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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen, bis auf den kleinen Vorfall auf der Veranda. Roanna ist schon was Besonderes, nicht wahr?«
    »Mir ist die Luft weggeblieben«, murmelte Webb, und er dachte dabei nicht an ihre Liebesnacht. Sie war wie eine Amazone inmitten der Leute gestanden, den Kopf hoch erhoben, die Stimme laut und klar. Keine Sekunde hatte sie gezögert, für ihn in den Kampf zu gehen, und damit verabschiedete sich auch der letzte Rest der »kleinen Roanna« von ihm. Jetzt war sie eine Frau, und zwar stärker, als ihr dies bewußt sein mochte; dennoch fing sie wohl an, diese Stärke in sich zu spüren. Bereits jetzt zeigte sie die königliche Würde Lucindas.
    Booleys Stimme unterbrach seine Gedanken. »Ist Ihnen irgend jemand eingefallen, der sie über so lange Zeit hassen und deshalb auch Jessie hätte umbringen können?«
    Webb seufzte müde. »Nein, und ich hab mir in der Tat das Hirn zermartert; aber ich wüßte niemanden. Sogar ein paar alte Akten habe ich durchgesehen, in der Hoffnung, dort vielleicht auf etwas zu stoßen, das Aufschluß in diesem ganzen Schlamassel geben könnte.«
    »Nun, überlegen Sie weiter. Das war es, was mich von Anfang an an der Sache gestört hat: die Überflüssigkeit dieses Mordes. Ich konnte jedenfalls keinen Sinn darin entdecken. Wer immer Jessie auch getötet hat – und ich will damit bestätigen, daß Sie es nicht gewesen sein können –, hat sie aus einem unerfindlichen Grund getötet. Wenn Ihre Theorie stimmt, dann ging es ohnehin nicht um sie. Dann war also jemand hinter Ihnen her, und sie ist dazwischengeraten.«
    »Sobald wir das Motiv haben«, stimmte Webb ihm zu, »finden wir auch den Killer.«
    »Tja, so könnte es laufen.«
    »Dann wollen wir hoffen, daß wir draufkommen, bevor er nochmal auf mich schießt ... oder ihm sonst jemand in die Quere kommt.«
    Nach dem Telefonat rieb er sich ungeduldig die Augen. So sehr er auch grübelte, die einzelnen Teile wollten einfach nicht zusammenpassen. Er streckte sich und stand auf, um sich anzukleiden für eine Fahrt in die Stadt. Jetzt hatte er die Wahl: entweder auf Nummer Sicher gehen und einen Umweg machen oder den üblichen Weg nehmen und hoffen, daß man auf ihn schoß, so daß er eine zweite Chance bekam, den Schützen zu fangen – vorausgesetzt, der Schuß verfehlte ihn. Schöne Wahl!
    Lucinda kam zum Abendessen herunter. Das war das erste Mal, daß sie heute ihr Zimmer verließ. Sie sah wächsern aus, und das Zittern in ihren Händen war stärker als vorher, doch sie strahlte über den Erfolg ihrer Party. Mehrere Freunde hatten sie im Laufe des Tages angerufen, um sich überschwenglich zu bedanken – was bedeutete, daß sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Alle saßen bereits am Tisch, nur Corliss fehlte. Sie war irgendwann ausgegangen und noch nicht wieder eingetrudelt. Nachdem alle ein paar Minuten lang aufgeregt durcheinandergeschwatzt hatten, blickte Lucinda Roanna an: »Ich bin so stolz auf dich, meine Liebe. Was du letzte Nacht gesagt hast, war einfach wundervoll!«
    Jeder außer Webb und Roanna sah verwirrt aus. Lucinda war noch nie viel entgangen, obwohl sie in diesem Fall wahrscheinlich von einer oder mehreren Busenfreundinnen über den Verandavorfall aufgeklärt werden mußte.
    »Was?« fragte Gloria, und ihre Blicke huschten zwischen Lucinda und Roanna hin und her.
    »Oh, Cora Cofelt hat eine abfällige Bemerkung über Webb gemacht, und Roanna ist für ihn auf die Barrikaden gestiegen. Sie hat es geschafft, daß sich alle geschämt haben.«
    »Cora Cofelt?« Lanette war entsetzt. »O nein! Sie wird Roanna nie verzeihen, daß sie sie blamiert hat.«
    »Ganz im Gegenteil, Cora hat mich heute nachmittag angerufen und sich persönlich für ihr schlechtes Benehmen entschuldigt. Einen Fehler einzugestehen ist das Kriterium einer wahren Lady.«
    Roanna wußte nicht, ob diese Bemerkung auf Gloria gemünzt war oder nicht, denn Gloria hatte ganz sicher noch niemals einen Fehler zugegeben. Lucinda und Gloria waren einander sehr zugetan und hielten in einer Krise immer zusammen, aber in ihrer Beziehung gab es auch Ecken und Kanten.
    Webb und Roanna sahen einander an, und er lächelte. Roanna errötete und lächelte zurück.
    Nummer sechs, dachte er triumphierend.
    Die Vordertür wurde krachend zugeschlagen, und Bleistiftabsätze klapperten übers Parkett. »Juhuu!« rief Corliss. »Wo seid ihr? Ju ...«
    »Verdammt!« rief Webb und stieß zornig seinen Stuhl zurück. Der Alarm schrillte los, ein

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