden Berg; seine stumpfen Augen brachten wenig Verstand, aber unerschütterliche Ergebenheit gegenüber seiner Herrin zum Ausdruck. Meisterin Humbalda hob die Laterne und betrachtete kopfschüttelnd Penys Leichnam, bevor sie sich an Loclon wandte.
»Ihr seid achtlos gewesen, Hauptmann.«
»Um Vergebung, Meisterin. Ich trage verlässlich für Eure Entschädigung Sorge.«
»Und womit, Hauptmann? Ihr seid kein Kämpfer in der Arena mehr. Mit Eurem Hauptmannssold könnt Ihr Euch in meinem Haus keinen Trank leisten, geschweige denn Eure doch recht eigenwilligen Gelüste befriedigen.«
Loclon schwang die Füße auf den Boden und raffte das Beinkleid an sich. »Ich sage Euch, der Verlust wird Euch entgolten, Meisterin, und so wird es geschehen. Zweifelt Ihr am Wort eines Hauptmanns des HüterHeers?«
»Ich hege Zweifel am Wort eines jeden Mannes, der zur Kurzweil Frauen totschlägt, Hauptmann«, lautete Meisterin Humbaldas kaltsinnige Entgegnung. »Mag sein, ich sollte Euch von Lork erwürgen lassen, um mir weitere Scherereien zu ersparen.« Lork spannte sogleich in vorfreudiger Erwartung die Finger seiner tellergroßen Pranken.
Loclons Blick streifte sein Schwert, das auf der anderen Seite der Kammer lag. Er sah ein, dass er es unmöglich erreichen konnte, bevor der Hüne ihn packte. »Vielleicht ist dennoch … eine Einigung zu erlangen?«
Meisterin Humbalda lachte. »Was könntet Ihr mir bieten, Hauptmann, das ich nicht längst in Hülle und Fülle habe? Töte ihn, Lork.«
Loclon sprang auf, doch Lork handelte mit einer für einen solchen Riesen beachtenswerten Schnelligkeit. Mit einer Faust umklammerte er Loclons Kehle und stemmte ihn rücklings gegen die Wand. Loclon röchelte in seinem Würgegriff und rang nach Atem, seine Füße zappelten in der Luft, während der Hüne ihn weiterhin gegen die Wand gedrückt hielt. Er schluchzte und flehte mit schwächer werdender Stimme um Gnade. Schon drohte er die Besinnung zu verlieren, da trat Meisterin Humbalda näher und befahl Lork mittels einer Handbewegung, von ihm abzulassen. Augenblicklich nahm der Koloss die Faust von Loclons Gurgel, und der Hauptmann fiel ächzend auf Hände und Knie nieder.
»Unter Umständen könnt Ihr doch etwas für mich tun, Hauptmann.«
»Alles was Ihr wünscht«, krächzte Loclon, während er nach Luft schnappte. Er wischte sich die Tränen aus
den Augen und blickte zur Herrin des Freudentempels auf.
»Alles? Ein höchst unvorsichtiges Versprechen, Hauptmann.«
»Alles was Ihr wollt«, wiederholte Loclon voller Verzweiflung.
Für die Dauer einiger Herzschläge musterte Meisterin Humbalda ihn; dann nickte sie. »Schaff ihn zu mir, Lork.«
Ein zweites Mal
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